High Heels im Hühnerstall
stattdessen langsam eine angenehme Wärme ausbreitete.
Louis, ihre erste große Liebe, ihr Seelenverwandter, hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht, wurde ihr klar, als begriff sie jetzt erst richtig, dass er sie heiraten wollte. Er hatte sie gefragt, ob sie den Rest ihres Lebens mit ihm und seinen Töchtern verbringen wollte, und sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen. Es war alles, was sie sich wünschte, er war alles, was sie wollte, und sie würde ihn heiraten. Auf einmal verspürte Sophie einen Adrenalinstoß, der dazu führte, dass sie sich im Bett kerzengerade aufrichtete. Die Zeit, auf dem Zaun zu sitzen und sich Gedanken über die Zukunft zu machen, war vorbei. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, sich auf das Morgen zu stürzen und sich darauf freuen, was vor ihr lag. Sie würde Louis Gregorys Frau werden, und sie konnte es kaum erwarten.
5
Im Morgengrauen stand Sophie vor Louis’ Haustür und war überrascht, dass er und die Mädchen schon auf den Beinen waren.
»Hallo«, sagte sie und drückte ihm einen innigen Kuss auf dem Mund. »Ich bin extra früh gekommen, um für euch alle Frühstück zu machen.«
»Tja, da hättest du hier übernachten müssen«, antwortete Louis und schlang die Arme um Sophie, während die Mädchen kichernd zusahen. »Ich musste meine Ausrüstung für dieses Mittagessen der Rubinhochzeit morgen in Penzance fertig zusammenstellen. Ich will die Hochzeitsfotos des glücklichen Paares vor der Kirche, in der es geheiratet hat, nachmachen, das ist wirklich nett. Du solltest die beiden unbedingt kennenlernen, Sophie. Mr und Mrs Harris sind sich begegnet und haben sich ineinander verliebt, als sie fünfzehn waren, sie haben geheiratet, bevor sie zwanzig wurden, und sind noch immer so glücklich und ineinander verknallt wie damals, vor vielen, vielen Jahren. Wer behauptet, dass junge Liebe nicht lange währt, was?«
»Ich«, antwortete Sophie fröhlich und setzte sich an den Küchentisch zu den Mädchen, die sich wie jeden Sonntagmorgen über ihren Berg von Toast und Marmelade hermachten. »Als ich heute Morgen aufgewacht bin, ist mir klar geworden, dass kaum ein Mensch weiß, dass wir heiraten. Und ich dachte, wir müssen es so vielen wie möglich sagen. Wir müssen anfangen, herumzutelefonieren!«
»Wirklich?«, fragte Louis und setzte sich neben sie. »Möchtest du es wirklich allen mitteilen?«
»Ja, selbstverständlich«, erwiderte Sophie. »Ich kann es gar nicht erwarten, dass die ganze Welt weiß, dass ich dich heiraten werde.«
Trotz ihrer Begeisterung war es am Ende Louis, der herumtelefonierte, sobald er das Frühstücksgeschirr abgeräumt und die Mädchen mit einer Kiste Legosteinen im vorderen Zimmer beschäftigt hatte. Er ging seine alten Adressbücher durch und rief seine Freunde an. Sophie dagegen tigerte in der Küche auf und ab, und ihre Freude kämpfte gegen ihr Nervenflattern an. Sie fragte sich, warum es ihr nur so viel schwerer fiel als Louis, die Nachricht zu verbreiten. Vielleicht lag das daran, dass er keine Mutter mehr hatte, der er es beibringen musste, überlegte sie. Hätte er es seiner Mutter sagen müssen, wäre er viel nervöser, denn schließlich weiß alle Welt, dass nichts wirklich real ist, bevor man es nicht seiner Mutter mitgeteilt hat. Selbstverständlich musste er es seiner Ex-Schwiegermutter beibringen, doch bis jetzt hatten sie noch nicht besprochen, auf wessen Liste dieser spezielle Name stehen sollte. Allerdings vermutete Sophie aufgrund von Louis’ Unbekümmertheit und Fröhlichkeit, dass er nicht davon ausging, er könnte auf seiner Liste stehen.
Das Einzige, was sie wirklich fürchtete, wurde Sophie klar, während sie mit dem Daumenballen über die Tasten ihres Handys strich, war die Möglichkeit, dass die Menschen, die sie liebte und die ihr wichtig waren, sie nicht ernst nehmen könnten. Sie musste ihnen begreiflich machen, wie glücklich sie war, wie ernst es ihr damit war, Louis zu heiraten, doch wichtiger als alles andere war, dass sie sich mit ihr freuten.
Da sie ihre Anrufe in Ruhe und ungestört erledigen wollte, ging Sophie in Louis’ Garten hinaus und setzte sich ganz am Ende auf die Bank, die die Mädchen Märchenlaube nannten, weil über ihr eine Kletterrose wuchs, deren seidig rosafarbene Blütenblätter beim leisesten Windhauch auf jeden, der darunter saß, hinabregneten. An diesem zum Glück warmen und trockenen Sonntagvormittag, der noch ganz schwach an die Hitze des vergangenen Sommers erinnerte, waren die
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