High Heels im Hühnerstall
Rosenblüten bei einen kurzen Regenguss am frühen Morgen bereits zerfallen, die vorher die Sitzfläche der Bank mit einem blassrosa Konfetti aus Blütenblättern bedeckt hatten.
Während sie durch das Adressbuch ihres Handys scrollte, machte sie sich in Gedanken eine Liste über die Reihenfolge ihrer Anrufe. Dann strich sie die Namen derjenigen aus, denen sie es am wenigsten mitteilen wollte, bis niemand mehr übrig war und sie wieder von vorn beginnen musste. Schließlich entschied sie, dass die einzig faire Möglichkeit darin bestand, alphabetisch vorzugehen. Sophie holte tief Luft, fand Cals Namen und drückte auf die Taste.
»Was ist? Hast du die Nase voll davon, deinen Liebhaber mit einem Schaf zu teilen?«, lautete Cals herzliche Begrüßung.
»Ach, wie professionell!«, erwiderte Sophie. »Offensichtlich geht es mit McCarthy Hughes den Bach runter – so unhöflich warst du nie, als ich dort gearbeitet habe.«
»Das liegt daran, dass bei dir Unhöflichkeit absolut tabu war – in jeder Hinsicht«, antwortete Cal. »Und außerdem haben wir Sonntagvormittag, und ich liege noch im Bett. Genau genommen kannst du von Glück reden, dass du mich nicht beim Sex mit irgendeinem schönen jungen Ding störst. Also komm schon, sag mir, in welcher Krise steckst du diese Woche? Hast du herausgefunden, dass du auf Streichrahm allergisch reagierst? Befürchtest du, die Einheimischen könnten versuchen, dich in einer Weidenfigur zu verbrennen? Du wirst dich allerdings beeilen müssen, wenn du von mir erwartest, dass ich wie üblich meine Perlen von Witz und Weisheit verteile, weil ich mich auf ein Frühstückstreffen morgen mit deinem alten Freund Jake Flynn vorbereiten muss. Er möchte, dass wir in diesem Jahr wieder die Weihnachtsfeier ausrichten, und sie soll größer und toller werden als die im letzten Jahr, und bis jetzt hat noch keiner eine Idee, wie das Kreuzfahrtschiff zu toppen sein könnte … Hast du vielleicht Vorschläge?«
»Du triffst dich mit Jake?« Als Sophie den Namen Jake Flynn hörte, vergaß sie ihre Neuigkeiten und Cals Frage völlig. Dabei hätte sie sich normalerweise mit Freuden darauf gestürzt, als handfesten Beweis dafür, dass sie bei McCarthy Hughes doch vermisst wurde, obwohl Cal Stein und Bein schwor, dass ihr Fehlen im Büro so gut wie gar nicht bemerkt wurde. Jake Flynn, ein gut aussehender New Yorker, war der Mann, in den Sophie sich gerade verlieben wollte, als Louis in ihr Leben getreten war. Damals war Jake ihr wichtigster Kunde gewesen, und sie plante gerade eine riesige Weihnachtsfeier für sein Unternehmen auf einem Ozeandampfer, der regelmäßig an der Tower Bridge festmachte. Von Anfang an hatte sie sich von ihm angezogen gefühlt, doch sie hatte ihre berufliche Beziehung zum Vorwand genommen, sich privat nicht zu engagieren. Früher, vor Bella und Izzy, war Sophie eine Meisterin darin gewesen, ihre Gefühle zu ignorieren und ihr Leben auf Distanz zu führen. Die alte Sophie wäre ganz zufrieden damit gewesen, an ihrer eigenen Art von Fernbeziehung mit Jake bis in alle Ewigkeit festzuhalten – eine Beziehung, von der er nicht einmal etwas zu wissen brauchte.
Als Cal Sophie mitgeteilt hatte, dass Jake sie mochte, wollte sie ihm nicht glauben, doch als Jake ihr es selbst sagte, war es schwierig gewesen, das zu ignorieren. Er war nett und geduldig und so verständnisvoll gewesen, als Sophie beschlossen hatte, eine Auszeit von der Arbeit zu nehmen, um sich um die Mädchen zu kümmern. Er hatte sie sogar so charmant und gekonnt geküsst, wie es sich eine Frau nur wünschen konnte. Ihre Münder hatten sich berührt, ohne dass allzu viel Spucke ausgetauscht worden war. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte Sophie Louis bereits kennengelernt, und obwohl es ihr nicht bewusst gewesen war, hatte sie nur noch Louis im Kopf gehabt. Sie würde nie erfahren, was zwischen ihr und Jake passiert wäre – ob sich mit der Zeit vielleicht eine ruhige und konventionelle Liebesaffäre entwickelt hätte. Jene Art von Beziehung, die sie sich gewünscht hätte. Ob womöglich jetzt, fast ein Jahr nach ihrer ersten Begegnung, eine Verlobungsanzeige in der New York Times erschienen wäre? Wahrscheinlich nicht, überlegte Sophie. Zwischen ihr und Jake war außer einer vagen Anziehung nichts gewesen. Die Leidenschaft hätte gefehlt, die mit Louis ständig vor sich hin brodelte und in dem Moment überzukochen drohte, in dem er den Raum betrat. Eine Hitze, in der sie sich bis zu ihrer eigenen Rubinhochzeit und
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