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High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowan Coleman
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nicht, wie viele Seelenverwandte ein Mensch in einem Leben genau haben konnte, aber ihr drängte sich der Eindruck auf, dass das ganze Konzept, wenn es mehr als einer sein konnte, weniger besonders war, als man sie hatte glauben lassen.
    »Ja, weißt du, der alberne Mist einer Teenagerliebe … Außerdem war sie das erste Mädchen, mit dem ich Sex hatte. Das war eine große Sache.« Louis ließ die Bombe ganz beiläufig platzen, als handelte es sich dabei um ein völlig unwichtiges Detail.
    »Du hast mit ihr geschlafen!« Sophie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme verriet, wie betrogen sie sich fühlte.
    »Komm schon, Sophie, das ist Jahre her. In unserem Alter haben wir zwangsläufig eine Vergangenheit; du kannst doch unmöglich eifersüchtig sein, oder? Schließlich warst du auch keine Jungfrau mehr, als ich dich kennenlernte.«
    Sophie wollte »nur aus technischer Sicht nicht« erwidern, aber sie ließ es sein.
    »Nein«, log sie stattdessen. »Nein, ich bin natürlich nicht eifersüchtig.«
    »Wir haben es!« Bella kam mit mehreren Blatt Papier hereingerannt, dicht gefolgt von Izzy, deren Erscheinen Artemis veranlasste, sich diskret aufs oberste Brett des Bücherregals zurückzuziehen, wo die Gefahr weit geringer war, unerwünschte Annäherungsversuche eines kleinen Mädchens abwehren zu müssen, das einfach nicht glauben wollte, dass die Katze es nicht lieb hatte.
    »Wir haben das schönste Kleid für dich entworfen, Tante Sophie«, erklärte Bella und legte ihr die Papierbögen auf den Schoß. »Aber wir haben das ›schnurrrste‹ Kleid geschrieben, weil wir es für eine Katze gemalt haben. Das ist lustig gemeint, verstehst du?«
    »Ja, ich verstehe.« Sophie nahm das Blatt in die Hand und schmunzelte über das Gebilde aus Glitzerklebstoff und Filzstift, das Bella und Izzy ihr geschenkt hatten. »Es ist wunderbar, und ich werde es sicher im Kopf behalten, wenn es so weit ist, ein Kleid auszusuchen.«
    Sophie hörte nur mit halbem Ohr hin, als die Mädchen zu plappern anfingen und ihr die Designmerkmale des Kleids erklärten, wie zum Beispiel die geheime Vorrichtung zum Anheben des Rocks beim Gang zur Toilette und eine gekühlte Rocktasche für Verderbliches.
    Während sie Bellas Plänen für eine Hochzeit mit dem Thema Pony zuhörte, überlegte sie, was es für einen Sinn hatte, Louis zu sagen, dass alles an Wendy Churchill in ihr Unbehagen und Anspannung auslöste. Dazu kam das Gefühl, zum falschen Zeitpunkt mit dem falschen Mann am falschen Ort zu sein. Dass Wendy ihr für eine Sekunde das Gefühl vermittelt hatte, der Eindringling in Louis’ Leben zu sein, wie sie schon manchmal vermutet hatte. Es war nichts weiter, als dass sich ihre übliche Paranoia und Neurose auf eine neue, grausame und ungewöhnliche Weise manifestierten. Es war nichts weiter passiert, als dass eine ihr unbekannte Frau ein wenig unhöflich zu ihr gewesen war und Louis ihr genau das erzählt hatte, worum sie ihn gebeten hatte. Schließlich wollte sie alles über seine Vergangenheit erfahren. Und außerdem musste sie Wendy Churchill ja nicht wiedersehen.
    Am späten Abend, als Sophie in der Pension in ihrem Bett lag und die Deckenrosette anstarrte, die den Lampenschirm mit Blumenmuster umgab, ertappte sie sich dabei, dass sie Louis’ Geschichte in Gedanken immer wieder durchging, Einzelheiten und Ausschmückungen hinzufügte und ihre eigenen Bilder von Louis und Wendy, wie sie Hand in Hand über sonnenbeschienene Kornfelder spazierten, vor Augen hatte. Sie schloss die Augen und versuchte angestrengt, an etwas anderes zu denken, dabei drehte sie den Verlobungsring, der sich in der Dunkelheit noch immer fremd an ihrem Finger anfühlte, doch die Gedanken an Louis und Wendy gingen ihr weiterhin durch den dummen, verwirrten Kopf.
    Schließlich setzte sie sich auf und knipste die Lampe neben ihrem Bett an. Müde stand sie auf und machte sich eine heiße Schokolade – netterweise stellte Mrs Alexander alle Dinge zum Tee- und Kaffeekochen in jedem Zimmer bereit – stieg wieder ins Bett und starrte erneut auf die Entwürfe des Hochzeitskleids, die sie, wie sie den Mädchen versprechen musste, über ihr Bett gepinnt hatte. Als sie die Zeichnungen genauer betrachtete und all die Bemerkungen las, die Bella so sorgfältig mit ihrer schönsten neu erlernten Schreibschrift dazugeschrieben hatte, und die ausgefallenen Details bemerkte, die Izzy hinzugefügt hatte, spürte Sophie, wie die Anspannung in ihrer Brust nachließ und sich

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