High Heels im Hühnerstall
auch wenn die Ehe absolut beschissen war – was meinst du?«
»Ich glaube, dass du wahrscheinlich an meiner Hochzeit einen abkriegst«, sagte Sophie, um Christina aufzumuntern. Auf einmal begeisterte sie der Gedanke, ein genaues Datum festzulegen, an dem sie Louis zu ihrem Ehemann machen würde. »Es werden Unmengen von Fischern und Surfern und überhaupt von Männern da sein, Hunderte.«
»Tatsächlich?« Christina lebte hörbar auf. »Wann findet sie statt? Ich kenne diesen Designer, der diese maßgeschneiderten persönlichen Einladungen macht … Er ist Single – na ja, wenn ich Single sage, meine ich, dass er noch nicht verheiratet ist, was vermutlich als Single gilt. Ich finde, Männer sind Freiwild, solange sie noch keinen Ehering am Finger haben, nicht wahr?«
Sophie dachte kurz an die Art und Weise, wie Wendy ihren Verlobten angesehen hatte.
»Nein, das finde ich nicht«, antwortete Sophie ein bisschen barscher, als sie eigentlich wollte.
»Ach, tut mir leid, ich vergaß«, erwiderte Christina. »Jetzt stehst du ja auf der anderen Seite.«
Sophie zögerte lange, bevor sie ihre Mutter anrief. Sie war sich bewusst, dass sie ihre Mutter nicht nur als Erste hätte anrufen müssen, egal, an welcher Stelle das »M« im Alphabet stand, sondern dass sie eigentlich mit ihrem Verlobten nach Hause fahren sollte, um ihr die Neuigkeit persönlich zu überbringen.
Iris Mills kannte ihren zukünftigen Schwiegersohn kaum, und obwohl sie Sophies plötzliche Abreise nach Cornwall mit Wohlwollen aufgenommen und sich sogar für sie gefreut hatte, war Sophie nicht sicher, wie sie dazu stehen würde, dass sie für immer wegzog. Die Beziehung zu ihrer Mutter war nicht einfach gewesen, seit ihr Vater, als sie noch ein Teenager war, plötzlich gestorben war. Seitdem hatte sich zwischen ihnen eine Kluft aufgetan; eine Art unausgesprochener und völlig unbegründeter Schuldzuweisung. Sophie war ihrer Mutter gegenüber immer aufmüpfig und ungeduldig gewesen, und nachdem der einzige Mann in ihrem Leben tot war, schien Iris sich von ihrer Tochter abgewandt zu haben und sich mehr um die verschiedenen verwahrlosten, streunenden Hunde zu kümmern, die sie in den Straßen Nordlondons aufsammelte, als um Sophie.
Erst als Sophie Bella und Izzy bei sich aufgenommen hatte, hatte sie sich Hilfe suchend an Iris gewandt. Es war das erste Mal, seit sie fünfzehn Jahre alt gewesen war, wodurch sich ihr Verhältnis verändert und Sophie eine Möglichkeit gefunden hatte, wieder eine Beziehung zu ihrer Mutter zu knüpfen. Iris hatte Sophie beruhigt, dass eine kleine Menge Katzenfutter eine Dreijährige wahrscheinlich nicht umbrachte; Iris hatte auf die Mädchen aufgepasst, obwohl sie wusste, dass die Gefahr von Brand- und Überschwemmungsschäden auf eine alarmierende Stufe anstieg, wann immer die beiden Kinder in der Nähe waren; und Iris war es, die Sophie darin bestärkt hatte, jede erdenkliche Situation meistern zu können; denn wenn jemand mit zwei kleinen verwaisten Kindern fertig wurde, dann war das ihre starke und tüchtige Tochter. Zum ersten Mal seit vielen Jahren begriff Sophie, dass ihre Mutter sie bewunderte, und langsam waren sie sich wieder nähergekommen. Seit Sophie nach St Ives gezogen war, telefonierten sie etwa zwei Mal pro Woche, aber sie hatten nie über irgendwelche ernsten Themen gesprochen. Jedes Mal erklärte ihre Mum, dass es sehr schön wäre, zu hören, wie glücklich und entspannt sie klang, und dann redeten sie die nächste halbe Stunde über Flöhe, Zecken und Hundewehwehchen.
Aber es gab kein Entrinnen; dieses Mal war kein Gespräch über Ohrmilben angesagt. Sophie musste ihrer Mutter von ihrer Verlobung erzählen.
Wie immer musste sie warten, bis die Kakofonie bellender Hunde nachließ, während ihre Mutter das schnurlose Telefon vor Scooby, ihrer dänischen Dogge, in Sicherheit brachte, über ein Rudel Hunde hinwegstieg und in die Küche ging, wo sie die meisten ausschließen würde, damit sie einigermaßen ungestört reden konnte.
»Hallo, Liebes«, sagte Iris. »Heute ist gar nicht dein Anruftag.«
»Nein?« Sophie war sich gar nicht bewusst, dass es einen bestimmten Tag für ihre Anrufe gab, aber sie war nicht überrascht; seit ihrer Ankunft hier hatte ihr Leben eine beruhigende Gleichförmigkeit angenommen. »Tja, das liegt daran, dass heute kein normaler Tag ist!«, fuhr sie fröhlich mit Hinweis auf ihre große Nachricht fort.
»Was du nicht sagst!«, seufzte Iris. »Erinnerst du dich an Skippers,
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