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High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowan Coleman
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Augen. »Und ja. Ja, Louis ist sein Vater. Aber er weiß nichts davon. Und Louis hat nie etwas davon erfahren – er wusste nicht einmal, dass ich schwanger war. Ich habe Louis seit über zwanzig Jahren nicht mehr gesehen – bis ich ihm neulich über den Weg gelaufen bin. Sehen Sie, Sophie, mir und Seth geht es gut. Wir sind glücklich ohne Louis. Wir kommen wirklich gut zurecht. Und wenn Sie und Louis heiraten wollen, vermute ich, dass auch Sie glücklich sind. Es muss sich also nichts ändern, oder?«
    Sophie blickte Wendy in die Augen. Etwa zehntausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf, und jeder schrie und wollte gehört werden, sodass keiner davon in dem Chaos einen Sinn ergab. Eines wusste sie jedoch. Wendy bat sie, Stillschweigen zu wahren.
    »Wendy, Sie haben mir gerade gesagt, dass der Mann, den ich heiraten werde, einen Sohn hat, von dem er nichts weiß. Wollen Sie mir im Ernst vorschlagen, ich soll ihm nicht sagen, dass er ein Kind hat – einen erwachsenen Sohn, der keine achtzig Kilometer von seinem Haus entfernt herumläuft?«
    »Genau das«, stellte Wendy ausdruckslos fest, und ihr Blick wirkte glasig und nachdenklich. »Wem würde das schaden?«
    »Das geht nicht. Das muss Ihnen doch klar sein«, erwiderte Sophie. »Ich kann vor dem Mann, den ich liebe, den ich heiraten werde, etwas so Wichtiges nicht geheim halten. Außerdem hat er ein Recht darauf, von seinem Sohn zu erfahren!« Sophie bemühte sich, mit leiser Stimme zu sprechen, und schwankte unter der Last des Wissens, die ihr mit einem Mal auferlegt war.
    »Nein, das hat er nicht.« Wendys Gesicht lief vor Wut rot an. »Ich habe es ihm aus gutem Grund nicht gesagt, und ich werde es ihm auch jetzt nicht sagen. Seth ist mein Sohn, ich habe ihn all die Jahre ganz allein großgezogen, und ich habe es gut hingekriegt, indem ich wie eine Verrückte gearbeitet habe. Er hat gar nichts mit Louis zu schaffen.«
    »Aber warum?«, fragte Sophie. »Warum haben Sie Louis nichts von ihm gesagt, wenn nicht damals, dann doch irgendwann in den vergangenen zwanzig Jahren?«
    Wendy schüttelte energisch den Kopf. »Ich hatte meine Gründe«, sagte sie warnend. »Und die gehen Sie gar nichts an.«
    »Mum, ich habe diesen Auftritt«, sagte Seth, der herüberkam und Sophie mit dem gleichen, unbekümmerten Lächeln wie sein Vater angrinste. »Wenn ich jetzt nicht gehe, verpasse ich den Soundcheck und werde gefeuert. Wieder einmal.«
    »Also, dann geh.« Wendy lächelte nachsichtig, zog ein paar Geldscheine aus ihrer Gesäßtasche und drückte sie ihm in die Hand. »Ich sehe dich morgen hier zur gleichen Zeit, ja? Trink nicht so viel und …«
    »Mutter, ich bin erwachsen«, wandte Seth ein und zwinkerte Sophie zu, dann beugte er sich zu seiner Mutter herab und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Es sind vielmehr die Damen, die auf der Hut sein müssen.«
    Die beiden Frauen blickten ihm nach, und sein vertrauter Gang, selbst die Art, wie er seine Haare zurückwarf, erinnerte an Louis und ließ Sophies Herz höher schlagen.
    »Verstehen Sie doch«, erklärte Wendy, deren Miene ein wenig sanfter wurde, was Sophie aus irgendeinem Grund noch einschüchternder fand, »ich sage ja nur, dass sich nichts zu ändern braucht. Und wenn Sie sich eine Sekunde Zeit zum Nachdenken nehmen, wird Ihnen klar werden, dass es das Beste ist. Sie können tun, was Sie wollen, Ihre Hochzeit feiern, Ihr Leben führen, und ich meines. Niemand braucht es zu wissen.«
    Sophie schüttelte den Kopf. Innerhalb von zwanzig Minuten hatte sich alles verändert, und es gab keine Möglichkeit, die Dinge wieder zurechtzurücken.
    »Wendy, es tut mir leid, aber ich liebe ihn, wir haben zusammen eine Menge durchgemacht, und was für ein Mensch, was für eine Ehefrau wäre ich, wenn ich das vor ihm geheim halten würde?«, fragte sie.
    »Sie werden es bereuen«, erklärte ihr Wendy leise. »Das verspreche ich Ihnen. Das gemütliche kleine Leben, das Sie meinen, sich gesichert zu haben, wird für immer dahin sein.«

7
    Sophie stand auf dem Schulhof und wartete auf Louis und Izzy, um Bella abzuholen. Sie und Carmen sollten eigentlich den ganzen Tag unterwegs sein, deshalb hatte Louis den Nachmittag frei, um Izzy und Bella abzuholen. Hier würde er mit Sicherheit auftauchen, und sie wusste, dass sie ihn möglichst bald sehen musste, um ihm von Wendy und Seth zu erzählen. Sie musste ihm von seinem Sohn erzählen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie es ihm sagen würde, aber sie wusste, dass sie nicht

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