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High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowan Coleman
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Mutter, ich weiß nur, dass das von großer Bedeutung ist, Sophie. Du musst dir das gründlich überlegen, bevor du es durchziehst.«
    Sophie starrte auf die Straße, während sie sich das Gespräch mit Louis über seinen unbekannten Sohn ausmalte.
    »Also«, sagte sie nachdenklich, »ich kann keinen Mann heiraten, vor dem ich ein solch großes Geheimnis verberge. Ich mag es mir ja wünschen, ich mag mir wünschen, weiterzumachen und so zu tun, als hätte ich Wendy und Seth nicht getroffen, aber das kann ich nicht. Denn was ist, wenn Louis die Sache mit Seth auf andere Weise herausfindet, wenn er ihm und Wendy genauso über den Weg läuft wie ich? Cornwall ist nicht groß, und beide arbeiten in der Hochzeitsbranche – es ist also nur eine Frage der Zeit. Und wenn er herausfindet, dass ich es wusste und ihm nicht gesagt habe? Niemand kann auf einer solchen Lüge eine Ehe aufbauen. Carmen, das ist einfach nicht richtig. Ich muss es ihm also sagen, nicht wahr?«
    Carmen nickte bedächtig, umfasste Sophies Gesicht mit beiden Händen und drehte sie zu sich um, damit sie sie ansah.
    »Meine Liebe, du hast recht – du musst es tun«, sagte Carmen. »Es bleibt dir keine andere Wahl.«
    Izzy entdeckte Sophie zuerst, sie trug noch immer ihre Kindergartenuniform, die jetzt allerdings mit Farbklecksen und möglicherweise Marmelade und etwas anderem bekleckert war, von dem Sophie hoffte, dass es Schokolade war.
    »Tante Sophie!«, rief sie glücklich aus, während sie auf Sophie zurannte, die sie in die Höhe hob und die klebrige Wange des Kindes gegen die ihre drückte, als sie Louis am Tor neben einer der Mütter stehen sah, der gewiss eine Verabredung für Izzy zum Spielen arrangierte. Louis war bei den Müttern sehr beliebt, ein alleinerziehender Vater, der sich mit seinen Kindern durchschlug. Sie liebten ihn alle. Eigenartigerweise hatten sie selten mehr als zwei Worte mit Sophie gewechselt, und sie vermutete immer, dass das daran liegen konnte, weil sie keine richtige Mutter war, offiziell also nicht zum Club zählte, da sie kein Kind zur Welt gebracht hatte. Sie konnte sich natürlich täuschen, aber manchmal war es weitaus einschüchternder und cliquenhafter, auf dem Pausenhof zu stehen und die Mädchen entweder zu bringen oder abzuholen, als damals, als sie selbst noch zur Schule ging.
    »Hallo, Süße. Wie war es heute in der Schule?«, fragte Sophie und achtete darauf, fröhlich zu klingen. Wehe jedem, der Izzys halben Tag im Kindergarten als etwas Geringeres als den Besuch der Schule bezeichnete. Die Vierjährige nahm die Sache sehr ernst und betrachtete sich ebenso als Schülerin wie ihre große Schwester.
    »Wir haben Buchstaben gelernt und Rollenspiele gemacht«, erklärte ihr Izzy. »Und beim Show and Tell habe ich ›Ich werde Brautjungfer mit Flügeln und einem langen Rock sein‹ vorgeführt. Aber ich musste fast alles erzählen, weil ich nichts zum Zeigen hatte.« Sie neigte den Kopf zur Seite, und ihre Lockenpracht fiel ihr vors Gesicht. »Wann besorgen wir genau meine Flügel, und wie oft darf ich sie anziehen? Erinnerst du dich an mein Prinzessinnenkostüm, Tante Sophie? Ich vermisse mein Prinzessinnenkleid, was ist damit passiert?«
    Sophie erinnerte sich sehr gut an dieses Kleidungsstück, das die damals drei Jahre alte Izzy getragen hatte, als sie vor mehr als einem Jahr in ihrer Wohnung aufgetaucht war, um bei der Tante, ihrem Vormund, zu bleiben, die sie kaum kannte. Das war ein Kleidungsstück, das auszuziehen sie sich weigerte, koste es, was es wolle. Irgendwann hatte Sophie sogar auf die Notlösung zurückgegriffen und sie in dem Kleid gebadet, um es sauber zu bekommen. Izzy hatte sich mit der Entschlossenheit und dem Eigensinn, den nur ein kleines Kind aufbringt, an dieses Kleid geklammert, und Sophie hatte lange gebraucht, bis ihr klar wurde, dass es ihre Kuscheldecke war, der vertraute Gegenstand in einer Welt voller fremder Gesichter und Orte. In einer Welt, in der sie in einem Augenblick noch im Auto ihrer Mutter gesessen und die Lieder aus dem Radio mitgesungen hatte – und im nächsten war ihre Mami tot, und sie war allein. Als das Kleid völlig abgetragen war, hatte Sophie es ersetzt, doch da sie nach St Ives zurückgekehrt waren, hatte sie angenommen, Izzy hätte ihre Besessenheit inzwischen abgelegt. Sollte sie sich Sorgen machen, dass die Kleine es jetzt erwähnte? Konnte es ein Zeichen dafür sein, dass sie nicht so glücklich war und sich nicht so geborgen fühlte, wie Sophie

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