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High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowan Coleman
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Carmen, folgte ihr aber dennoch.
    »Ich höre auf mit dem Kuchenessen, aber jetzt bin ich von all der Spitze und den Pailletten erschöpft. Ich spüre, wie mein Blutzucker sinkt, und dabei haben wir noch gar nicht richtig angefangen. Ich brauche einen Notfallkuchen. Das ist eine medizinische Maßnahme.«
    »Mir hat das Letzte mit dem Reifrock und den Ärmeln gefallen«, sagte Carmen, während sie hinter Sophie her hetzte und Mühe hatte, auf ihren hochhackigen Stiefeletten mit dem zielsicheren Schritt ihrer Freundin mitzukommen.
    »Um Himmels willen! In dem habe ich ausgesehen wie ein als Hammel verkleideter Schafskadaver!«, entgegnete Sophie, deren Blick fest auf die Backwaren gerichtet war.
    »Na ja, dann das Goldene mit den Schleifen und dem Glitzereffekt, das war wirklich etwas Besonderes.«
    »Allerdings. Es hat mir gefallen, alle diese Kleider anzuprobieren, vor allem das Rosafarbene mit den Schmetterlingen und dem Strass …«
    »Und das mit dem Ausschnitt, der so tief war, dass der Pfarrer dir bis zum Nabel sehen könnte …«
    »Aber keines dieser Kleider war das Richtige, Carmen. Ich brauche das richtige Kleid, und zwar umgehend. Ich muss das richtige Kleid finden, und habe gerade alle Brautkleider anprobiert, die es in der Geschichte der Hochzeiten je gegeben hat, und habe das Richtige nicht gefunden und … Und ich brauche einen Kuchen. Jetzt. Sieh mal, da drüben«, sagte Sophie und hastete auf einen Stand zu, über dem ein Schild hing: Himmlische Kuchen – Glück mit einem Biss. »Genau das meine ich.«
    »Das Wichtigste ist, dass du umwerfend ausgesehen hast.« Carmen stöckelte weiter und versuchte neben ihr zu bleiben. »Ganz ehrlich. In jedem dieser Kleider, selbst in den scheußlichen hast du gestrahlt. Du hast solches Glück, den Mann zu heiraten, den du liebst.«
    »Du könntest James auch heiraten, wenn du wolltest, oder?«, fragte Sophie und blieb so abrupt bei den Himmlischen Kuchen stehen, dass Carmen gegen sie stieß.
    »Eigentlich nicht – ich bin noch verheiratet«, erklärte Carmen achselzuckend.
    »Warum lässt du dich nicht von deinem Ex scheiden?«, fragte Sophie.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Carmen und seufzte, als sie den Blick über die ausgestellten Mustertorten schweifen ließ. »Ich warte noch, denke ich …«
    »Worauf?«, wollte Sophie wissen. »Du bist hierher gezogen, du lebst mit James zusammen. St Ives ist jetzt deine Heimat. Worauf willst du noch warten?«
    Carmen überlegte einen Augenblick und sah aus, als wollte sie noch etwas sagen. Dann wanderte ihr Blick an Sophie vorbei auf etwas hinter ihr, und plötzlich machte sie große Augen.
    »Das ist dein Kleid«, hauchte sie. »Das ist das perfekte Kleid für dich.«
    Sophie drehte sich um und sah ein Model in einem schlicht geschnittenen elfenbeinfarbenen Satinkleid gelassen vorbeigehen, das ihre Hüften umspielte und bei jeder ihrer Bewegungen raschelte wie der Schaum der hereinkommenden Flut. Der tiefe Ausschnitt vorn und hinten war einfach mit kleinen Perlen eingefasst, und das vom Stoff reflektierte Licht ließ die Haut der jungen Frau schimmern.
    »Ich will dieses Kleid«, sagte Sophie, die auf einmal kaum mehr Luft zu bekommen schien. »Ich muss diesem Kleid unbedingt folgen und es kriegen. Welche Größe dieses Model wohl hat, denn das ist genau das richtige Kleid für mich. Vielleicht könnte ich ihr Kleid kriegen und es gleich heute mit nach Hause nehmen, was meinst du? Glaubst du, die nehmen an Ort und Stelle Änderungen vor? Ich brauche dieses Kleid und habe nur neunzig Tage Zeit …«
    »Du meine Güte …« Carmen griff nach einem quadratischen, mit Guss überzogenen Stück Obstkuchen vom Tisch der Himmlischen Kuchen und schob es Sophie in den Mund. »Halt die Klappe und beruhige dich, Frau.«
    Sophie war über Carmens Taktik, sie zum Schweigen zu bringen, entsetzt, aber der Kuchen war köstlich, deshalb entschied sie sich dagegen, ihn auszuspucken.
    »Iss den Kuchen, genieße ihn, denk nur daran, und entspanne dich. Wir gehen gleich zum Laufsteg hinüber und erkundigen uns, wer dieses Kleid herstellt, und dann kannst du es anprobieren. Alles wird gut«, erklärte Carmen, während Sophie kaute. »Tja, ich weiß nicht, wie du zu Hüten stehst, aber ich überlege, mir als deine erste Brautjungfer einen echten Hingucker zu kaufen, was meinst du? Du darfst schlucken, bevor du antwortest.«
    Die beiden Frauen starrten sich ein paar Sekunden an, bis Sophie schließlich den Kuchen hinuntergeschluckt

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