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High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowan Coleman
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hatte.
    »Ach, ja, die Frage, wer erste Brautjungfer wird, ist noch nicht abschließend geklärt«, sagte Sophie und dachte an die drei Erwachsenen und zwei Kinder, die bislang um dieses Amt konkurrierten. »Nicht etwa, dass ich dich nicht lieb hätte oder so, sondern vielmehr, weil … Oh, mein Gott, da ist Louis! Was macht der denn hier?«
    Sie spürte einen Anflug von Erleichterung, als sie Louis’ Hinterkopf und Schultern am Stand für Hochzeitsunterwäsche ein paar Meter weiter erblickte. Aus irgendeinem Grund schien er einen Karton mit Rüschenslips durchzukramen.
    »Louis!«, rief sie, aber er drehte sich nicht um.
    »Bist du sicher, dass er es ist?«, fragte Carmen, die vorübergehend vom Problem der Brautjungfernschaft abgelenkt wurde. »Was zum Teufel sucht er denn da, vielleicht hat er eine Schwäche für Strings, die er dir erst in der Hochzeitsnacht beichten will. Warum steckt er den Kopf sonst in einen Karton voller Slips?«
    Sophie hastete auf ihn zu.
    »Tja, er hat gesagt, dass er gern mit uns kommen und bei den Hochzeitsfotografen ein bisschen Industriespionage betreiben würde, ihre Preise erfragen und dergleichen, wenn er dieses Pasteten-Shooting nicht machen müsste. Vielleicht war er früh fertig und ist hergekommen, um nach mir Ausschau zu halten. Komm schon, holen wir ihn und zeigen ihm das Kleid …«
    »Nur über meine Leiche!«, schnauzte Carmen und hielt Sophie zurück, indem sie ihr die Hand auf die Schulter legte. »Du willst dem zukünftigen Bräutigam das Brautkleid zeigen? Kennst du dich denn gar nicht mit den Grundlagen der Hochzeitsetikette aus? Du weißt schon, beispielsweise deine einzige erwachsene Freundin, die dich auf Hochzeitsmessen begleitet, zu fragen, ob sie deine erste Brautjungfer werden will. Außerdem ist das gar nicht Louis, denn seit wann trägt Louis enge schwarze Hüftjeans und einen nietenbesetzten Ledergürtel?«
    Sophie hielt inne und sah die Gestalt noch einmal an. Carmen hatte recht, das war nicht Louis.
    »Aber er sieht wirklich aus wie er, nicht wahr?«, sagte sie. »Seine Haare, seine Schultern, selbst die Art und Weise, wie er dasteht. Es könnte …« Sie verstummte mitten im Satz, als die Person sich umdrehte. »… Louis sein.«
    Der Mann war jung, vielleicht zwanzig oder einundzwanzig Jahre alt, und trug noch immer Spuren von Akne um das Kinn, aber er stand mit der Zuversicht und Selbstsicherheit eines deutlich älteren Mannes da, ohne jene Art Unbeholfenheit, die manche junge Männer an den Tag legen, wenn sie noch nicht recht wissen, wie sie ihre Gliedmaßen gleichzeitig bewegen sollen. Und er sah fast genauso aus wie Louis.
    »Er sieht ihm wirklich ähnlich«, stellte Carmen fest und stieß Sophie in die Rippen. »Mach ein Foto mit deinem Handy, dann können wir Louis, wenn wir nach Hause kommen, aufziehen, dass er ein uneheliches Kind hat.«
    »Das muss ein Verwandter von ihm sein«, erklärte Sophie, während sie den jungen Mann beobachtete, der ohne ein Zeichen von Verlegenheit Rüschenunterwäsche auf einen Ständer hängte. »Ein Cousin oder so. In jedem Fall. Schau dir den Mund an … Die Lippen sind genau wie die von Louis. Ich muss ihn fragen, weil Louis meines Wissens keine Verwandten hat. Ich wette, er würde sich wirklich freuen, wenn ich ihm einen Cousin präsentieren würde. Einen verloren geglaubten Verwandten – das wäre das perfekte Hochzeitsgeschenk.«
    »Ich würde ihn als Weihnachtsgeschenk nicht zurückweisen«, hauchte Carmen, während sie zusahen, wie der junge Mann locker mit einer Braut und deren Mutter flirtete und ihnen ein rüschenbesetztes blau-cremefarbenes Strumpfband anpries.
    »Hände weg, Carmen«, zischte Sophie, deren Besitzerinstinkte auf einmal geweckt waren. »Deine Quote an jungen Männern ist längst erfüllt. Der gehört mir.« Sophie wischte sich ein paar Kuchenkrümel vom Mund und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, dann ging sie auf den jungen Mann zu und hatte den Eindruck, die Zeit zurückzuschrauben und die Chance zu bekommen, die Liebe ihres Lebens noch einmal neu kennenzulernen, als er noch ganz jung war, als er noch keinen Ballast mit sich herumtrug, als er noch unbekümmert war.
    »Hallo«, sagte sie und lächelte ihn an. Er lächelte zurück und war wirklich attraktiv. Sophie fiel es schwer, ihre Verwirrung und die Schmetterlinge im Bauch unter Kontrolle zu bringen, und sie spürte, wie sie errötete.
    »Sie sind wirklich eine Braut, die errötet.« Er lächelte und hielt ihrem Blick stand.

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