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High Heels mit acht, Diaet mit neun

High Heels mit acht, Diaet mit neun

Titel: High Heels mit acht, Diaet mit neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Carey
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hässlicher und noch depressivervor. Aber gleichzeitig kann ich einfach nicht aufhören, darin zu blättern.«
    Miriam, 16 Jahre
    Vor ein paar Tagen habe ich einmal alle Fotos von Frauen gezählt, die meine ältere Tochter auf dem Heimweg von der Schule aus dem Bus zu sehen bekam. Auf der halbstündigen Fahrt waren es mehr als 20. Auf den meisten Bildern waren die Frauen spärlich bekleidet oder in Unterwäsche. Im Allgemeinen trugen sie 20 bis 50 Prozent weniger Kleidungals die Männer. Manche von ihnen tauchten mehrmals auf. Während ich mich so umsah, war ich nicht mehr überrascht, dass meine jüngere Tochter Clio – sie ist fünf Jahre alt– mich neulich gefragt hat: »Warum denken die Leute eigentlich, dass Busen so wichtig sind?«
    Es ist nichts Neues, dass der weibliche Körper dazu eingesetzt wird, Waren zu verkaufen. Aber während die Werbeflächen früherer Zeiten ein Stereotyp der braven Hausfrau zeigten, herrscht heute ein ganz anderes Frauenbild vor. Frauen in der Werbung sind jetzt spärlich bekleidete, sexuell aggressive, provokante Weibchen. Sie scheinen den Softpornos entsprungen, die angesichts der inzwischen verfügbaren Hardcore-Vielfalt zu einem Teil der breiten Masse geworden sind. Wo wir auch hinsehen, arbeitet die Werbebotschaft dieser Bilder mit unseren Ängsten in Bezug auf unser eigenes Aussehen. Sie entlarvt unsere Schwachstellen oder weist uns erst darauf hin, dass wir welche haben. Sie macht erwachsenen Frauen weis, dass sie jünger, zarter oder sportlicher aussehen müssten. Reklame wirkt, indem sie uns das Gefühl vermittelt, uns würde etwas fehlen. Und wenn sie schon bei uns erwachsenen Frauen funktioniert, wie stark und schädlich muss sie erst auf junge Mädchen wirken, die noch auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt sind? Wie wirkt sie auf Menschen, die noch nicht alt genug sind, um zu wissen, dass kein Produkt der Welt sie auf magische Art und Weise zu der Person machen wird, von der ihnen gesagt wurde, sie sollten sie sein?
    Versuchen Sie, einen Tag lang diese Botschaften mit den Augen eines Kindes zu sehen, das gerade versucht, sich eine Vorstellung davon zu machen, was es bedeutet, eine Frau zu sein. Mädchen im Teenageralter beginnen verstärkt damit, aktiv in Zeitschriftennach Bildern zu suchen, an denen sie sich orientieren können. Oder, wie ein Mädchen, das von »Girlguiding UK« befragt wurde, erklärte: »Als ich elf war, habe ich zum ersten Mal eine Teenager-Zeitschrift gelesen, und da hat es irgendwie Klick gemacht: ›So sollte ich sein.‹« 82 Aber klar ist: So kann niemand sein. Studien bestätigen regelmäßig, dass die Frauen, die im Fernsehen und in Zeitschriftenzu sehen sind, durchschnittlich 15 Prozent dünner sind als der Durchschnitt, und zudem wird die große Mehrzahl der Bilder in den Zeitschriften mittlerweile digital perfektioniert. Trotzdem nehmen sich Mädchen diese Bilder zum Maßstab. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2005 mit 140 britischen Mädchen zwischen elf und 16 Jahren hat herausgefunden, dass es bei ihnen zu einer drastischen Minderung der Zufriedenheit mit ihrem Körper und des Selbstwertgefühlsführte, wenn sie den Bildern der Models in den Zeitschriften ausgesetzt waren. 83
    Als Teenager in den 1980er Jahren – also in einer Epoche, in der heranwachsende Mädchen nicht im selben Maße als Zielgruppe entdeckt waren wie heute – besaß ich ein Sammelalbum. Wenn ich ein Foto von einem Model fand, das ich mochte, habe ich es ausgeschnitten und dort eingeklebt. Es war eine merkwürdige Form von Selbstquälerei. Ich habe Stunden damit zugebracht, herauszufinden, warum diese Mädchen so perfekt aussahen, wo ich doch in der wirklichen Welt niemals solche makellosen Schönheiten sah. Ich war damals noch im Wachstum, meine Haut war in Aufruhr und meine Proportionen waren eher unregelmäßig. Bis heute erinnere ich mich an den Schmerz, den ich empfand, weil ich mich nie mit diesen Mädchen würde messen können, mit ihrer perfekten Haut und ihren schmalen Nasen.
    Das ist jetzt 30 Jahre her. Vielleicht können Sie sich von daher vorstellen, wie sich unsere Töchter heute fühlen müssen angesichts dieser Bilder, die sich tausendfach in den Zeitschriften finden, die ganz bewusst auf sie abzielen und die ihnen sagen, dass sie aussehen können wie die Promis. Durchschnittlich bekommen unsere Töchter pro Tag etwa 400 Bilder zu sehen, die ihnen zeigen sollen, was es heißt, schön zu sein. Es fängt an mit Zeitschriften für junge Mädchen

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