High Heels mit acht, Diaet mit neun
wie dem »Barbie-Magazin«. Aber sobald unsere Mädchen sich nicht mehr für Ponys und Feen interessieren, werden ihnen Make-up-Tipps und Jungs angeboten. Eine Analyse der Zeitschriften für junge Mädchen durch das »Australia Institute« hat gezeigt, dass bis zu 75 Prozent der Zeitschriften-Inhalte aus sexualisierendem Material bestehen. 84
Was Sie tun können
Begrenzen Sie den Zugriff Ihres Kindes auf Beauty- und Fashion-Magazine. Diese Zeitschriftenenthalten mehr Werbung für Schönheitsprodukte als echte Artikel. Als erwachsene Frau können Sie das eine vom anderen unterscheiden – ein heranwachsendes Mädchen kann dies nicht. Es gibt eine Menge anderer interessanter Publikationen, die Sie im Haus haben können.
Diskutieren Sie mit Ihrer Tochter die feine Trennlinie zwischen unangebracht und modisch. Wenn sie von Promisbesessen ist, dann zeigen Sie ihr schön gekleidete Frauen, die nicht so viel nackte Haut zeigen müssen.
Lesen Sie Zeitschriften gemeinsam. Wenn Ihre Tochter an Mode interessiert ist, sollten Sie sich auf jeden Fall die neuesten Ausgaben der einschlägigen Magazine ansehen. Sprechen Sie mit Ihrer Tochter aber auch darüber, wie unrealistisch die Bilder sind.
Beschweren Sie sich. Wenn Sie einen Artikel in einem Magazin für Mädchen sehen, der unverantwortlich mit dem Thema »Sex« umgeht, dann können Sie sich beim Deutschen Presserat beschweren – der freiwilligen Selbstkontrolle der Presse –, der sich auch zu Fragen der Darstellung sexueller Inhalte in Jugendmagazinen äußert. Wenn wir uns nicht beschweren, wird die Zeitschriftenindustrie vermutlich behaupten, es gebe kein Problem.
Bringen Sie Ihrer Tochter das F-Wort bei
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich mit fünf Jahren den »Miss Welt«-Wettbewerb im Fernsehen gesehen habe – das war eines der TV-Highlights des Jahres. Weil mir niemand etwas anderes gesagt hatte, dachte ich, für eine Frau müsse es der Gipfel des Erfolges sein, im Badeanzug und mit einer Tiara gekrönt auf einer Bühne zu stehen. Ich erinnere mich noch deutlich daran, dass ich zu meinem Vater sagte: »Wenn ich groß bin, will ich Miss Welt werden.« Aber als ich groß wurde, erfuhr ich auch, dass Menschen gegen dieses Event demonstrierten. Durch den Protest anderer wurden meine Augen geöffnet für die Tatsache, dass Frauen nicht beurteilt und mit Noten von 1 bis 10 bewertet werden dürfen, so wie man das mit Vieh macht. Ich änderte infolgedessen meine Meinung darüber, was ich werden wollte, und hoffte, dass es mir gelingen würde, mehr zu erreichen.
Auch dank solcher Proteste bekamen die Frauen mehr Rechte am Arbeitsplatz, und es schien bereits, als ob die Schlacht gewonnen wäre. Aber dann schlug die Medien- und Pop-Kultur zurück. Mit Madonnas konischen Büstenhaltern schienen sexuelle Posen auf einmal der Sache der Frauen zu dienen; »Girl power« trug dazu dabei, es für Frauen akzeptabel erscheinen zu lassen, sexuell aggressiv zu sein, und Pornographiewurde zu einem schicken und verwegenen Zeitvertreib auch für Frauen. Egal, wie sehr sie vom Kampf früherer Jahre für mehr Frauenrechte profitierten – für manche Frauen wurde »Feminismus« zu einem anstößigen Wort, das gleichermaßen für Humorlosigkeit wie für Männerhass stand. Mittlerweile haben wir eine Gesellschaft, in der die »sexuelle Befreiung« dazu geführt hat, dass unsere Töchter denken, man müssewie eine Schlampe aussehen, um sexy zu wirken, und Selbstbewusstsein bedeutet sich auszuziehen. Und eigentlich wissen wir gar nicht so recht, wie es dazu gekommen ist.
In einer Probeumfrage unter Mädchen im Teenageralter las ich, dass die meisten keine Ahnung hatten, was Feminismus ist – oder dass die Frauen ihn jemals gebraucht haben. Aber wie sollten unsere Töchter ohne ihn überhaupt wissen, dass ihr Geschlecht eine Stimme hat, dass Dinge sich ändern können und dass sie sich nicht an die heutigen sinnleeren Stereotypen anpassen müssen, wenn sie es nicht wollen? Wenn Ihre Tochter älter wird, erzählen Sie ihr, wie hart die Frauen bis in die jüngere Vergangenheit zu kämpfen hatten. Bringen Sie sie dazu, dass sie sich die Frage stellt, ob die Gleichberechtigung tatsächlich verwirklicht ist – nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in Bezug auf Aussehen und Auftreten. Sonst werden unsere Töchter nicht wissen, wie weit sie schon gekommen sind – oder wofür sie noch kämpfen müssen.
Kanalisierter Sex: Was das Fernsehen mit den Mädchen macht und was man
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