High Heels mit acht, Diaet mit neun
gerundeten Arme und Beine des Kleinkinderalters, während ihre Freundinnen schon die typischen langen, schmalen Gliedmaßen der etwas älteren Kinder besaßen. Ihre Tränen waren ein Schock für mich, denn ich hatte immer versucht, ihr im Blick auf ihr Aussehen deutlich meine Liebe und Akzeptanz zu zeigen – und ich hatte sie niemals kritisiert oder ihr Äußeres kommentiert.
In den darauffolgenden Tagen wurde deutlich, dass meine Ermutigungen Lily nicht erreicht hatten – und dass der Gruppendruckund die unausgesprochenen Erwartungen, dass Mädchen ein bestimmtes Aussehen haben sollten, sie viel stärker beeinflusst hatten. Obwohl ich mir alle Mühe gab, sie behütet aufwachsen zu lassen, wurde Lily im Eilzugtempo durch ihre Kindheit gejagt. Woher wusste sie überhaupt etwas über Kalorien – oder dass Zucker voll davon ist? Ich begann mich zu fragen, ob sie und ihre Freundinnenin der Zeit, die sie gemeinsam verbrachten, statt »Himmel und Hölle« zu spielen, nicht Diättippsaustauschten.
Wie vielen anderen besorgten Elternauch war mir bis dahin zwar bewusst, dass bei unseren Töchtern irgendetwas ziemlich schieflief, weil Mädchen heute viel zu schnell erwachsen werden. Diese Tatsache ist durch viele Studien und in allen Gesellschaften der westlichen Welt bekannt. Studien aus verschiedenen westlichen Ländern – den USA, Australien, den Niederlanden und Großbritannien – haben sich intensiv damit befasst. Doch trotz aller gründlichen Erforschung – und der schnellen Schritte seitens der Regierungen zur Regulierung der Medien, der Vermarkter und des Internets – fand ich nur wenig Material, das Eltern darüber informierte, wie sie ihre Mädchen schützen könnten.
Jetzt, wo Lilys Unbeschwertheit in Gefahr war, wusste ich nicht, was ich sagen oder tun sollte, um die Botschaften zu stoppen, die sie in dieser kritischen Phase ihrer Entwicklung erreichten. Oder wohin ich mich wenden sollte, um Hilfe zu bekommen. Ihre Tränen war für mich eine unmissverständliche Warnung, dass es nicht möglich sein würde, meine Mädchen komplett abzuschirmen – und eine Mahnung, dass die Unbeschwertheit, sollte sie einmal weg sein, für immer verloren ist. Aber als Journalistin und Autorin zum Thema »Erziehung« konnte ich mich nicht damit abfinden, dass Eltern machtlos zusehen sollen, wie Marketing und Medien die Kindheit ihrer Töchter untergraben. Während der folgenden zwei Jahre führte ich Interviews mit Psychologen, Erziehungsfachleuten, Lehrern und mehr als 80 Familien. Ich wollte herausfinden, wie man die Mädchen bestmöglich vorbereiten und schützen kann. Ich begann meine Arbeit, ohne eigentlich zu wissen, ob es auf meine Fragen überhaupt eine Antwort gab. Aber nach und nach entdeckte ich eine zunehmende Übereinstimmung.
Solange es nicht dazu kommt, dass die Sexualisierungunserer Kinder gesellschaftlich wieder einhellig abgelehnt wird, macht es keinen Sinn, unsere Kinder wegzusperren wie Rapunzel in den Turm. Wie bei vielen anderen Eltern war dies auch mein erster Impuls gewesen. Aber unsere Töchter nehmen die Sexualisierunggewissermaßen bereits mit der Atemluft auf. Auch wenn die Regulierung der Medien sicher eine Hilfe bedeutet, müssen die entscheidenden Schritte von Einzelnen unternommen werden: Wir müssen uns als Eltern selbst im Auge behalten, unsere Töchter unterstützen und ihnen nicht nur Einsichten anbieten, sondern auch Alternativen.
Deshalb verfolgt dieses Buch einen dreifachen Ansatz:
Um von der bestmöglichen Ausgangsposition starten zu können, um unsere Mädchen zu schützen, geht es im ersten Teil darum, wie wir so an unseren eigenen Haltungen und Gedanken arbeiten, dass die bewussten und unbewussten Botschaften, die wir unseren Mädchen senden, hilfreich, deutlich und stimmig sind.
Der zweite Teil des Buches behandelt das Selbstwertgefühl. Wie können wir es bei unseren Kindern fördern und stärken und sie so wenigstens gegen die schlimmsten Auswirkungen des Zeitgeistes immunisieren? Wenn wir in den prägenden Jahren unserer Mädchen ein starkes Selbstvertrauen als Grundlage schaffen können, dann werden sie eher in der Lage sein, dem Druck standzuhalten, sich selbst auf die bloße Summe ihrer körperlichen Eigenschaften zu reduzieren. Wenn wir in den Jahren zwischen sieben und zwölf, dem »Tween«-Alter also,mit unseren Töchtern intensiv in Kontakt bleiben, dann haben wir die Chance, näher an ihnen dran zu sein, wenn es wirklich hart auf hart kommt – und ihnen zu
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