High Heels mit acht, Diaet mit neun
dagegen tun kann
Wenn Sie einen weiteren Blick zurück auf Ihre Kindheit werfen, werden Sie entdecken, dass einige Ihrer lebendigsten Erinnerungen die Sendungen betreffen, die Sie im Fernsehen gesehen haben. Vor kurzem war ich selbst überrascht, dass ich meiner älteren Tochter die Titelmelodie einer Zeichentrickserie vorsingen konnte, die ich seit etwa 35 Jahren nicht mehr gesehen habe. In meiner Kindheit hat das Fernsehen mich auch anderweitig tief beeindruckt. Ich sehe noch vor meinem inneren Auge, wie ich mich hinter dem Sofa versteckt habe, als die Daleks in »Dr. Who« die Straßen übernahmen.
Das Fernsehen hat Eindruck auf mich gemacht, obwohl ich wahrscheinlich weniger Zugang dazu hatte als die Kinder heute. Inzwischen sind Fernseher so günstig und in solchen Mengen zu haben, dass nahezu jedes Familienmitglied einen besitzt. Es gibt pinkfarbene Fernseher, die eigens für Mädchenzimmer entworfen wurden. Beinahe 60 Prozent aller Fünf- und Sechsjährigen und neun von zehn Teenagern besitzen bereits einen eigenen Fernseher.
Früher gab es eine Zeitgrenze für die Ausstrahlung von Sendungen, die für Kinder nicht geeignet waren. Heute können die Kinder jederzeit alles sehen, dank Kabelanschluss, Pay-TV und Internet-TV. Das heißt, sie können zu jeder Tages- und Nachtzeit auch auf unangemessene Programme stoßen.
Damit stellt sich die Frage: Mit welchen Erinnerungen an das Fernsehen werden unsere Kinder aufwachsen? Die Antwort lautet: Wir wissen es nicht. Wir wissen nicht, wie das Fernsehen unsere Kinder beeinflusst, weil wir nicht wissen, was sie sich ansehen. Und wir sind nicht da, um es gemeinsam mit ihnen anzusehen. Das Problem ist, dass Kinder nicht in der Lage sind, sich gegen etwas zu entscheiden, das ihnen das Fernsehen erzählt. Ebenso wie bei den Bildern in Modemagazinendenken sie, es sei real – und die meiste Zeit über sind wir nicht da, um ihnen zu sagen, dass das nicht der Fall ist. Eine Elfjährige erzählte mir von der Schulserie »Waterloo Road«: »Diese Dinge sind alle auch in unserer Schule passiert – nur dass sie da jeden Tag passieren.«
Kinder verbringen vor dem Fernseher mehr Zeit als bei jeder anderen Aktivität, ausgenommen dem Schlaf. Daher ist es nicht überraschend, dass es einen prägenden Eindruck hinterlassen kann. Die Debatte darüber, ob Kinder Verhalten, das sie im Fernsehensehen, nachahmen, ist verstummt. In über 1000 Studien hat man eine Verbindung zwischen Gewaltin den Medien und dem aggressiven Verhalten von Kindern festgestellt. Kinder, die sich gewalttätige Serien angesehen hatten, waren weitaus eher bereit, auf andere Kinder loszugehen, zu streiten und den Autoritäten nicht zu gehorchen; und sie waren weniger bereit, Bedürfnisse aufzuschieben als Kinder, die gewaltfreie Sendungen sahen. 85 Geballte Gewalt kann dazu führen, dass Kinder die Welt als gefährlichen und bedrohlichen Ort betrachten. Ebenso kann eine mediale Überflutung mit dem Thema »Sex« dazu führen, dass es für Kinder und Jugendliche eine übergroße Bedeutung erhält.
Da die Sorge der Eltern sich inzwischen vor allem auf das Internet konzentriert, ist das Fernsehen aus dem Fokus geraten. Eltern betrachten es jetzt als relativ sicheres Medium im Vergleich zu der unbekannten anderen Welt des World Wide Web. Wir gehen viel zu gedankenlos davon aus, dass Kindersendungen im Großen und Ganzen schon angemessen sein werden, denn sie laufen ja vor 21:00 Uhr abends. Zum Beispiel »Hannah Montana«, eine Sendung, die viele Eltern schon ihre Drei- und Vierjährigen schauen lassen. Es sind Geschichten über die Abenteuer eines Mädchens, das mit Hilfe von Make-up und blonden Strähnchen zum Popstar mutiert. Hannah Montana ist angeblich 13 Jahre alt, verhält sich jedoch wie eine 25-Jährige. YouTubeist voll von Videos mit kleinen Mädchen, die »Hannah Montanas Make-up-Tipps« miteinander teilen. Andere junge Fans konkurrieren darum, zu zeigen, wie viele Merchandising-Artikel sie von der Serie besitzen – von Kissen über Brotdosen bis hin zu Gesichtsmasken, Lipgloss, Lidschatten und Bodylotions. An der Schule meiner Tochter begannen sich in der vierten Klasse klare soziale Trennlinien zu entwickeln. Sie entsprachen den TV-Serien und Filmen, die sich die Mädchen ansahen. Meine Tochter erzählt mir, dass sich die Mädchen, die sich »Hannah Montana«ansehen, abgesondert haben und sich über Make-up und Frisuren unterhalten. Die »Harry Potter«-Fans spielen Rollenspiele, in denen sie zaubern
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