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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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nicht, vielleicht sollten wir ein bisschen experimentieren, nur um sicher zu sein.«
    »Das ist eine gute Idee.«
    »So zum Beispiel«, meinte Etienne, schob die Hände unter ihren Mantel und küsste mit langsamer, quälender Bedächtigkeit ihren Hals; gerade genug, um die Brücke, auf der sie standen, träge und wohlig schwanken zu lassen. Daisy schloss die Augen und bog den Kopf zurück. Sie hätte schwören können, dass sich die Pont des Arts aus ihrer Verankerung gelöst hatte und jetzt langsam die Seine hinuntertrieb, wie ein Floß mitten auf dem Ozean.
    »Also doch kein Mönch«, murmelte sie nach einem Augenblick des Schweigens.
    »Nein, absolut nicht«, bekräftigte er. Sein Gesichtsausdruck war eine bezaubernde Mischung aus Durchtriebenheit und Verlangen. »Immer noch interessiert?«
    »Ja!«, antwortete Daisy und schlang die Arme fest um seinen Hals. »Und auf der Grundlage dieses überaus wissenschaftlichen Experiments würde ich sagen, wir sind durchaus kompatibel.«

    Durch halbgeschlossene Lider sah sie über seine Schulter hinweg zu, wie zwei Straßenmusiker mit einer Gitarre und einem Saxofon auf sie zukamen. Sonnenverbrannt und zerzaust, sahen die beiden aus wie australische Surfer, die ein Jahr auf Weltreise waren. Sie zögerten einen Moment lang und schauten sich um, dann entschieden sie sich für eine Stelle gegenüber der Bank, auf der sie und Etienne gesessen hatten. Der mit der Gitarre legte seinen offenen Instrumentenkoffer hin und baute daneben einen kleinen Stapel CDs auf. Der andere stand da und schaute wie in Trance auf den Fluss hinaus. Daisy konnte ihn gut verstehen. Es war ein absolut vollkommener Frühlingsmorgen. Von Grün gesäumt, schimmerte das Wasser der Seine prachtvoll in der Sonne, während die ersten weißen Flussdampfer des Tages behäbig unter der Brücke vorbeizogen.
    Sie bog sich ein wenig zurück, um Etienne ins Gesicht sehen zu können, und lächelte kess zu ihm hinauf. »Dann sag mir doch mal, Monsieur, hat dein unerhörter Intellekt es jemals zugelassen, dass du manchmal nachts im Bett an mich gedacht hast?«
    »Andauernd. Ich habe nicht besonders viel geschlafen, also habe ich sehr viel nachgedacht. Und wenn ich es doch geschafft habe einzuschlafen, dann warst du in meinen Träumen, wenn ich Glück hatte.«
    »Schöne Träume?«
    »Oh, sehr, sehr schöne«, erwiderte er und küsste ihr Haar. »Hin und wieder.«
    »Ich verstehe.«
    »Ja. Das macht dir nichts aus?«
    Lächelnd schüttelte Daisy den Kopf. Mit einem Ohr lauschte sie den ersten, tastenden Jazz-Akkorden der Gitarre, den ersten forschenden Arpeggios des rauchigen Saxofons.
    »Aber weißt du, meistens«, fuhr Etienne fort, während er zärtlich ihr Gesicht streichelte und ihr in die Augen blickte, »hatte ich
so furchtbare Angstträume, wie Albträume. Es war immer dasselbe: Ich habe nachts in den Straßen überall nach dir gesucht. Die Hälfte der Zeit wusste ich nicht einmal, wo ich war oder wo ich hingegangen bin. Es hat sich angefühlt, als würde ich dich niemals finden. Daisy, warum weinst du denn? Ich hoffe doch, das sind Freudentränen.«
    Unfähig, zu sprechen, nickte Daisy. Die Flut war jetzt zu voller Höhe aufgelaufen, die flüchtige Erinnerung kam an die Oberfläche. Was ihr auf der Zunge gelegen hatte, war Etiennes Name gewesen – das war alles! Seine Träume, ihre Träume! Das war es, was sie bedeutet hatten, von Anfang an! Au warte!, wie Chrissie es ohne Zweifel ausdrücken würde. Das war es jetzt also – die ganz große Nummer.
    »Etienne, ich liebe dich!«, stieß sie hervor.
    »Ach, du«, murmelte er, den Mund auf dem ihren. »Sag das noch mal.«
    »Je t’aime.«
    »Je t’aime aussi. Du zitterst ja.«
    »Ein bisschen. Aber mir ist nicht kalt.«
    »Ich weiß. Komm her.«
    Die Musiker legten an Tempo zu und stimmten ein Lied an, das Daisy noch nie gehört hatte. Mittlerweile war die Sonne wunderbar warm, und die vergoldete Kuppel der Bibliothèque Mazarine funkelte in einem leuchtend blauen Pariser Himmel. Etienne zog Daisy an sich, und sie begannen ganz langsam zu tanzen.

Danksagung
    Herzlichen Dank an meine Agentin Teresa Chris für ihren Eifer und beißenden Witz sowie an meine Lektorin Gillian Green und an das Verlagsteam bei Ebury Publishing für all die harte Arbeit und klugen Ratschläge.

Die Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel
»Finding Monsieur Right«
bei Ebury Press, an imprint of Ebury Publishing
A Random House Group Company
     
     
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