High Heels vs. Turnschuh (German Edition)
gleich wieder für Sie da - Please hold the line. We will be with you shortly.«
3 Minuten später hing ich immer noch da rum und ein Ende war nicht abzusehen.
Was machen denn die Leute, während ihre Kunden in den Warteschleifen kreisten? Kaffee trinken, Wochenenderlebnisse erzählen? Wahrscheinlich hatten sie sogar noch Spaß daran, das gemeine Volk einfach noch eine Minute länger zappeln zu lassen.
Hätte ich bei der Telefongesellschaft angerufen, würde ich diese dämliche Warterei ja noch verstehen. Dort gingen täglich an die tausend Beschwerden ein. Diese zu verarbeiten, ist verständlicherweise nur dann möglich, wenn man die geduldigen von den ungeduldigen, die irgendwann einfach auflegten, aussortierte.
Ich bin übrigens eine, die immer brav am Hörer bleibt und wartet. Wenn ich mich beschweren will, dann lass ich mich nicht so einfach von einer Warteschleife abwimmeln. Da ich Multi Taskin fähig bin, kann ich dank der Lausprecherfunktion nämlich warten und nebenbei meine Nägel lackieren. Manchmal rasiere ich mir auch die Beine währenddessen oder staube schnell meine Regale ab. Ich konnte mich also ganz gut beschäftigen. Aber heute hat doch jeder noch so kleine Furz-Betrieb eine Ansage, mit der man die Menschen nerven kann. In derlei Läden kann ich mich auch gar nicht richtig, auf die bevorstehende Länge der Wartezeit einstellen, und das macht mich nervös. Das kann zwischen einer und vier Minuten sein. Endlich, meldete sich eine Stimme mit einem, »Entschuldigung dass Sie warten mussten, was kann ich für Sie tun?«
Ok, dann halt nochmal das Ganze von vorne. 15 Minuten später konnte ich aber dann endlich Chris anrufen und den Liefertermin für die nächste Woche weitergeben.
Natürlich teilte ich seine übergroße Freude mit ihm. Schließlich hatte ich ja auch etwas davon.
Dass dies erst der Anfang von unzähligen, weiteren Koordinationsaufgaben, Terminvereinbarungen und künftigen Arbeiten war, die wir, ähhh… ich, erledigen durfte, war mir Gott sei Dank, an diesem Tag noch nicht bewusst.
Aber, ab jetzt gehörte der Tag ganz mir. Ich ging ins Badezimmer und gönnte mir ein schönes, langes Bad. Währenddessen überlegte ich mir, mit was ich mich eigentlich den ganzen Tag beschäftigen wollte? Ein Buch lesen, ein bisschen im Netz stöbern, Fernsehen, aber 8 Stunden lang? Diese freie Zeit hatte ich mir so schön vorgestellt und schon nach ein paar Tagen, war mir tierisch langweilig. Sollte ich vielleicht anfangen, für mein Baby, Jäckchen zu stricken?
»Sag mal, tickst du noch ganz richtig?«, bäumte sich plötzlich mein inneres Ich auf.
»Du wolltest doch nie, diese typischen Hausfrauensachen machen, schon vergessen?«
»Entschuldigung, ich bin schwanger, da kann man schon mal auf blöde Ideen kommen«, versuchte ich mein Inneres zu beruhigen, worauf es sich beleidigt zurückzog und Platz machte, für ganz neue Erfahrungen.
Das Tattoo
Wahrscheinlich gab ich mich aber länger als nötig, diesen Überlegungen hin, denn plötzlich brannten sich mir drei Worte, wie eine Tätowierung in mein Gehirn.
- nur aus Liebe -
Und mit diesem neuen Tattoo vergaß ich all meine guten Vorsätze, mein Lebensmotto und wohl auch die Absicht, mein Leben nie in der Hausfrauenrolle zu fristen.
Voller Eifer stand ich auf und räumte seine Sachen auf. Natürlich lagen die Socken von Chris, neben dem Wäschekorb und das Geschirr neben der Spülmaschine. Komisch, in diesem Moment fand ich das sogar eher lustig als ärgerlich. Er vergaß nicht ein Länderspiel, aber für Worte wie Aufräumen, Ordnung, Sauberkeit schien in seinem Gehirn ein Leck zu klaffen. Vielleicht ist es ja bei Männern so, dass je öfter man das Wort Aufräumen wiederholte, umso mehr bildete sich diese Gehirnzelle, die diese Worte verwaltete, zurück. Am Ende bleibt nichts weiter übrig, als eine verkümmerte Rosine.
Ich schmiss die Socken in die Wäschetruhe, machte das Bett und stellte sein Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine. Natürlich sollte dies nur als ein kleiner Liebesbeweis zu werten sei. Dass ich das nun tat, geschah also einfach nur aus Liebe. Ein kleiner Gefallen weiter nichts. Schließlich unterstütze er mich ja auch immer.
Na ja, ehrlich gesagt, bisher gab es freilich immer noch nichts, wobei ich seine Unterstützung gebraucht hätte, aber wenn es soweit war, würde er es wirklich tun. Davon war ich
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