High Heels vs. Turnschuh (German Edition)
ich davor. Dies war der fantastischste Laden, den eine Schwangere nur finden kann. Alles war so liebevoll und einladend dekoriert. Babybettchen mit pastellfarbenen Himmel, Kinderwägen mit passendem Inlay, Wickeltische mit extra flauschiger Auflage. Dieses herrliche Kribbeln im Bauch, ich beschreibe es ja immer als Happy-Feeling, hatte mich fest im Griff. Überall saßen oder lagen Babypuppen in hübschen Stramplern mit passendem Mützchen. Ein leichter Babypudergeruch unterstrich die Atmosphäre. Dies alles machte das Mutterwerden zu einem Ereignis, das in diesem Laden besonders gewürdigt wurde. Ja, hier verfehlte die Werbebotschaft, die dieses Geschäft verfolgte, seine Wirkung nicht. Ich fühlte mich als etwas Besonderes und es machte Spaß den Einkaufswagen bis an den Rand zu füllen.
Für eine Stunde Babyshopping bezahlte 300,-- Euro und fühlte dabei ein warmes Glücksgefühl in mir aufsteigen. Wer nun denkt, dass ich danach müde und geschafft nach Hause ging, irrt. Nein ich war voll von Glückshormonen, so voll, das ich meine schmerzhaften Beine nicht spürte, ich mir durch die vielen Tüten, meine Arme gerne bis in die Kniekehlen aushängen ließ und dabei sogar einen aufrechten Gang beibehalten konnte. Ich war also noch lange nicht fertig. Für mich ist eine halbe Stunde spazieren gehen sowieso anstrengender als 2 bis 3 Stunden Shopping.
Vollgepackt schlendert ich noch durch einige weitere Läden und betrat dann ein Geschäft, das sich voll auf technische Sicherheitssysteme spezialisiert hatte. Dort erstand ich ein Babyphone, eine Babymatratze mit Alarmfunktion, welche, wie mir die Verkäuferin erklärte, die Atmung des Babys kontrollierte und bei Aussetzen sofort Alarm geben würde und noch eine Bildüberwachungsanlage. Die Sicherheit meines Kindes durfte schließlich nicht dem Zufall überlassen werden.
Verblüfft über meine seltsamen, neuen Gedanken, fand ich es auch gar nicht weiter schlimm, dass es sich bei diesem Shoppingausflug nicht um High Heels, Taschen und andere Modetrends handelte. Nach einem kurzen Stop, in einem Café, machte ich mich auf den Nachhauseweg. Dabei kreisten meine Gedanken zu Chris. Ich war wirklich stolz auf ihn. Wie er immer wieder versuchte, mir die Hausarbeit abzunehmen und mir immer wieder den Abend mit seiner guten Laune versüßte. Wenn ich so darüber nachdachte, was andere Frauen mir schon erzählt hatten. Dass ihre Männer so gar nicht den Hintern von der Couch hoch bekamen, nach der Arbeit nur noch zu einem kurzen „Hallo“ fähig waren, oder sich beschwerten, dass der Sex zu kurz kam. Nein, mir ging es ganz und gar nicht so, ich hatte wirklich Glück.
Ich sollte ihm auch etwas mitbringen, kam mir der Gedanke. Also stoppte ich noch einmal kurz in einem Schreibwarengeschäft und nahm noch eine Ich-liebe-Dich Karte mit.
Zuhause angekommen, wurden die Schätze liebevoll sortiert und erst einmal in die Waschmaschine gesteckt. Es machte mir tatsächlich Freude, dass diesmal nichts für mich dabei war. Schließlich brauchte das Baby doch 27 Bodys, 34 Strampelanzüge mit passendem Jäckchen und 16 Mützen die auf das Outfit abgestimmt werden konnten. Das Kind repräsentiert doch gewissermaßen auch meine Lebenseinstellung und mein Modebewusstsein. Mit der Kleidung, die ich vor ein paar Wochen schon gekauft hatte, kam das Baby auf eine stolze Anzahl von 41 Strampler, was für die ersten vier Wochen ausreichend sein dürfte. Und was die Karte angeht, warum sollte Chris nicht erfahren, dass ich ihn liebte und immer an ihn denke?
Ich setzte mich auf die Couch und streichelte meinen Babybauch. »Na, wollen wir uns Mittagessen machen?«, fragte ich liebevoll hinein.
Das Baby reagiert mit einem Tritt und ich wertete das natürlich als ein Ja.
»Was machen wir uns?« Gesund soll es sein und schmecken muss es. Also griff ich ins Tiefkühlfach und holte eine Tüte chinesische Gemüsepfanne heraus.
Für den Nachtisch sollte es dann noch eine Schüssel warmen Schokoladenpudding mit Vanillesoße geben. Mhhhmm… (Natürlich fertig, musste nur noch aufgewärmt werden).
Ja, das Leben war herrlich. Es tat gut, für eine gewisse Zeit nicht mehr auf Kalorien achten zu müssen und dies geschah ja auch nur zum Wohle des Kindes. Nach der Geburt würde sich das alles wieder einpendeln. Warum sollte das denn auch nicht so sein, schließlich war das in der Welt der Reichen und Schönen ja auch so.
Diese Frauen sahen nach der Geburt sogar oft noch besser aus, als vorher. Meist dank der
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