Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
John aus dem Weg zu gehen. Vielleicht war es jetzt an der Zeit, dass er seinem Bruder gegenübertrat und diese Angelegenheit ein für alle Male regelte. Wenn noch einmal Blut fließen würde, dann sollte es sein eigenes sein. Er würde nicht weiterleben können, wenn ihm der Tod seines Bruders auf dem Gewissen lag. Das wäre so, als wäre er selbst tot. Wie brachte John es nur fertig, mit dieser Last zu leben?
Er spürte jemanden neben sich. Eine Hand, zu leicht, um die eines Mannes zu sein, legte sich auf seine Brust, die sich krampfartig hob und senkte.
»MacCallum?«
»Tuch … Alex … Es ist vorbei.«
Die junge Frau streichelte seine Wange, seinen Kiefer, sein Haar. Alexander sagte sich, dass er dieser zarten Hand Einhalt gebieten musste, obwohl sie seine furchtbaren Erinnerungen verjagte und so viele Empfindungen in ihm hervorrief. Das schickte sich nicht. Evan war gerade erst gestorben. Er durfte sie nicht gewähren lassen. Aber sein Körper machte keinerlei Anstalten, sie abzuwehren, und Leticias Finger fuhren fort, seine Begierde anzustacheln … ein Umstand, der zu seiner großen Erleichterung durch die Dunkelheit verborgen wurde.
»Du hattest wieder einen Albtraum, Alex«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
»Ja …«
»Ich höre oft, wie du im Traum die immer gleichen Worte wiederholst. Du rufst dann nach deinem Vater.«
»Nach meinem Vater? … Oh, es tut mir leid! Ich wollte dich nicht wecken.«
»Mach dir deswegen keine Gedanken. Glaubst du vielleicht, du bist der Einzige, der im Schlaf aufschreit? Hier tut das fast jeder irgendwann. Außerdem hatte ich nicht geschlafen …«
Sie verstummte. Alexander wartete darauf, dass sie zu ihrer Lagerstatt zurückkehrte. Doch sie blieb, wo sie war, und schmiegte sich an ihn. Die Berührung wirkte wie Magie. Er atmete jetzt wieder gleichmäßig, doch der Schlaf floh ihn. So konzentrierte er sich auf die Stille, um sich zu beruhigen und seinen Aufruhr zu vergessen.
Im Dunkel waren die einzelnen Geräusche deutlich zu unterscheiden: Munros Schnarchen; die Rufe einiger Nachtvögel, die einander antworteten; das Bellen eines Hundes in der Ferne; das Quaken von Fröschen in einem nahe gelegenen Sumpf und schließlich Leticias Atem an seinem Hals …
Kurz dachte er daran, wie es gewesen war, wenn er als Kind bei Nacht nicht schlafen konnte. Damals hatten die vertrauten Geräusche ihn beruhigt: das Schnarchen seines Vaters, Johns Atem neben ihm, der pfeifende Atemhauch seiner Mutter … Er glaubte sich wieder in seinem Tal, und das Herz wurde ihm schwer. Seine Mutter fehlte ihm so …
Unwillkürlich hob sich seine Brust, und er unterdrückte einen Seufzer. Leticia, die den Kopf an seine Schulter gelegt hatte, richtete sich ein wenig auf. Obwohl er sie nicht sehen konnte, wusste er genau, dass sie ihn im Dunkeln musterte.
»Alex?«
»Ist gut.«
Kurz darauf bewegte sie sich und legte sich auf ihn. Er spürte eine Liebkosung auf den Lippen und wagte nicht, sich zu rühren. Noch einmal … Widerwillig schob er sie sanft zurück.
»Nicht, Leticia.«
»Ich brauche dich, Alex.«
»Ich weiß, aber nicht so.«
»Ich brauche dich aber…«, beharrte sie und presste sich an ihn.
»Leticia, nein…«
Erneut legte sie den Mund über seine Lippen. Sein Körper reagierte auf ihre Zärtlichkeiten und gab nicht das Geringste darauf, was die Vernunft gebot. Er versuchte, die heftige Erregung, die in seinem Unterleib wühlte, niederzuringen. Doch Leticia war ihm dabei nicht gerade eine Hilfe. Ihre Zunge schlang sich um die seine. Sie ließ die Finger durch sein Haar, über seinen Nacken und über seine Brust gleiten… Plötzlich warf er sie auf den Rücken und bedeckte sie mit seinem Körper. Sie seufzte, wölbte den Rücken und öffnete die Schenkel. Er bemerkte, dass sie nur ihr Hemd trug und die Bänder, mit denen sie sonst ihre Brüste flachdrückte, nicht angelegt hatte. Ihm wurde bewusst, dass sie nicht allein im Zelt waren, und er unterdrückte ein Stöhnen, während er sich zurückzog.
»Leticia … Oh nein! Das geht nicht!«
»Ich brauche dich, Alex. Ich liebe dich …«
»Sag so etwas nicht. Du liebst Evan.«
»Ich liebe dich, Alex … so, wie ich Evan immer geliebt habe. Frag mich nicht nach einer Erklärung dafür … Es ist einfach so.«
»Das ist nicht richtig, Leticia …«
Doch sie ließ entschlossen eine Hand zwischen ihre Körper gleiten und führte ihn in sich hinein. Er unterdrückte ein weiteres Aufstöhnen, indem er sich auf die
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