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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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wenigstens …
    Ganz in seiner Nähe hörte Alexander Männer miteinander sprechen. Er erkannte die näselnde Stimme von Brigadier Monckton und die tiefere von Korporal Fraser.
    »Dieser Vortrag kommt mir ziemlich feierlich vor, mein Freund. Was erzählt dieser Mann? Ich verstehe kein einziges Wort.«
    Ein kurzes Schweigen trat ein, in dem Fraser wahrscheinlich überlegte, was er antworten sollte, ohne die Wahrheit zu sagen oder offen zu lügen.
    »Sir, dieser Mann fordert die Seinigen auf, für ihren König zu kämpfen.«
    »Hmmm … tatsächlich? Kennt Ihr ihn?«
    »Den König?«
    »Nein, den Mann.«
    »Ja, Sir. Er gehört zu meiner Kompanie, Sir.«
    »Sein Name?«
    »Ähem … Munro MacPhail, Sir. Er ist ein wenig… merkwürdig. Aber ein guter Soldat.«
    »MacPhail, sagt Ihr? Hmmm … ich glaube, ich erinnere mich an eine Anekdote, die von ihm handelte. Gebt ihm etwas zu trinken, Korporal Fraser. Er soll auf die Gesundheit seines Königs trinken, und auf die meinige.«
    »Ja, Sir. Guten Abend, Sir.«
    Alexander und Leticia hörten, wie Monckton sich entfernte und Fraser über Munros Leichtsinn fluchte.
    »Ich frage mich, ob Monckton Munro etwas zu trinken spendiert hätte, wenn er wüsste, um welchen König es in dem Gedicht geht«, flüsterte Alexander und versuchte nicht zu lachen.
    Leticia lächelte leise und schmiegte sich fest an ihn.
    »Das bezweifle ich.«
    Sie legte den Kopf an seine Schulter, was ihn nervös machte. Womöglich ertappte sie jemand. Ach, und wenn schon! Gemeinsam lauschten sie den letzten Versen.
    »Danke«, murmelte die junge Frau, als Munro schwieg. »Dafür, dass du für mich da gewesen bist.«
    Alexander beugte den Kopf, liebkoste mit seiner Wange ihr Haar und schloss die Augen.
    »Schon gut, MacCallum.«
     
    Alexander brüllte vor Verzweiflung und rief nach seinem Vater. Seine Lungen, die schon vom Pulverdampf verätzt waren, taten ihm schrecklich weh. Seine Stimme war kaum noch zu hören.
    So viele Tote und Verwundete! Die Kanonen schossen unablässig, erbarmungslos. Die Engländer wollten sein Volk ausrotten.
    Während er rannte, versuchten Hände, ihn an seinem Plaid festzuhalten. Doch für die Männer, die am Boden lagen, konnte er nichts tun. Sein Vater beugte sich bereits über James, der mit Schlamm und Blut bedeckt war. Sein Bruder, tot!
    »Nein, Alas!«
    Das war Johns Stimme. Er drehte sich um.
    »Alas! Alas! Das ist doch töricht! Komm zurück! Du bist verrückt, wenn du dort hinläufst!«
    »Ich bin kein Feigling!«
    »Alas, nein! Vater hat gesagt …«
    »Es ist mir egal, was er gesagt hat, ich muss ihnen helfen!«
    »Wie kannst du nur so dickköpfig sein! Du bringst unseren Vater noch ins Grab! Das verzeiht er dir nie und mir auch nicht. Begreifst du denn nicht? Es ist vorbei, Alasdair! Alles ist verloren, wir müssen den Rückzug antreten!«
    Aber Alexander hatte sich schon wieder umgedreht und rannte auf das englische Bataillon zu.
    »Fraoch Eilean!«
    Er hörte seinen Vater verzweifelt rufen. Ein neuer Geschützhagel ging über sie nieder. Es war entsetzlich. Die Rotröcke holten die flüchtenden Männer seines Clans ein. Die Bajonette stießen in die Plaids und kümmerten sich nicht um die Farben, die sie zerrissen. Er wandte den Kopf, sein Vater war verschwunden. Er schrie. Merkwürdigerweise befand sich John noch immer hinter ihm. Mit vor Zorn verzerrten Zügen zielte er mit einer Muskete in seine Richtung.
    Ungläubig erstarrte Alexander. Was machte John da nur? Trotzdem rannte er verzweifelt weiter, zu den Männern seines Clans, zu seinem Vater. Die Muskete krachte unheilvoll. Ein furchtbarer Schmerz durchfuhr seinen Körper und zugleich sein Herz. Sein Bruder hatte auf ihn geschossen … sein Bruder John … seine andere Hälfte … Warum? Undeutlich erkannte er das entsetzte Gesicht seines Vaters, das sich erneut im Rauch verlor. Alles verschwamm miteinander. John beugte sich über ihn, redete auf ihn ein. Aber er verstand kein Wort, so sehr dröhnten seine Ohren und sein Kopf …
     
    Alexander stieß einen erstickten Schrei aus. Mit aufgerissenen Augen, keuchend starrte er in die stockdunkle Finsternis hinein. Seine Hände krallten sich in den grasbewachsenen Boden. Herrgott! Wie oft hatte ihn dieser Traum jetzt schon heimgesucht? Viel zu oft jedenfalls. Ohne Unterlass malträtierten ihn seine Erinnerungen, die Bilder aus der Vergangenheit. Ob das eine göttliche Botschaft war? Seit ihrer Begegnung auf der Martello hatte er sich große Mühe gegeben,

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