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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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noch einer!«, hörte er Campbell. »Holt mir diesen …«
    Ein Schrei erscholl in seiner unmittelbaren Nähe. Alexander riss den Kopf hoch und begegnete dem verängstigten Blick einer jungen Frau. Dann raffte sie ihre Röcke und gab Fersengeld.
    »He, Macdonald!«, brüllte der Sergeant, der mit einem Mal hinter ihm war. »Fangt mir diese kleine Schlampe!«
    Doch Alexander verharrte bewegungslos, und der Befehl traf auf taube Ohren. Der fade Geruch, der von dem Blut des Kindes aufstieg, machte ihn schwindlig. Campbell fluchte und nahm selbst die Verfolgung der Frau auf, die er ohne große Mühe einholte. Die Ärmste schrie vor Entsetzen und schlug um sich wie eine Teufelin, was den Zorn des Sergeanten nur noch anstachelte.
    »Wirst du wohl still sein?«
    Unter seinem bedrohlichen Blick verstummte die Frau. Campbell stieß sie mit der Spitze seines Bajonetts zu Boden. Als er begann, ihre Röcke hochzuschieben, schrie sie erneut. Campbell presste ihr eine Hand auf den Mund, zerrte mit der anderen an ihren Kleidern und lachte.
    Regungslos sah Alexander auf die Szene. Mit einem Mal fuhr er zusammen. Leticia hatte eine Hand auf seinen Arm gelegt und schüttelte ihn.
    »Du darfst das nicht zulassen, Alex! Halt ihn auf, um Gottes willen!«
    Aschfahl, mit vor Grauen aufgerissenen Augen, flehte sie ihn an. Er zögerte. Was konnte er schon ausrichten? Campbell war sein Vorgesetzter. Er konnte ihm nicht befehlen, damit aufzuhören, und erst recht keine Hand gegen ihn erheben. Die anderen Männer sahen mit unsicherer Miene zu, wie der Sergeant der Frau Gewalt antat.
    »Alex!«, wiederholte Leticia gereizt.
    »Und was, bitte, soll ich unternehmen?«, entgegnete er in schneidendem Tonfall.
    Seine Untätigkeit ärgerte ihn selbst. Um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, sagte er sich immer wieder, dass er nichts für das Mädchen tun konnte. Da ließ Leticia seinen Arm los und marschierte mit festen Schritten auf den sich rhythmisch bewegenden Sergeanten zu, unter dem die Frau immer noch schrie und heftig zappelte.
    Leticia legte ihr Gewehr an und zielte auf den Rücken des Offiziers. Als Alexander das sah, reagierte er endlich und war mit einem Sprung bei ihr. Mit dem Arm schlug er von unten gegen das Gewehr, das im Bogen davonflog und im hohen Gras landete. Im selben Moment stieß Campbell seinen Lustschrei aus.
    »Ihr seid solch ein Bastard!«, zischte Leticia. »Ihr missachtet den Befehl, Frauen und Kinder zu verschonen …«
    Roderick Campbell schüttelte sich vor Lachen, stand langsam auf und richtete die Falten seines Kilts. Kalt musterte er Leticia.
    »Sie gehört Euch, Soldat MacCallum. Aber vielleicht lassen Frauen Euch ja gleichgültig?«
    Leticia erstarrte. Forschend musterte Campbell ihr Gesicht, auf der Suche nach einer Lücke in ihrem Schutzpanzer, den sie gegen seine Attacke zu errichten versuchte. Sie atmete schwer und sah die Unglückliche an, die immer noch gekrümmt im Gras lag und schluchzte. Der Sergeant folgte ihrem Blick und lächelte spöttisch.
    »Na, gefällt sie Euch etwa nicht?«
    Leticia durchbohrte ihn mit einem bösen Blick. Alexander hatte recht. Sie konnten nichts für diese armen Teufel tun. Sie fuhr herum, dass ihr Kilt flog. Campbell ließ wie nebenbei den Blick über den sich bauschenden Tartan huschen und wandte sich als Nächstes an Alexander.
    »Und Ihr, Macdonald, wollt Ihr nicht?«
    Der junge Mann reckte das Kinn und schluckte die scharfe Bemerkung, die ihm auf den Lippen lag, herunter.
    »Und dabei habt Ihr Euch vor nicht allzu langer Zeit nicht derart geziert. Ist sie Euch vielleicht nicht hübsch genug? Gewiss, Kirsty war ein nettes kleines Ding … Ihr erinnert Euch doch noch an sie, oder, Macdonald?«
    Alexander erstarrte. Campbell winkte vier seiner Männer heran und wies auf die Leichen des Knaben und des Soldaten.
    »Sorgt dafür, dass die hier begraben werden!«
    Dann wandte er sich erneut an Alexander.
    »Gute Arbeit, Soldat Macdonald! Ich glaube, wir können uns einig werden: Ich habe nicht gesehen, was Ihr getan habt, und Ihr habt nichts von meinem kleinen… Ausrutscher mitbekommen. Versteht Ihr, ich habe keine Lust, Oberst Fraser am Hals zu haben.«
    Wie gelähmt vor Bestürzung stand Alexander da. Kirstys Name hallte in seinem Schädel nach wie das Echo einer entsetzlichen Erinnerung. Ein Krampf zog seinen Magen zusammen. Wie war es möglich, dass Campbell davon wusste? Zutiefst verächtlich beugte der Sergeant sich über die junge Frau, die immer noch zusammengekrümmt

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