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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Schüssen so gut wie möglich auszuweichen. In Alexanders Boot wurden zwei Männer verletzt. Vor ihnen machte ein Kahn einen Manövrierfehler und kenterte, so dass alle Männer, die darin saßen, ins Wasser fielen. Mehrere ertranken, andere wurden mit knapper Not gerettet.
    Als sie das Ufer erreichten, sprang Alexander hinter Munro und Coll ins Wasser, um unter dem starken Beschuss der Franzosen zu Fuß an Land zu waten. Leticia folgte ihnen dichtauf und duckte sich über ihr Gewehr, um den Geschossen auszuweichen. Eine Kugel pfiff, und man vernahm ein entsetzliches Geheul. Zehn Schritte vor ihnen trieb der Körper des jungen John Macintosh in einer roten Lache. Der Kopf war ihm vom Rumpf gerissen worden und unter Wasser versunken. Alexander fuhr herum und sah, dass Leticia immer noch unter dem schrecklichen Eindruck dieses Anblicks stand und regungslos verharrte. Er stürzte zu ihr und legte einen Arm um ihre Schultern, um sie zu stützen. So stolperten sie, schwer atmend und immer wieder auf den Steinen ausgleitend, durch das Wasser und erreichten schließlich den Strand.
    »Herrgott!«, murmelte der junge Mann, als sie die verstümmelte Leiche passierten.
    Unter dem Gebrüll der Offiziere versammelten sich die Kompanien der Grenadiere von Louisbourg, der Royal American, der von Lascelle und Amherst und die Brigade von Monckton, zu der die Fraser Highlanders gehörten, so gut sie eben konnten. Die Grenadiere vermochten ihre Kampfeslust immer weniger zu zügeln und ließen es an Disziplin mangeln. Ohne auf den Befehl zum Angriff zu warten, überquerten sie die Furt des Montmorency-Flusses und rückten wie ein Mann auf die erste Redoute zu. »So at ye, ye bitches, here’s give ye hot stuff« 40 , sangen sie dazu und zogen in ihrem Kielwasser noch zweihundert Männer der Royal American mit. Die Konfusion war vollkommen.
    Dass sie die erste Redoute leer vorfanden, stachelte den Zorn der Soldaten, der durch das lange Warten ohnehin auf eine harte Probe gestellt worden war, nur noch mehr an. Sie versuchten, den steilen Hang, der zu den Schützengräben hinaufführte, im Sturm zu nehmen. Diesen Moment suchte sich der voller Wolken hängende Himmel aus, um seine Schleusen über ihnen zu öffnen. Der Regen prasselte auf sie ein, während die feindlichen Kugeln sie dezimierten. Rasch überzog der Boden sich mit Schlamm, der den Aufstieg gefährlich machte. Die Franzosen feuerten aus ihren sicheren Schützengräben nach Lust und Laune auf die Engländer, die fielen, nach unten rollten und im Sturz noch ihre Kameraden mitrissen. Panik ergriff die Männer.
    Der Kampf war kurz, aber erbittert. Überall auf dem Schlachtfeld lagen die Toten und Verwundeten. Alexander, der die Höhe erreicht hatte, rannte los und verfolgte einige Franzosen bis in den Wald. Dort flüchtete er sich hinter einen Baum, um seine Waffe nachzuladen. Er spürte einen Schmerz an der Schulter und verzog das Gesicht; das Blut auf seiner Hand verriet ihm, dass er verletzt war. Doch im Moment hatte er an anderes zu denken.
    Er suchte Leticia. Sie hatte sich vom Beginn des Kampfes an hinter ihm gehalten, und er hatte ihr als Schild gedient, indem er darauf geachtet hatte, sich ständig zwischen ihr und dem Feind zu befinden. Sechs seiner Landsleute brachten sich ebenfalls in Sicherheit; doch er entdeckte keine Spur von der jungen Frau. Böse Vorahnungen stiegen in ihm auf. Er musste zurückgehen und sich auf die Suche nach ihr machen. Gerade, als er sich aufrichtete, um loszurennen, pfiff eine Kugel an seinem Ohr vorbei und ließ die Rinde des Baums, hinter dem er sich versteckte, wegstieben. Ein französischer Soldat tauchte wie aus dem Nichts auf und warf sich, den Dolch in der Hand, auf ihn. Die Klinge ritzte seine Wange. Dann rollten die beiden Männer in einem Nahkampf, der nur wenige Sekunden dauerte, über den Boden. Schließlich richtete Alexander, dem das Blut im Schädel pochte, sich auf die Knie auf. Der Franzose lag mit aufgeschlitzter Kehle auf einem Bett aus totem Laub.
    Die Franzosen traten jetzt den Rückzug an und überließen das schlammbedeckte Feld den Kanadiern und den Wilden, die sich, ihrem barbarischen Brauch folgend, ihre Trophäen holen würden. Wo steckte Leticia nur? Er suchte seine Waffen zusammen, richtete sich auf und lief los. Hektisch sah er sich auf dem Schlachtfeld um und schaute jedem, dem er begegnete, forschend ins Gesicht. Endlich entdeckte er sie. Die junge Frau saß im Schutz eines Busches da, das Gesicht mit Blut

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