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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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bedeckt und mit leerem Blick.
    Er parierte den Bajonettstoß eines Milizionärs und stieß dem Feind seine eigene Klinge in den Körper. Sein Herz trieb das Blut mit ungekannter Geschwindigkeit durch seine Adern, so dass ihm ganz benommen zumute wurde.
    »Leticia … O Leticia!«, murmelte er und beugte sich über die junge Frau.
    Sie hielt sich mit beiden Händen den Schenkel, der unkontrolliert zuckte. Ein Indianermesser steckte noch darin.
    »Ich … konnte… es nicht verhindern, Alex.«
    »Schon gut, du brauchst nicht zu sprechen. Ich hole dich hier heraus.«
    Er nahm eine Bewegung wahr, hob den Kopf und erblickte einen halb nackten Wilden mit rasiertem Schädel und schwarzrot bemaltem Gesicht, der sich, jaulend wie ein Tier, mit seinem Tomahawk auf sie stürzte. Alexander ergriff das Heft des Messers, das in Leticias Schenkel steckte, und zog es mit einem kurzen Ruck heraus, so dass die junge Frau vor Schmerz aufschrie. Dann warf er die Klinge, die durch die Luft zischte und in die Kehle des Wilden fuhr.
    »Halte aus. Klammere dich an mir fest.«
    Er warf Leticia über seine Schulter und rannte los. Jetzt wurde zum Rückzug geblasen. Sie musste so rasch wie möglich fort von hier. Er lief im Zickzack zwischen den Bäumen hindurch und rutschte den steilen Abhang hinunter. Auf seinem Rücken hörte er Leticia stöhnen. Als er sich sicher war, den Feind weit genug hinter sich gelassen zu haben, blieb er stehen und legte sie auf die weiche Bodenschicht aus Laub und Nadeln, um ein wenig zu verschnaufen.
    Eine rasche Untersuchung überzeugte ihn davon, dass die junge Frau außer der Verwundung am Schenkel keine weitere Verletzung erlitten hatte.
    »Ich habe ihn nicht gesehen… Alex. Ich konnte nichts dagegen tun«, wiederholte sie ein ums andere Mal.
    »Es ist vorbei, das wird schon wieder. Mach dir keine Sorgen. Daran wirst du nicht sterben. Du hast gekämpft wie eine Göttin, Leticia …«
    »Das Kind?«
    »Mach dir keine Gedanken. Du bist nicht schlimm verletzt.«
    Sie weinte. Er wiegte ihren von Schluchzen geschüttelten Körper und murmelte zärtliche Worte. Sie war knapp dem Tod entgangen! Von einer heftigen Gefühlsaufwallung ergriffen suchte er ihre Lippen und küsste sie leidenschaftlich. Er hätte sie verlieren können! Herrgott, dieses Leben war zu hart für sie… für sie und das Kind. Der Krieg war nichts für Frauen!
    »Leticia, meine Liebste, wir müssen fort…«
    Ein Ast knackte. Alexander hob den Kopf und traf auf den durchdringenden Blick von Sergeant Roderick Campbell. Sekunden verstrichen, niemand rührte sich. Die beiden Männer starrten einander in angespanntem Schweigen an. Trommelwirbel riefen die Truppen zur Furt zurück. Die Soldaten rannten zum Steilhang; einige trugen verletzte Kameraden. Nach einer Weile wandte Campbell sich ab, entfernte sich und ließ die beiden allein.
    Alexander versuchte zu erraten, welche Schlüsse Campbell aus dem Gesehenen gezogen haben mochte. Würde der Offizier sie melden? Höchstwahrscheinlich. Was würde dann aus Leticia werden? Vor Gericht stellen konnte die Armee sie jedenfalls nicht: Sie hatte mutig ihren Dienst geleistet, so wie jeder Soldat. Aber ihre Vorgesetzten konnten sie öffentlich demütigen und aus der Armee jagen. Kurz huschte dem jungen Mann die Idee durch den Kopf, augenblicklich mit ihr zu fliehen und sich mit ihr in diesem Land zu verstecken. Doch das Nordufer des Flusses stand noch teilweise unter französischer Kontrolle. Die Aussicht, lebend davonzukommen, war also gering, zumal Leticias Verletzung sie auf der Flucht beträchtlich behindern würde.
    Und wenn Campbell nicht redete? Alexander konnte immer noch versuchen, sich sein Schweigen zu erkaufen, zumindest eine Zeitlang… Er warf einen Blick auf Leticias Schenkel. Die Wunde musste mit einigen Stichen genäht werden, aber die junge Frau würde nicht im Lazarett bleiben müssen. Der Druck ihrer klammernden Hände und die Rufe der Offiziere brachten ihn wieder zu sich. Er half Leticia beim Aufstehen und legte ihr einen Arm um die Taille.
    »Komm, lass uns aufbrechen. Die Flut läuft ein; bald werden wir die Furt nicht mehr passieren können.«
     
    Diese im Nachhinein gesehen sinnlose Schlacht kostete die Engländer einen hohen Blutzoll: Mehr als vierhundert Männer waren getötet oder verletzt worden. Einige Soldaten fehlten beim Appell und ließen nichts zurück als ein Fragezeichen neben ihrem Namen auf der Regimentsliste. Alexander stellte erleichtert fest, dass Campbell kein

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