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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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MacPhail. Und … Munro ist dein Bruder.«
    Sie brach in Gelächter aus. Dann wurde sie blass und verstummte. Sie schlug die Hand vor den Mund, um einen Schrei zu ersticken. Er gab sie frei, und sie wich langsam zurück.
    »Leticia … Frances war meine Tante. Sie war die Schwester meines Vaters, verstehst du?«
    Frances … Leticia Frances Mackenzie MacCallum. Und sie hatte sich immer gefragt, woher dieser Name rührte … Keine ihrer Tanten oder Ahninnen hatte ihn getragen. Nun, da sie noch einmal darüber nachdachte, meinte sie, immer gespürt zu haben, dass man ihr etwas über ihre Geburt und ihre Abstammung verheimlicht hatte. Aber Flora und Arthur MacCallum hatten sie geliebt, und das hatte ihr mehr als genügt. Doch jetzt verstand sie die kleinen Anspielungen, die hinter ihrem Rücken geflüsterten Worte, diese Sätze, die oft nicht zu Ende gesprochen wurden, wenn sie in die Hütte trat… Außerdem war da diese alte Frau gewesen, die sie regelmäßig besucht hatte. Das kleine Mädchen hatte bemerkt, wie sie eine Träne verdrückte, wenn sie sie ansah. Ihre Mutter hatte ihr erklärt, sie sei eine alte Freundin. War diese Frau, die sie Tante Caitlin genannt hatte, in Wahrheit ihre leibliche Großmutter gewesen? Und diese Brosche, die Flora ihr am Morgen ihres Geburtstags kurz vor ihrem Tod geschenkt hatte … Sie hatte damals so traurig ausgesehen…
    »Sag mir, was du weißt, Alex. Ich will die Wahrheit kennen.«
    Er nickte und ließ sich zu ihren Füßen ins Gras fallen. Sie tat es ihm nach und klammerte sich an seinen Arm.
    »Im September 1738 wurde Frances grausam … vergewaltigt.«
    »Vergewaltigt?«
    »Von Soldaten der Schwarzen Garde. Sie waren zu fünft. Ich habe sie gefunden. Damals war ich sechs. Ich war mit Munro auf der Jagd nach Moorhühnern. Als wir die Pferde und die Männer sahen, haben wir uns in den Hügeln versteckt. Wir waren noch zu klein, um ihr zu helfen. Nachher ist Frances … sie ist… Ich glaube, sie hat darüber den Verstand verloren. Stundenlang hat sie niedergeschlagen auf der Bank vor ihrer Kate gesessen und ins Leere gestarrt. Ihr Mann hat alles versucht, doch es hat nichts gefruchtet. Dann bekam sie einen dicken Bauch …«
    Kopfschüttelnd rieb er sich die Augen. Erinnerungsfetzen stiegen in ihm auf, Bilder, die sein kindliches Herz erschüttert hatten. Nach diesem entsetzlichen Erlebnis war Frances der Melancholie anheimgefallen. Die Frau, die für gewöhnlich so heiter und witzig gewesen war, hatte sich in sich selbst verschlossen und in Gleichgültigkeit verschanzt wie in einem unzugänglichen Turm. Großmutter Caitlin hatte sich um Munro gekümmert, der nicht begriff, warum seine Mutter nicht mehr mit ihm sprach oder für ihn sorgte. Als Frances das Kind auf die Welt brachte, hatte ihr Mann nichts von der Kleinen wissen wollen, obwohl sie ebenso gut von ihm hätte sein können.
    Alexander sah Leticia an, die auf ihre Hände hinunterschaute. Wie sollte er es ihr sagen? Er wusste, dass er ihr wehtun würde.
    »Es tut mir leid, Leticia. Ich hätte nicht…«
    Sie schlug die feuchten grauen Augen zu ihm auf. Plötzlich entfuhr ihr ein erschrockener Ausruf, und sie schlug die Hände vors Gesicht.
    »A Dhia , o Gott! Und dieses Kind … war ich? Ich will es wissen, Alex«, flehte sie mit schmerzerstickter Stimme. »Ich muss alles wissen…«
    »Ja, ich fürchte, dieses kleine Mädchen warst du«, schloss Alexander mit schwacher Stimme.
    Er streichelte die feuchte Wange der jungen Frau.
    »Um dich vor Duglas zu schützen, Frances’ Mann, hatte Großmutter Caitlin meinen Vater gebeten, dich zu Mrs. MacCallum zu bringen. Da sie keine Kinder hatte, war sie bereit, dich aufzunehmen und großzuziehen.«
    Mit den Fingern strich er über das Motiv der Brosche, wie er es als Kind so oft getan hatte. Die Schönheit und die feine Ausführung des Musters faszinierten ihn. Seine Großmutter hatte ihm erklärt, das Schmuckstück sei eine Arbeit ihres Vaters, Kenneth Dunn, der Goldschmiedemeister gewesen sei, zuerst in Belfast und dann in Edinburgh. Wie viele Stunden hatte er mit dem Versuch zugebracht, dieses Motiv mit seinem Sgian dhu auf einem Stück Holz nachzuahmen…
    »Diese Brosche … hat Frances gehört, Leticia. Sie war ein Geschenk von Caitlin Dunn, ihrer Mutter und unserer Großmutter, das diese wiederum beim Tod ihrer eigenen Mutter aus den Händen ihres Vaters erhalten hatte. Sie sollte von einer Generation auf die andere weitergegeben werden, von der Mutter an die

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