Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
um euch zu beschützen, dich und das Kind. Hast du das verstanden? Ich schwöre es dir bei meiner Ehre …«
    Er zögerte und sah tief in die ängstlichen grauen Augen seiner Cousine. Sie floh seinen Blick und schloss die Lider. Ihre Lippen bebten. Einen kurzen Moment lang schaute er auf diesen Mund hinunter, der ihn zum Küssen einlud. Dann legte er die Hand auf den Rücken der jungen Frau und zog sie an sich. Er konnte nicht anders; er musste sie ein letztes Mal küssen. Eng umschlungen standen sie so da und unterdrückten mit großer Mühe ihre widerstreitenden Gefühle.
    »Warte hier auf mich, ich bin in ein paar Minuten wieder da. Ich gehe zurück und hole den Proviant.«
    »Nicht, Alex! Dazu ist es zu spät. Wir haben schon Tag.«
    Er löste sich von ihr, hängte sein Gewehr um und ging entschlossenen Schrittes in Richtung Lager.
    »Es dauert nur fünf Minuten, Leticia. Versteck dich hinter diesen Büschen.«
    »Alex!«
    Sie stürzte auf ihn zu, kramte in ihrem Sporran und zog das Medaillon hervor.
    »Ich möchte, dass du es bei dir trägst.«
    Er runzelte die Stirn: Evans Medaillon?
    »Das kann ich nicht annehmen, es hat doch Evan …«
    »Nimm es, Alex. Evan wollte, dass du mich heiratest.«
    Sie ergriff seine Hand, legte das Schmuckstück hinein und schloss seine Finger darüber. Langsam nickte er. Eine Woge von Empfindungen überwältigte ihn. Einen winzigen Augenblick lang fragte er sich, was denn wirklich so schlimm daran wäre, mit ihr zu leben. Vielleicht hatte sie ja recht. Niemand bräuchte die Wahrheit zu erfahren. Aber im Grunde seines Herzens wusste er, dass das nicht möglich wäre. Trotz aller Liebe…
    Zu viele Erinnerungen … Die Vergewaltigung, Frances’ Wahnsinn. Ohne es zu wissen, erweckte Leticia alles wieder zum Leben. Und mit der Erinnerung an diese Ereignisse stieg auch ein Teil seiner Vergangenheit wieder an die Oberfläche, den zu verdrängen er sich so große Mühe gab. Wie hatte sein Großvater Liam noch gesagt? In der Seele jedes Menschen gibt es einen geheimen Ort, an dem seine schrecklichsten Erinnerungen verwahrt sind. Man glaubt, sie seien verschwunden, hätten sich in Luft aufgelöst. Was für eine Täuschung! Wenn man am wenigsten damit rechnet, kehren sie zurück und verfolgen uns … Liam Duncan Macdonald musste sein Leben lang solche inneren Qualen gelitten haben. Großmutter Caitlin hatte Alexander immer versichert, er sei seinem Großvater ähnlich. Leider war der Knabe beim Tode seines Großvaters erst elf gewesen, so dass er ihn nicht sehr gut kennengelernt hatte.
    Alexander sah Leticia an, die im grauen Morgenlicht vor ihm stand. Keiner von ihnen rührte sich. Dem jungen Mann gab es einen schmerzhaften Stich ins Herz, als er Soldat MacCallum zum ersten Mal am hellen Tag in seiner wahren Gestalt sah. Die Röcke waren ihr etwas zu kurz, und das Mieder spannte, doch sie war einfach bezaubernd. Das Haar fiel ihr über die Schultern, und ihr milchweißes Dekolletee war enthüllt …
    Er schlug die Augen nieder und fuhr herum, um vor diesem Anblick zu fliehen. Dann drang er in den dichten Wald ein. Rasch bahnte er sich mit dem Kolben seines Gewehrs einen Weg durch die Ranken und das Astwerk, die sich an den Wollstoff seines Kilts hängten. Er musste schnell machen. Bald würde das Lager erwachen, und man würde Alarm geben.
     
    An der Stelle, an der er den sorgfältig in Öltuch eingeschlagenen Proviant versteckt hatte, begann Alexander zu graben. Er war noch ganz benommen von der bestürzenden Erkenntnis seiner Verwandtschaft mit Leticia, so dass er sich mechanisch bewegte und kaum auf die Geräusche in seiner Umgebung achtete. Daher reagierte er erst, als er hartes, kaltes Metall im Nacken spürte. Er erstarrte. Sein Herz begann wild zu klopfen.
    »Na, wenn das nicht unser Meister des Würfelspiels ist!«, rief eine spöttische Stimme hinter ihm. »Was soll denn das hier werden, Macdonald?«
    Alexander richtete den Blick fest auf das mit Erde verschmierte Tuch und wandte beträchtliche Kraft auf, um seinen Atem zu beherrschen und zu überlegen. Der Druck in seinem Nacken wurde stärker und zwang ihn, sich flach auf den Boden zu legen. Jemand setzte einen Stiefel zwischen seine Schulterblätter, damit er sich nicht mehr rühren konnte.
    »Entwaffnet unseren Mann, Macpherson.«
    Grobe Hände tasteten seinen Körper ab, während Erde in seinen Mund drang.
    »Was hattet Ihr vor, Soldat Macdonald? Hat es Euch nach einem üppigen Frühstück gelüstet? Oder wolltet Ihr

Weitere Kostenlose Bücher