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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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schweigend und eng umschlungen und kosteten ihr Glück aus. Nicolas beendete als Erster den magischen Augenblick, indem er sich behutsam losmachte.
    Er behielt Isabelles Hände in seinen und betrachtete erschüttert die Zerstörungen an dem Platz: die halb eingestürzten Mauern des Priesterseminars, die Hausfassaden, die einzustürzen drohten, die einst hoch aufragenden Kirchtürme, die jetzt am Boden lagen.
    »Ich hatte gehofft, Euch vor Einbruch der Dunkelheit zu finden … Dass ich Euch inmitten so vieler Trümmer wieder treffe«, murmelte er bewegt, »erfüllt mich mit Trauer, meine süße Isabelle.«
    »Das ist das Werk des Teufels. Was wird noch von unserem Land übrig sein, wenn sie abziehen?«
    Eine Träne löste sich und rollte über die Wange der jungen Frau. Isabelle rang um ihre Fassung, denn sie wollte nicht vor Nicolas weinen. Er hatte anderes zu tun, als ihr die Tränen zu trocknen – was er dennoch zärtlich tat und sie dann küsste.
    »Warum besteht Euer Vater so starrsinnig darauf hierzubleiben, Isabelle? Ihr solltet die Stadt verlassen. Das ist kein Ort mehr für Euch. Geht doch zu Euren Verwandten nach Charlesbourg …«
    »Meine Mutter möchte das nicht. Und … ich auch nicht.«
    »Warum? Hier ist Euer Leben in Gefahr.«
    »Ich bin aber immer noch da, oder?«
    Sie lächelte schwach, und er sah sie seufzend an. Hinter ihnen lag ein langer, schmerzlicher Monat der Trennung. Der junge Mann hatte gespürt, wie ihn die Verzweiflung übermannte, und sich mehr als alles gewünscht, seine Liebste heute Abend zu sehen. Und jetzt war er vollkommen überwältigt. Am liebsten hätte er sie auf die Arme genommen und auf das erste Schiff getragen, das in die alte Heimat auslief. Er wollte sie von hier fortbringen, von diesem Krieg, der kein Ende nahm, von dem Tod, der überall umging. Auf der anderen Seite des Meeres wäre sie in Sicherheit vor den Kanonenkugeln und den Engländern, die dieses Land nicht nur verwüsteten, sondern sich offenbar auch auf Dauer hier niederlassen wollten. Die Unsicherheit der Situation belastete ihn sehr. Wenn die Auseinandersetzung zugunsten der Engländer ausging, würde er zweifellos nach Frankreich gehen müssen, denn er würde sich ihnen niemals freiwillig unterwerfen. Aber ob sie ihm folgen würde, selbst wenn sie ihn liebte?
    »Was tut Ihr hier, so ganz allein?«
    »Die Kinder haben Hunger, Nicolas. Ich helfe den Ursulinen, so viel an sie zu verteilen, wie wir auftreiben können. Aber in den letzten Tagen sind unsere Vorräte sehr zusammengeschrumpft. Die Kleinen sind so jämmerlich anzusehen …«
    Das konnte er sich ohne weiteres vorstellen. Der Hunger wütete überall. Milizionäre und Soldaten konnten sich immer schwerer auf den Beinen halten. Sie wurden sichtlich hohlwangiger und vermochten die Gewehre kaum noch zu tragen. Drohungen und Strafen konnten sie nicht mehr in ihren Lagern halten. Jede Nacht desertierten Dutzende und liefen nach Hause, um sich das wenige Getreide zu holen, das ihnen noch geblieben war.
    »Und Ihr, mein teurer Freund, was wollt Ihr hier?«
    »Ich hatte Lust, Euer Lächeln zu sehen, ehe ich mich ins Hospital begebe, um mich nach dem Befinden von Monsieur de Ramezay zu erkundigen. Ihr solltet Euch begleiten lassen, wenn Ihr ausgeht. Für eine Frau ist es gefährlich, allein hier spazieren zu gehen.«
    »Dann seid doch meine Eskorte, Monsieur des Méloizes.«
    Sie lächelte ihm zu. Das Licht der untergehenden Sonne übergoss das blonde Haar, das unter ihrer Haube hervorquoll, mit goldenen Reflexen und ließ ihre Haut wunderschön aufleuchten. Er verneigte sich tief vor ihr und schwenkte seinen Dreispitz. Dann schenkte er ihr ein strahlendes Lächeln und bot ihr seinen Arm. Er nahm die Zügel des Pferdes, und die jungen Leute machten sich auf den Weg. Ihre Schritte hallten laut auf dem Straßenpflaster wider.
    »Ihr habt doch Erfahrung mit dem Krieg, Nicolas, da müsstet Ihr doch eine gewisse Vorstellung davon haben, was uns erwartet …«
    Des Méloizes verhielt den Schritt. Mit einer solchen Frage hätte er bei Isabelle nicht gerechnet. Außerdem hatte er nicht die geringste Lust, mit der jungen Frau über die schwierige Lage der Armee zu diskutieren; darüber hatte er mit Ramezay, dem Vizekönig, heute Abend noch genug zu reden. Oder wollte sie einfach nur, dass er sie beruhigte?
    »Bis jetzt haben wir ihnen standgehalten. Und der Winter wird die Engländer aus Kanada vertreiben.«
    Isabelle blieb stehen und warf ihm einen gereizten Blick

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