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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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einen französischen Soldaten anvisierte, der sich direkt vor ihm befand. Die Kugeln pfiffen über ihre Köpfe hinweg, richteten aber nur wenig Schaden an. Er brachte seine Atmung unter Kontrolle und zielte.
    »Feuer!«
    Der weiße Rauch behinderte die Sicht der Soldaten, brannte in ihren Augen und Lungen und trocknete ihnen den Mund aus. Sie gingen drei Schritte voran, luden zwei weitere Kugeln und nahmen erneut ihre Schussposition ein. Es vergingen ein paar Minuten, bis die Schwefelwolke sich zerstreute.
    »Fertig?«
    Dutzende von Männern lagen kreuz und quer am Boden; ihr Stöhnen und Schreien war ohrenbetäubend.
    »Anlegen! Feuer!«
    Die englische Salve knallte wie ein Kanonenschuss. Die meisten französischen Soldaten, die noch auf den Beinen waren, stoben in alle Winde wie eine Schafherde angesichts eines Wolfs und rannten auf die Stadttore zu. Alexander hängte sich sein Gewehr um, ergriff sein Schwert und zog es aus der Scheide. Überall blitzte blanker Stahl auf und kündigte den Beginn der Attacke an. Ohne auch nur auf den Befehl zu warten, brüllten die Highlander wie der leibhaftige Löwe von Schottland und stürzten über das Weizenfeld auf den Feind zu. Schreckensstarr sahen die Soldaten aus de la Sarres Regiment und die Kolonialtruppen diese Barbaren in Röcken auf sich zukommen und traten einen völlig ungeordneten Rückzug an. Das war die Niederlage. Die Engländer hatten gesiegt.
     
    Die Armee des hinterlistigen Albion legte die letzten Fuß zurück, die sie noch von den Toren von Québec trennten. Mit hängendem Kopf lauschten die Einwohner der Hauptstadt Neufrankreichs dem misstönenden Schlachtenlärm und konnten sich nur vorstellen, welch makaberer Totentanz sich auf ihren Kornfeldern abspielte; ein Ball, bei dem die Regeln der Etikette außer Kraft gesetzt waren. In dieser Auseinandersetzung kannten die Eroberer keine Nachsicht. Gott musste große Trauer empfinden, wenn er dieses Werk gieriger Menschen betrachtete.
    Die Mündungen ihrer Waffen spien den Tod und mähten die Soldaten unnachgiebig nieder. Deren Entsetzensschreie drangen bis zu den Stadtmauern, hinter denen die Menschen vor Schrecken zitterten. Würde England mit seiner unbarmherzigen Hand das Ergebnis von zweihundert Jahren an Leidenschaft, Stolz und Hoffnung mit einem Schlag zunichtemachen?
    Nun vernahmen sie schon seit mehr als einer Stunde die Gewehrsalven und Kanonenschüsse. Die Lacroix’ hatten die wertvollsten Besitztümer in zwei große Truhen verpackt, um sie vor Plünderern zu schützen, und Baptiste hatte sie zusammen mit einem Nachbarn in den Keller hinuntergetragen und dort versteckt. Für den Fall, dass sie überstürzt aufbrechen mussten, hatte Isabelle eine Tasche mit Wäsche zum Wechseln gepackt. Justine kam aus dem Keller herauf und brachte ein paar Töpfe mit Marmelade und ein Stück Speck mit. Sie befestigte den Schlüssel wieder an dem Bund, den sie am Gürtel trug, und packte die Vorräte in einen Sack, den sie auf den Berg von Gepäck legte. Isabelle sah ihr zu. Wo hatte sie diese Nahrungsmittel nur aufgetrieben? Sie hatte gedacht, ihre Vorräte seien erschöpft… Sidonies Stimme riss sie aus ihren Überlegungen.
    »Wo ist Ti’Paul? Er ist verschwunden! Mein kleiner Paul ist fort«, schrie sie in heller Panik.
    Die junge Frau schaute zum Cembalo, wo sie ihn zuletzt beim Spielen mit Museau gesehen hatte. Er war nicht mehr da, nur seine Zinnsoldaten lagen noch auf dem Parkett. Ihr Magen zog sich zusammen.
    »Ich sehe in seinem Zimmer nach«, erklärte sie und sprang so heftig auf, dass ihr Stuhl umfiel.
    »Ti’Paul! Ti’Paul! Komm aus deinem Versteck. Ich finde das nicht komisch. Das Spiel ist vorbei.«
    Das Zimmer ihres Bruders war leer. Eine Kommodenschublade stand offen; ein Durcheinander von Gegenständen quoll heraus. Isabelle trat heran. Was hatte Ti’Paul so eilig gesucht? Dann erblickte sie das Futteral seines Jagdmessers. Es war leer…
    »Oh nein! Ti’Paul!«
    In diesem Moment trat Mado ein. Isabelle drehte sich zu ihr um und zeigte ihr das lederne Etui.
    »Glaubst du wirklich, er hat das getan?«
    Die Angst schnürte Isabelle die Kehle zu, so dass sie nur zu nicken vermochte.
     
    Auf der Straße herrschte helle Aufregung. Frauen rannten vorbei, ihre schreienden Kinder auf den Armen. Entsetzen malte sich auf ihren Zügen. Soldaten brachten verletzte Landsleute in die Stadt, übergaben sie den Nonnen im Hospital und kehrten mit der Kraft der Verzweiflung wieder in den Kampf zurück. Ein

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