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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Fähnrich wandte ihm das Gesicht zu. Seine Miene war gleichmütig, doch seine Augen verrieten, dass er sich fürchtete. Der Highlander entdeckte einen Blutfleck, der sich auf seiner Kniehose ausbreitete. Der Franzose war gerannt wie ein Teufel, obwohl er eine Kugel im Schenkel sitzen hatte …
    Das Klicken eines Gewehrschlaghebels, der gespannt wurde, alarmierte ihn. Alexander ahnte, was folgen würde, und trat Campbell vor die Schienbeine. Der Schuss ging los und schlug in die Holzwand der Latrine ein. Fluchend schickte der Sergeant sich an, mit der Faust zurückzuschlagen, als ein spitzer Aufschrei ihn innehalten ließ. In der Latrine rührte sich etwas und zog beider Aufmerksamkeit auf sich. Die Tür öffnete sich einen Spalt breit und ein mit einem Messer bewaffneter Knabe kam herausgerannt. Voller Entsetzen sah Alexander, wie Campbell sein Gewehr anlegte und auf den Flüchtenden zielte. Er schrie dem Kind zu, es solle sich auf die Erde werfen, aber der Kleine verstand wahrscheinlich kein Englisch.
    Die Ereignisse überschlugen sich. Mit einem Mal stand Alexander die Erinnerung an den etwa zwölfjährigen Jungen, dem er die Kehle durchschnitten hatte, wieder vor Augen, und dem jungen Mann wurde übel. Diesen Knaben hier würde er retten. Entschlossen lief er hinter dem Kind her. Ein Schuss knallte, und ein scharfer Schmerz fuhr durch seine rechte Seite. Er stürzte schwer zu Boden, rollte weiter und fand sich zu Füßen einer jungen Frau wieder, die ihn entsetzt ansah und aufschrie. Alexander hatte gerade noch Zeit, ihre Augenfarbe zu erkennen, dann verschwand sie mit dem Jungen hinter den Pfählen der Palisade.
    Campbell überschüttete ihn mit Schmähungen. Alexander legte die Hand auf seinen Dolch.
    »Lasst sie in Ruhe, Ihr Bastard! Die beiden sind schutzlos und haben nichts mit diesem Krieg zu tun.«
    Campbell spuckte aus und verfehlte ihn knapp.
    »Ich glaube, jetzt ist der Moment gekommen, unsere Rechnungen zu begleichen, Alasdair Dhu …«
    Alexander sah den Schlag nicht kommen. Der Kolben von Campbells Gewehr traf ihn wie ein Blitz mitten auf die Kehle. Er bekam keine Luft, konnte nicht einmal schreien. Keuchend bäumte er sich auf und wand sich. Er würde sterben, dieser Dreckskerl hatte ihn umgebracht… Aber nein… So einfach würde er ihn nicht davonkommen lassen. Trotz des unsäglichen Schmerzes tastete er fieberhaft nach seinem Dolch, den er fallen gelassen hatte. Dann packte er die Waffe mit der einen Hand, presste die andere auf seine Luftröhre und wälzte sich herum.
    Die Luft gelangte kaum noch in seine Lungen. Er wandte sich Campbell zu: Der Sergeant zielte mit dem Gewehr auf den Offizier, der unter Bewachung des anderen Highlanders ergeben auf sein Ende wartete. Herrgott! Sie waren viel zu weit entfernt; er würde es nicht verhindern können. Sein Kopf drehte sich. Ein raues Stöhnen entrang sich seiner Brust, als er mit aller Kraft, die er noch besaß, den Arm hob. Der Dolch flog durch die Luft und bohrte sich in Campbells Brust. Verblüfft drehte sich der Sergeant einmal um die eigene Achse und brach dann zusammen. Erleichtert ließ Alexander sich mit einem Aufstöhnen zu Boden sinken. Dann wurde es dunkel um ihn.
     
    Isabelle war entsetzt. Ti’Paul klammerte sich zitternd an sie.
    »Isa … Er hat seinen Landsmann getötet, um einen unserer tapferen Offiziere zu retten.«
    »Ja, Ti’Paul, ich habe es gesehen. Außerdem hat er dir das Leben gerettet, du Dummkopf!«
    Mit diesen Worten versetzte sie ihm eine schallende Ohrfeige. Der Knabe zog den Kopf zwischen die Schultern und stieß einen Protestschrei aus.
    »Was hattest du hier zu suchen? Hast du denn gar kein Hirn im Kopf? Diese Männer führen Krieg, und du läufst ihnen vor die Füße und spielst Verstecken! Du musst wirklich vollkommen verrückt sein! Warte, bis Papa hört, was du angestellt hast!«
    »Nein, Isa! Sag ihm nichts davon!«
    Ein Schuss erscholl. Zwischen den Pflöcken der Palisade hindurch sah die junge Frau, wie der mit einem Rock bekleidete Soldat, der den Sergeant begleitet hatte und immer noch auf den Fähnrich anlegte, während er auf Verstärkung wartete, über dem Offizier zusammenbrach. Sie stieß ihren Bruder zu Boden, warf sich über ihn und erstickte seinen Schrei mit der Hand. Drei Rothäute rannten auf die Gruppe von Männern zu. Sie waren furchterregend mit Rot und Schwarz bemalt und mit Blut, Ruß und Schlamm bedeckt. Einer von ihnen beugte sich über den Offizier, um ihn von der Leiche zu befreien

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