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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Trio ein Krankenzimmer, in dem Isabelle noch nicht gewesen war. Schwester Clotilde stellte ihr Tablett auf einem Stuhl ab, den ein Soldat geräumt hatte, bedeutete dem Jungen, den Kessel abzusetzen und fuhr mit einer großen Schöpfkelle in die heiße Flüssigkeit. Sie füllte einen Napf und hob dann, in Gedanken versunken, den Kopf. Erst da bemerkte sie Isabelle, die in der Tür stehen geblieben war und sie ansah.
    »Isa! Du bist hier? Komm und hilf mir! Es geht schneller, wenn du die Schüsseln austeilst, die ich fülle.«
    Die junge Frau verdrängte ihren eigenen Hunger und trat näher. Erst jetzt bemerkte sie die dunklen Schatten, die unter den hellen Augen ihrer Cousine lagen. Sie hatte wahrscheinlich seit dem Vortag nicht geschlafen.
    »Zuerst gibst du die Suppe an diejenigen aus, die allein trinken können. Den anderen werden wir helfen müssen.«
    Isabelle nickte. Sie hielt den Atem an, damit ihr die duftende Suppe nicht zu verführerisch in die Nase stieg, und begann die Schalen zu verteilen, wobei sie es vermied, die oft tiefen Wunden der Männer anzusehen. Die Soldaten in diesem Zimmer gehörten sämtlich englischen Regimentern an. Die meisten konnten ihren Napf selbst halten und die Brühe schlucken. Sie schenkten ihr dankbare Blicke, die sie rührten. Einige wagten sogar, ein paar Worte in ihrer Sprache an sie zu richten. Da sie nichts davon verstand, lächelte sie zur Antwort nur. Mehr verlangten die Männer auch nicht.
    Sie schob einen letzten Löffel in den Mund eines Mannes, dessen beide Hände in blutigen Verbänden steckten, als sie bemerkte, dass immer noch zwei Verwundete übrig waren, die ihre Suppe noch nicht bekommen hatten. Sie füllte die Schale erneut und trat zu einem von ihnen, der im hinteren Teil des Raumes lag. Der Mann lag reglos da und schien zu schlafen. Sollte sie ihn wirklich wecken? Doch dann sagte sie sich, dass er vor morgen früh wahrscheinlich keine weitere Mahlzeit bekommen würde, und entschied sich dazu. Sie stellte den Napf auf den Boden und schüttelte sanft die Schulter des Verletzten. Keine Reaktion. Vielleicht hatte er das Bewusstsein verloren… Mutig rüttelte sie ihn ein wenig fester. Da sank sein Kopf zu Seite. Der Mund stand offen.
    Als Isabelle begriff, dass der Mann tot war, stieß sie einen leisen Schrei aus, sprang hoch und hätte fast die Suppe über das Parkett ausgeschüttet.
    »Was ist?«
    Schwester Clotilde kam auf sie zu. Sie beugte sich über den Toten und zog eines seiner Augenlider hoch, das einen leeren Blick enthüllte.
    »Ja. Noch einer. Schön, ich werde Armand und Jean bitten, ihn fortzubringen, damit er das Zimmer nicht verseucht.«
    Dann wandte die Ordensfrau sich Isabelle zu. Als sie bemerkte, wie blass sie war, runzelte sie besorgt die Stirn.
    »Hast du heute schon etwas gegessen, Isa?«
    Die junge Frau, die ihren Blick nicht von der Leiche losreißen konnte, stotterte ein Nein heraus. Daraufhin schob Schwester Clotilde sie zu dem Stuhl, auf dem sie vorhin das Tablett abgestellt hatte, und zwang sie, sich zu setzen.
    »Du musst ein wenig in den Magen bekommen, sonst kannst du dich nicht aufrecht halten! Ach, herrje! Vielleicht haben wir noch etwas Brot in der Küche, und ich werde versuchen, auch ein Ei oder einen Apfel für dich aufzutreiben.«
    »Ich bin aber noch nicht fertig. Da ist noch ein Verwundeter, den ich füttern muss.«
    Während sie sprach, wandte sie sich nach dem fraglichen Mann um. Verblüfft erkannte sie in ihm den berockten Soldaten, der Ti’Paul das Leben gerettet hatte. Er hatte mit dem Gesicht zur Wand gelegen, während sie die Verletzten gefüttert hatte, doch jetzt hatte er sich auf den Rücken gedreht. Sie fühlte sich beschämt, als ihr aufging, dass sie seit ihrer Ankunft im Hospital gar nicht an ihn gedacht hatte. Er lebte also noch … Schwester Clotilde war ihrem Blick gefolgt und seufzte.
    »Dieser Mann dort? Seine Verletzungen sind nicht so offensichtlich, aber es scheint ihm sehr schlecht zu gehen. Seit er hergebracht wurde, hat er nicht einmal einen Tropfen Wasser schlucken können.«
    »Ist sein Zustand so schlimm?«
    »Der englische Arzt hat nach ihm gesehen. Ich habe nicht alles verstanden, was er gesagt hat, denn er hat ein wenig Englisch mit mir gesprochen und dazu ein paar Brocken Französisch geradebrecht. Ich weiß nur, dass er der Meinung war, der Mann werde die Nacht nicht überleben. Er hatte solche Schwierigkeiten beim Atmen, dass wir damit gerechnet haben, dass er ersticken würde. Aber er hat

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