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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Französisch! Wohin Ihr fahren?«
    »Ich bin auf dem Weg ins Hospital, um bei der Pflege der Verwundeten zu helfen …«
    Der Engländer unterbrach sie mit erhobener Hand.
    »Hospital , hmmm?«
    Der Mann verzog die Mundwinkel und beäugte Isabelles Fußknöchel. In Neufrankreich trug man die Röcke kürzer. Isabelle zupfte an dem Stoff, um ihre Füße zu verbergen.
    »Die Verwundeten warten auf mich, Sir !«
    Er schien noch ein wenig zögerlich. Dann verneigte er sich und schloss die Tür, nachdem er rasch den Inhalt ihres Korbs und den Innenraum der Kutsche inspiziert hatte. Der Wagen ruckte an und machte sich wieder auf den Weg. Sie wurden nicht noch einmal aufgehalten.
     
    Der Knabe erging sich in Entschuldigungen. Isabelle hätte ihn am liebsten ordentlich ausgescholten, aber sie biss sich auf die Zunge und murrte nur ein wenig. Es wäre nicht recht gewesen, die schlechte Laune, in die sie die Gerüchte über die Untreue ihres Liebsten versetzt hatten, an anderen auszulassen. Wenn sie aufgepasst hätte, wohin sie trat, hätte sie sich nicht mit dem Essig vollgespritzt, den der Knabe über die Bodendielen kippte. Der scharfe Geruch der Flüssigkeit brachte sie zum Niesen. Sie trat um die Lache herum und ging zu dem mit Verwundeten vollgestopften Korridor. Sie musste Schwester Clotilde finden.
    In den Räumen schien Ruhe zu herrschen. Gewiss, die Verletzten stöhnten und schrien immer noch, und die Kanoneneinschläge ließen die Wände erbeben. Aber der Eindruck von furchtbarer Eile, der gestern im Hospital geherrscht hatte, war verflogen. Das beruhigte Isabelle. Dagegen verschlugen ihr der widerliche Gestank der verstümmelten Körper und die Eimer voller Urin und Exkremente, die zu leeren offenbar niemand Zeit hatte, den Atem. Zwar standen die Fenster weit offen, aber der Geruch hielt sich, als wäre er in die Mauern eingesickert. Nachdem Isabelle sich vergewissert hatte, dass einer der Eimer tatsächlich Essig enthielt, tauchte sie ihr Taschentuch hinein und hielt es sich unter die Nase.
    Auf ihrem Weg musste sie mehrmals Soldaten ausweichen, die behelfsmäßige Tragen schleppten: Man brachte die Toten hinaus. Aber sie hatte den Eindruck, dass die Leichen ihr mit Blicken folgten. Vielleicht waren sie doch nicht tot? Die Angst vor einer durch die stinkenden Ausdünstungen hervorgerufenen Epidemie zwang dazu, die Sterbenden und Toten rasch zu trennen. Für diejenigen, die sich weigerten, vor ihrem Tod zu konvertieren, hatte man außerhalb des katholischen Friedhofs Massengräber ausgehoben. Bei denjenigen, die diese Welt bereits verlassen hatten, stellte sich die Frage nicht einmal mehr. Für den zuständigen Priester, den Domherrn von Rigauville, waren die Engländer alle Protestanten oder Anglikaner. Der Unterschied war gering, sie waren einfach alle Ketzer.
    Als sie an einem der Krankensäle vorbeiging, erblickte sie den Priester, der sich über einen Sterbenden beugte. Es hieß, niemand verstünde sich so wie er darauf, Menschen zum Abschwören vom falschen Glauben zu bewegen. Als sie um die Ecke des Flurs bog, stieß Isabelle beinahe mit der strengen Mutter Saint-Claude-de-la-Croix zusammen.
    »Oh! Verzeihung, ehrwürdige Mutter.«
    Aus den weiten Ärmeln des schwarzen Habits schauten gefaltete Hände hervor, in denen die Nonne einen Rosenkranz hielt. Über ihrem weißen Skapulier hing an einer Kette ein wunderbar gearbeitetes goldenes Kruzifix. Während die junge Frau verlegen von einem Fuß auf den anderen trat, bedachte die Mutter Oberin sie unter der Haube, die ihre Stirn bedeckte, mit einem düsteren Blick.
    »Sucht Ihr jemanden?«, verlangte sie scharf zu wissen.
    »Ähem… ja. Schwester Clotilde. Sie ist Ursulinin.«
    »Die Ursulininnen befinden sich im Refektorium.«
    »Danke, ehrwürdige Mutter.«
    Isabelle wollte sich schon wieder auf den Weg machen, als die Vorsteherin des Hospitals sie anrief und auf sie zutrat.
    »Ihr helft bei der Krankenpflege, meine Tochter?«
    »Ja, ehrwürdige Mutter.«
    Mit ihrem langen Finger wies die Frau auf ihr Dekolletee.
    »Dann bindet dieses Tuch fester um Euren Hals. Was glaubt Ihr, was Ihr diesen… Männern für ein Schauspiel bietet, wenn Ihr Euch über sie beugt? Sie sind nicht darauf aus, Euch in die Augen zu sehen.«
    Isabelle war sprachlos. Unwillkürlich fuhr sie mit der Hand an ihren Ausschnitt und errötete. Die Nonne wandte sich ab und verschwand in einem der Zimmer.
    »Da bist du ja endlich, Isa. Komm.«
    Schwester Clotilde lief auf die junge Frau zu,

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