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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Rettung sein, Alasdair. Wir müssen fort. Es wird nicht lange dauern, bis sich die Sassanach -Soldaten blicken lassen; sie durchkämmen die ganze Gegend und schießen auf alles, was einen Tartan trägt. Komm!«
    Als der Junge versuchte, den linken Arm zu bewegen, verzog er das Gesicht. Das sah der Alte und band ihm aus einem Stück Stoff eine Trageschlinge, damit er den Arm weniger bewegte und die Wunde nicht wieder aufriss.
    »Du hast eine Kugel in die Schulter bekommen, Kleiner. Zum Glück ein glatter Durchschuss. Gut, dass sie nicht im Knochen stecken geblieben ist oder, schlimmer noch, ihn zerschlagen hat. In diesem Fall wäre es besser gewesen, der Sassanach hätte dich getroffen … denn du hättest schreckliche Schmerzen gehabt, und wir hätten nichts für dich tun können …«
    Ja, John hätte besser getroffen … denn ich leide tatsächlich furchtbar, und Ihr könnt nichts für mich tun, dachte Alexander.
     
    Als Theologe, der sich von dem unabhängigen Geist der irischen Mönche angezogen fühlte, hatte David O’Shea an der Universität von Dublin studiert. An seinem Umgang konnte man ablesen, dass er einer gesellschaftlich hochgestellten Familie entstammte. Er sprach Französisch, Italienisch, Latein und dazu noch verschiedene Dialekte der Landessprache. Doch am stärksten interessierte Alexander sich für seine Kenntnisse des keltischen Kunsthandwerks und seiner Symbole, welche den ewigen Kreislauf des Lebens beschrieben.
    »… und diese Spiralen stellen die Entwicklung allen Lebens dar. Man findet sie häufig auf Steinen und Kreuzen. Das keltische Volk hat seine Sitten und Gebräuche nach dem Zyklus der Natur ausgerichtet: Wasser, Erde, Himmel … Diese Dreiheit bildet einen Kreis, der sich in alle Ewigkeit dreht. Zwischen allen Elementen unserer Welt sowie zwischen ihnen und uns besteht eine universelle Harmonie. Der Stein, das Wasser, die Tiere, die Bäume besitzen alle eine Seele und stehen in einer engen Beziehung zueinander. Doch wir, die Menschen, sind die Einzigen, die das verstehen können. Daher ist es unsere Pflicht, dieses Wissen anzuwenden, um diese Beziehungen, die sich zu einem Kreis fügen, aufrechtzuerhalten. Früher war das die Aufgabe der Druiden. Das waren die weisen Männer, die diese Kenntnisse besaßen. Dann gab es die Barden. Heute… ich weiß nicht, mein Junge … Da liegt es bei jedem Menschen selbst, seine Weisheit zu pflegen und zu kämpfen, um seine Integrität zu schützen. In dieser Zeit, in der ein jeder nur für sich selbst eintritt, gehen unsere alten Traditionen verloren.«
    Er unterbrach sich und legte betrübt das Gesicht in Falten. Dann schüttelte er sein dünnes Silberhaar und sprach weiter.
    »Weißt du, warum die Krieger so wagemutig waren? Das war ihr Glaube an das ewige Leben. Es gibt unsere Welt, die unterirdische Welt – die der Feen – und dann die andere Welt. Im Laufe unserer Entwicklung gehen wir von der einen in die andere über. Der keltische Krieger kannte keine Angst vor dem Tod … Aber das weißt du ja schon, oder?«, fragte O’Shea und zwinkerte ihm zu. »Der Tod ist nur ein Übergang, der dem Menschen erlaubt, auf eine höhere Stufe der Seele zu schreiten. Die Kunst unserer Vorfahren beruht auf einer sehr komplexen Lebensphilosophie, Alasdair Dhu 13 . Die Philosophie ist die Summe der Kenntnisse, die der Mensch ansammelt und anwendet. Es ist wichtig, sie zu bewahren… Viele sind der Ansicht, wir Kelten wären ein Volk von primitiven und blutrünstigen Kriegern. Diese Leute haben nichts von der keltischen Philosophie verstanden und halten sich an die vereinfachten Vorstellungen, die sich die römischen und griechischen Denker von ihr gemacht haben.«
    »Aber die alten Kelten waren doch Heiden, oder?«
    »Bah! Ob Heiden oder Christen, was macht das schon aus? Sie hatten ihre eigene Sicht des Universums und haben die großen Verhaltensrichtlinien für ihre Kultur aufgestellt. Glaubst du, die Massaker während der Kreuzzüge wären gerechtfertigter gewesen als die Kriege der Kelten, nur weil sie zum Ruhme unseres Gottes geschehen sind?«
    »Musstet Ihr deswegen aus Irland fliehen? Ich meine … weil Ihr Franziskaner seid und Euch für die Kelten und für heidnische Kulte interessiert?«
    Der Ire lächelte ihm zu, sichtlich erfreut über den Scharfsinn des Jungen.
    »Ah! Ein wenig lag das auch daran … Aber vor allem bin ich ein treuer Jünger Epikurs. Carpe diem 14 , hat Horaz geschrieben. Ich bin ein Mann des Fleisches, mein Junge.

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