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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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gefallen würde. Aber sie musste wohl eine andere Gelegenheit abwarten, ihn ihm zu schenken. Ein Seufzer entrang sich ihrer Kehle, als Madeleine ihr ein Kristallglas mit heißem Punsch reichte, der gut nach Zimt und Muskat duftete.
    »Komm, Isa! Du wirst am Cembalo verlangt. Du musst uns mit deinen hübschen Fingern aufspielen.«
    »Ich komme schon.«
    Doch sie war nicht mit dem Herzen dabei. Sie trat vom Fenster weg und ging unlustig zum Cembalo. Da erscholl mit einem Mal aus der Küche ein Schrei. Alle stürzten dorthin, wo sie Ti’Paul in Tränen aufgelöst vorfanden. Entsetzt starrte der Knabe das Hauptgericht an, das auf dem Tisch thronte: Da lag auf einer mit gekochten Kartoffeln garnierten Zinnplatte ein mit schimmernder Gelatine überzogenes Spanferkel, in dessen Maul ein Apfel steckte. Niemand hatte es für nötig gehalten, Ti’Paul darüber aufzuklären, welches Schicksal seinem guten Freund Blaise bestimmt war. Diese Szene war ebenfalls ganz und gar nicht geeignet, Isabelle aufzuheitern.
     
    Die Liebenden sahen einander erst vier Tage später durch Zufall wieder, als Isabelle unterwegs war, um Françoise zu besuchen, die krank war. Die beiden flüchteten in eine Toreinfahrt und fielen sich leidenschaftlich in die Arme. Die junge Frau vergrub ihre gerötete Nase in dem rauen Wollstoff seines roten Rocks und sog endlich den Duft ihres Schotten ein, dessen Hände begierig über ihre Kurven glitten.
    An die Steinmauer gepresst schloss Isabelle die Augen und seufzte. Den beiden fiel es immer schwerer, die Grenzen der Schicklichkeit zu wahren. Alexanders Hände wurden gefährlich kühn. Sie spürte, wie ein köstlicher Schwindel sie ergriff, und es kostete sie ihr ganzes anerzogenes Schamgefühl, den jungen Soldaten zurückzudrängen.
    »Alex … ich freue mich ja so, dich zu sehen! An Silvester wollte ich mich ein paar Minuten frei machen, aber es war unmöglich.«
    »Jetzt sind wir ja endlich zusammen. Lass uns die wenigen Augenblicke auskosten!«
    Er wollte den Mund wieder über ihre Lippen legen, doch sie schob ihn erneut weg und nahm ihren blauen Schal ab, den sie jeden Tag getragen hatte, in der Hoffnung, ihm auf ihren Ausgängen zu begegnen.
    »Der ist für dich«, flüsterte sie und legte ihm den Schal mit einem strahlenden Lächeln um den Hals. »Ich habe ihn selbst gestrickt.«
    »Für mich?«, rief er begeistert aus und bemerkte ihren Duft, mit dem sich das Gewebe vollgesogen hatte. »Danke. Er ist sehr schön.«
    »Er soll dich warm halten.«
    Er zog jetzt seinerseits einen Gegenstand aus seinem Sporran .
    »Schließ die Augen. Ich habe auch etwas für dich.«
    »Wirklich? O Alex!«
    Er nahm ihre Hand und legte etwas Kaltes, Schweres hinein.
    Langsam schlug sie die Augen auf. Ihr Herz tat einen Satz, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
    »Oh!«
    Etwas anderes brachte sie nicht heraus; die Kehle war ihr vor Rührung wie zugeschnürt. Sie wischte sich die Augen und betrachtete das herrliche Medaillon, das in ihrer Handfläche lag. Es hatte diese verschlungenen Motive, die sie schon so oft bewundert hatte, eine unglaublich schöne Arbeit.
    »Hast du das … für mich gemacht?«
    Er legte einen Finger unter ihr zitterndes Kinn, so dass sie den Kopf hob. Aus feuchten Augen blickte sie ihn an.
    »Für dich«, flüsterte er und nickte.
    Für sie hätte er den Turm zu Babel noch einmal aufgebaut.
    »Lieber wäre mir gewesen, ich hätte es in Gold oder Silber fassen lassen können…«
    Lebhaft schüttelte sie den Kopf und legte ihm die behandschuhten Fingerspitzen auf die Lippen, damit er schwieg.
    »In Bronze ist es herrlich, Alex. Ein schöneres Geschenk hättest du mir nicht machen können. Ich werde es mein ganzes Leben lang in Ehren halten …«
    Sie spürte, wie sie erschauerte, als sie die Worte aussprach. Warum hatte sie den eigentümlichen Eindruck, dass dieses Schmuckstück für sie so etwas wie eine Reliquie sein würde, die Erinnerung an eine Liebe, die nicht hatte sein sollen? Aus ihrem tiefsten Innern stieg ein Schluchzen auf, dem sie keinen Einhalt gebieten konnte.
    »Dinna cry , Isabelle…«, murmelte Alexander. Nicht weinen…
    Er legte die Arme um sie, zog sie fest an sich und küsste sie auf die geschlossenen Augen.
    »Tut mir … leid. Ich sollte glücklich sein… statt zu weinen wie ein kleines Mädchen.«
    »Tha e ceart gu leòr  …« Schon gut …
    Er sah ihr tief in die grünen Augen, die ihn immer an die Hügel von Glencoe erinnerten. In der Sonne glitzerten winzige

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