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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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liebsten zurückgenommen. Aber sie hatte entsetzliche Angst vor dem Zorn Gottes und sagte nichts. Wenn er sie liebte, würde er Verständnis haben…
    Alexander zog seine Hände aus denen der jungen Frau und steckte sie unter die Achseln, um sie zu wärmen. Er spürte Isabelles Verlegenheit und führte sie darauf zurück, dass sie nach Worten suchte, um ihm zu sagen, was er schon seit einigen Wochen fürchtete. Doch sie schwieg weiter.
    »Gut«, stotterte er, »ich werde auf ein Zeichen von dir warten.«
    Auf gewisse Weise fühlte er sich beinahe erleichtert. Seit der kurzen Episode mit Émilie war er nur immer besessener von Isabelle, und das Verlangen, sie ganz zu besitzen, überwältigte ihn geradezu. Er hatte Angst, seine Vernunft könne ihm keinen Einhalt mehr gebieten. Eine heiße Welle stieg in ihm auf, und er wandte sich ab, um seinen Aufruhr zu verbergen. Isabelle gehörte nicht zu den Frauen, die sich nach einem einzigen leidenschaftlichen Kuss hingeben. Sicher, er spürte, wie sie vor Lust bebte, wenn er es wagte, die Grenzen der Schicklichkeit zu überschreiten, doch er fühlte auch, wie sie vor Furcht erstarrte, und hielt sich dann zurück. Es ging nicht an, dass Isabelle Lacroix sich mit einem britischen Soldaten kompromittierte.
    »Ich war auf dem Weg zu Geneviève Guyon, wo meine Schwägerin wohnt«, erklärte Isabelle zögernd. »Sie erwartet ein Kind und fühlt sich nicht wohl. Ich hatte versprochen, ihr zu helfen und mich um ihren Kleinsten zu kümmern, Luc. Er zahnt und ist im Moment ziemlich unausstehlich. Möchtest … möchtest du mich begleiten? Wenn du nicht anderswo erwartet wirst?«
    »Ich habe Küchendienst, aber ein paar Minuten habe ich schon noch Zeit.«
    Er musste sich Gewalt antun, um zu lächeln und sich vor ihr zu verneigen.
     
    Der Januar kam mit einem heftigen Schneesturm und Glatteis. Die steilen Wege waren nicht begehbar. Um mit ihren geladenen Gewehren gefahrlos die Hänge hinunterzukommen, mussten die Soldaten auf dem Hinterteil rutschen, worüber die Leute sich vor Lachen ausschütteten. Für die »Röckchenträger« war diese Übung naturgemäß gefährlicher als für die anderen, denn sie trugen bei dieser Übung buchstäblich ihre Haut zu Markte.
    Die englische Armee führte – mit gemischtem Erfolg – einige Angriffe gegen französische Positionen durch. Die von Lévis kommandierten französischen Truppen legten sich eine Taktik der Angriffe aus dem Hinterhalt zu und traktierten und bedrohten die englischen Soldaten, die es wagten, sich außerhalb der Stadtmauern von Québec zu zeigen. Die Kämpfe flammten also wieder auf, und im Laufe des Februars nahm Alexander an mehreren Strafexpeditionen teil, von denen manche Soldaten nicht zurückkehrten.
    Der März begann mit dem Angriff einer englischen Abteilung auf einen französischen Posten in Saint-Augustin. Achtzig Gefangene wurden befreit. Die Rebellenarmee zählte schätzungsweise siebentausend Männer, reguläre Soldaten, Milizionäre und Eingeborene zusammengenommen.
     
    Am Aschermittwoch sprach Père Récher von der Kanzel. Isabelle hörte seine Predigt wie durch einen dichten Nebel. Ihr Körper ahmte die Bewegungen der anderen Kirchgänger wie ein Automat nach, die niederknieten, sich erhoben, sich setzten. Die Kirche war in ein graues Licht getaucht, in dem die duftenden Weihrauchfahnen aufstiegen. Ihre Mutter saß rechts von ihr, zu ihrer Linken hörte Ti’Paul nicht auf zu zappeln. Ihr Vater hatte erklärt, er fühle sich unwohl, und sie nicht begleitet. Ohne ihn wirkte die Bank der Familie seltsam leer. Üblicherweise verpasste Charles-Hubert nie eine Messe.
    Die junge Frau hielt den Blick auf eine enthauptete Muttergottes-Statue geheftet, die über einem Meer von Lichtern hing. Ein paar Worte der Predigt drangen zu ihr: Sünde, Marie-Louison, Kind, Ketzer… Sie wandte den Kopf zu dem Priester, der sich in heiligen Zorn geredet hatte. Die Seelen der Mädchen in der Kolonie waren in Gefahr. Der Engländer tritt die Unschuld unserer verirrten weißen Lämmer mit Füßen.
    Man musste die Jungfrauen vor den gierigen Klauen dieser rotberockten Hunde bewahren, die ihnen ein ketzerischer König aufzwang! Der Priester nannte den Namen von Marie-Louison Guérin, die für ihn der Sündenbock unter der Herde der verlorenen Schafe war. Sie hat die schreckliche Sünde des Fleisches begangen, und das Kind, das sie trägt, ist deren verdorbene Frucht! Aber es gibt noch andere, und man muss sie auf jeden Fall anzeigen,

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