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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Sainte-Anne-de-la-Pérade, mein Alter!«
    Der Fahrer machte sich an den Stricken zu schaffen, die er löste.
    »La Pérade? God damn! «
    Noch ganz benommen rieb sich Alexander die Augen und versuchte nachzudenken. Sainte-Anne … Hier waren sie auf dem Feldzug nach Montréal durchgekommen, um den Einwohnern ihren Eid abzunehmen. Wie weit lag das von Québec entfernt? Und wie war er hierhergeraten?
    Mit vor Kälte gefühlloser Hand suchte er in seinem Sporran herum, zog seine Taschenuhr hervor und hielt sie ans Ohr. Sie war stehen geblieben, denn er zog sei schon lange nicht mehr auf. Er fragte den Mann nach der Uhrzeit. Dieser seufzte.
    »Ich besitze nicht die Mittel, um mir eine Uhr zu kaufen, und ich kann mir schon gar nicht leisten, meine Zeit zu vergeuden! Ich habe acht Kinder durchzufüttern, und im Frühling erwartet meine Frau ein weiteres. Also wirst du mir die Freude machen, dich sofort zu verziehen. Andernfalls rufe ich den Priester, der dem hiesigen Befehlshaber melden wird, dass sich im Dorf ein Deserteur aufhält. Hast du das verstanden?«
    »Aye …«, murmelte Alexander. »Schon gut. I’m gone .«
    »Englischer Bastard!«
    Alexander zog den Kopf zwischen die Schultern und ging auf der Straße davon, ohne zu wissen, welche Richtung er einschlug. Die Kälte stach ihm in die Schenkel. Seine Füße waren eiskalt, und jeder Schritt bereitete ihm heftige Schmerzen. Er steckte die blaugefrorenen Hände unter die Achseln, um sie zu wärmen.
    Ein Stück weit vom Weg entfernt erblickte er ein kleines Bauernhaus. Bestimmt konnte er dort ein Eckchen finden, wo er sich aufwärmen und ein wenig über seine Lage nachdenken konnte, ehe er wieder aufbrach.
     
    Das Quieken von Schweinen riss ihn aus seinem Halbschlaf. Schwach drang eine tiefe Stimme zu ihm; ein Mann hatte den Stall betreten. Alexander versteckte sich im Heu und hoffte, dass er ihn nicht entdecken würde. Er hörte, wie der Bauer ein Weilchen in seinen Gerätschaften herumkramte. Dann knarrte die Tür, und es wurde wieder still. Der Stall lag wieder im Dunkel. Ein starker, beißender Gestank stieg Alexander unangenehm in die Nase. Im Heu regte sich ein Lamm. Das Tier blökte und bedachte den Mann mit einem neugierigen Blick.
     
    Gegen Mittag kehrte der Bauer zurück, um seine Tiere zu versorgen. Steif vor Kälte und mit klappernden Zähnen wartete Alexander, bis der Mann fertig war und wieder ging. Dann drängte er sich zwischen den Schweinen hindurch und stürzte sich auf die Gemüseschalen und Speiseabfälle, die sich noch im Trog befanden. Anschließend trank er Wasser aus einem mit einer dünnen Eisschicht überzogenen Kübel. Dann steckte er noch eine ordentliche Portion von diesem »Proviant« in seine Taschen und verließ den Stall.
    Greller Sonnenschein empfing ihn, so dass er die Augen schließen musste und erst einige Sekunden später in der Lage war, sie wieder zu öffnen. Obwohl er wusste, welche Gefahr er damit einging, musste er nach Québec zurückkehren. Wenn ihm das überhaupt gelang! Kein Zweifel, man würde ihn wegen Fahnenflucht verurteilen. Er hatte auch die Möglichkeit erwogen, das Weite zu suchen. Aber mitten in einem eisigen Winter und in einem Land, das ihm feindlich gesinnt war, hatte er kaum eine Aussicht, das zu überleben. Er konnte sich nicht erklären, wie er auf den Karren geraten war. Zweifellos war er in seinem betrunkenen Zustand auf dem Heimweg hineingefallen und dort eingeschlafen. Vielleicht würde man ihm ja glauben und ihn freisprechen. Versuchen musste er es. Reuige Soldaten, die sich ohne Widerstand ergaben, waren schon oft begnadigt worden. Ohnehin hatte er keine andere Wahl.
    Alexander überprüfte den Stand der Sonne am weiten azurblauen Himmel und wandte sich gen Nordwesten. In diese Richtung würde er gehen und dabei dem Fluss folgen. Mühsam und mit unsicheren Schritten bewegte er sich in dem hohen Schnee, der ihm oft bis zu den Oberschenkeln reichte und ihn bis auf die Knochen frieren ließ. Er hatte das Gefühl, als bohrten sich Dutzende Klingen in seine eisigen Füße. Niemals würde er das schaffen!
    Während er sich einen Weg durch den Schnee bahnte, überlegte er immer wieder, wie er wohl in diesen Karren geraten sein mochte. Vergeblich versuchte er sich zu erinnern, da war dieser Nebel in seinem Kopf… Vage hörte er, wie Émilie ihn daran erinnerte, dass bald Sperrstunde sein würde. Er erinnerte sich auch noch an den eiskalten Wind, der seinen Kilt gebläht hatte. Doch der Rest lag im

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