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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Dunkel.
    Mit den Füßen verfing er sich in einem Bündel von Ästen und fiel in den Schnee. Völlig außer Atem blieb er einen Moment lang liegen und sah zum Himmel auf. Die Sonne hatte den Zenit überschritten und setzte ihren Weg in Richtung Westen fort. Er musste einen Platz finden, an dem er sich aufwärmen und ausruhen konnte… Er nahm seine ganze Kraft zusammen und rappelte sich auf. Dann steckte er sich noch ein Stück Rübenschale und eine Handvoll Schnee in den Mund und machte sich, tief in seine Gedanken versunken, wieder auf den Weg.
    Durchgefroren, wie er war, konnte er gar nicht mehr mit dem Zähneklappern aufhören und wurde immer langsamer. Die Erschöpfung überwältigte ihn, und in seinem Kopf verschwamm die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit. Er ging auf den zugefrorenen Fluss zu, den er durch eine Baumgruppe aus Birken und Weiden hindurch erkennen konnte. Ein wenig früher hatte er einen Karren über das Eis fahren sehen; und ihm war die Idee gekommen, es auf die gleiche Art zu probieren. Vielleicht würde er einem Fuhrwerk begegnen, das nach Québec unterwegs war… falls der Kutscher bereit war, ihn mitzunehmen. Auf der anderen Seite würde er so ein gutes Ziel für den Bauern abgeben, der möglicherweise Rache suchte. Alles in allem war es besser, die Deckung der Bäume zu nutzen. Sie schützten ihn vor Blicken und zugleich vor dem Wind, der unablässig heulte. Wie viele Stunden mochte es her sein, dass er Sainte-Anne-de-la-Pérade verlassen hatte? Die Sonne sank, und bald würde es Nacht werden. Immer noch hoffte er, unterwegs auf eine menschliche Behausung zu treffen …
    Alexanders Vorräte waren erschöpft, und er hatte nichts mehr, um sich auch nur ein wenig den Magen zu füllen. Sinnlos, noch zu hoffen, er könnte es schaffen; der Tod würde ihn holen, ehe die Nacht vorüber war. Er dachte an Coll und Munro. Und dann merkwürdigerweise an John. War sein Zwillingsbruder desertiert, oder war er umgekommen? Betrübt sagte er sich, dass er das jetzt nie mehr erfahren würde. Er sah zum Himmel auf. An dem in Violett- und Fuchsiatönen prangenden Himmelsgewölbe nahm der Mond Gestalt an. Auf seinen Lippen schmolzen einige verirrte Schneeflocken, die der brüllende Wind aufgewirbelt hatte. Er hatte den Eindruck, dass die Erde ihm noch seinen letzten Rest Körperwärme raubte …
    »Isabelle …«, flüsterte er leise. »Warum? Ich habe dich geliebt…«
    Dann, nach kurzem Schweigen, fuhr er fort.
    »Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. Herr, höre meine Stimme … Lass deine Ohren merken auf die… Stimme meines Flehens …« 56
    Seine Worte verhallten in dem unerbittlichen Schweigen des Sonnenuntergangs in diesem weiten Land im hohen Norden. Gott war nicht hier, er hörte ihn nicht. An diesem Januarabend im Jahre 1761 wurde Alexanders Gebet von der eisigen Luft davongetragen und blieb unbeendet.
    Verzweifelt kauerte der junge Mann sich unter einen Baum und rollte sich zusammen. Er spürte seinen Körper nicht mehr; er empfand gar nichts mehr.
     
    Mit großen Sprüngen wie ein Eichhörnchen durchquerte der Indianer den Schnee und kam wieder auf sie zu. Mit weit aufgerissenen Augen klatschte er in die Hände.
    »Da, ein pas de culotte , ein Mann ohne Hosen!«, schrie er und wies mit dem Finger auf die Stelle.
    »Wo denn das? Wovon redest du, Kleiner Wolf?«
    »Da liegt einer von den Männern ohne Hosen, ein Engländer!«
    Er bedeutete den fünf Trappern, ihm zu folgen, und ging zurück. Einer der Männer beugte sich bereits über die halb zugeschneite Gestalt, die von einem hellen Mond beleuchtet wurde. Der »Mann ohne Hosen« hatte sich zusammengerollt wie ein Igel in seinem Nest.
    »Zünde eine Fackel an, Lebarthe!«, befahl der Trapper mit starkem ausländischen Akzent.
    Im Licht der Flamme wirkte der Schnee orangefarben, und die Dunkelheit, die sie umgab, schien noch tiefer zu werden. Der Mann hielt die Fackel über den Körper.
    »Glaubst du, er ist noch am Leben, Jean?«, fragte einer der Trapper.
    »Das wäre schon ein Wunder«, gab ein anderer zurück.
    Vorsichtig stieß er den Körper mit dem Gewehrkolben an und drehte ihn um. Der Fremde war noch nicht steif gefroren. Ein langes Schweigen trat ein, als der Lichtschein der Fackel auf das Gesicht des Mannes fiel. Die verblüfften Blicke der Männer richteten sich auf den Trapper, der sich über den Fremden beugte und den alle Jean nannten. Dieser war totenbleich geworden.
    »Gütiger Gott«, hauchte jemand, »ich traue meinen

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