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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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vieler Männer, die um ihr Überleben und das ihres Volkes gekämpft haben. Unser Volk hat jahrelang die schlimmste Behandlung und die übelsten Demütigungen erfahren. Es ist geächtet und massakriert worden. Doch dank seines Mutes existiert es noch. Ich habe Verständnis für deinen Schmerz, Alas. Aber eine Frau ist nicht alles.«
    Die Waffe verhielt bebend auf der Höhe von Alexanders Herz.
    »Und außerdem bist du mein Bruder, Alas! Ein Bruder, auf den ich stolz bin, ein Mann, der seines Vaters würdig ist!«
    Alexander starrte auf die Klinge. Sein Mund verzog sich unsicher, und sein Atem beschleunigte sich.
    »Alas … ich flehe dich an!«
    Sein Bruder holte mit dem Dolch aus, und Coll sah den Wahnsinn in seinen Augen aufblitzen. Verzweifelt versuchte er ihm in den Arm zu fallen. Doch Alexander wich ihm aus und stieß mit einem grauenhaften Aufschrei zu. So viel Kraft legte er in seinen Hieb, dass die Klinge bis zum Heft in den Boden fuhr. Ein wenig benommen sah Alexander auf den Dolch hinunter. Ein unerträglicher Schmerz pochte in seiner Brust. Er schloss die Augen und sank im Gras zusammen. Aufgewühlt und am ganzen Leibe zitternd zog Coll die Klinge aus dem Boden, wobei er ein Schluchzen unterdrückte. Dann wischte er die schwarze Erde ab, die an dem scharfen Stahl klebte.
    »Gott sein Dank!«, seufzte er.
     
    Die vergängliche Schönheit des Oktobers war novemberlichem Grau gewichen. Die Pfützen und die Fensterscheiben hatten sich mit Reif überzogen. Dann war im Dezember Schnee gefallen und hatte einen makellos weißen Mantel über die trübe Landschaft gebreitet, der mehr und mehr zu einer schweren Decke wurde, unter der Alexander sein Leid begraben hatte.
    Der junge Mann hatte sich zum Weiterleben entschlossen, und das tat er nun maßlos und voller Zorn. Ein Tag folgte auf den anderen, und jeder hatte seine Dosis Alkohol, seine Streitereien, eine Insubordination… Die Strafdienste und die drohende Auspeitschung hatten nicht die geringste Wirkung auf Alexanders Verhalten. Archie, den es schmerzte, ihn so zu sehen, hatte seinen Neffen schon mehrmals verwarnt und ihn darauf hingewiesen, dass er sich mit seinem Benehmen Feinde mache und in der Kompanie bereits Stimmen laut wurden, die verlangten, ihn zu versetzen. Lange würde er ihn nicht mehr schützen können…
    »Mich beschützen?«, hatte Alexander lachend ausgerufen. »Aber das ist vollkommen unnötig, Archie!«
    Dann hatte er Hauptmann Campbell ernst angesehen.
    »Nicht einmal der Tod will etwas von mir wissen…«
    Er hatte sich abgewandt und war zu Émilie gegangen. Ob man ihn auspeitschte oder aufhängte, war ihm einerlei. Er war bereits tot.
     
    Im Rennenden Hasen herrschte großer Trubel. Nachdem Alexander auf die Würfel gepustet hatte, warf er sie auf den Tisch und sah zu, wie sie rollten und dann zur Ruhe kamen. Macpherson lachte wiehernd und steckte die Einsätze ein.
    »Ich fürchte, dein Stern hat dich verlassen, Macdonald! Wie viel hast du heute Abend schon verloren? Einen Shilling und sechs Pence? Meine Güte!«
    Murrend kramte Alexander in seinem Sporran . Von dem gesamten Geld, das er damals zusammengetragen hatte, um mit Leticia zu fliehen, und das er anschließend gespart hatte, um Isabelle heiraten zu können, war nur noch ein Zweipence-Stück übrig. Zögernd und verbittert drehte er es zwischen den Fingern. So weit war es also mit ihm gekommen! Er ließ die Münze auf den Tisch fallen.
    »Letzte Chance, mein Alter!«, erklärte Macpherson ihm grinsend. »Kredit gibt es bei mir keinen!«
    Munro hatte das Spiel von Anfang an verfolgt. Jetzt schüttelte er den Kopf.
    »Solltest du nicht besser aufhören, Alas?«
    Alexander ignorierte den Einwurf seines Cousins, nahm die Würfel und warf sie. Einige Minuten später stand er unter dem zufriedenen Blick von Macpherson, der endlich seine Revanche bekommen hatte, vom Spieltisch auf. Schleppenden Schrittes ging er zur Theke, wo Émilie einen Gast bediente.
    »Komm«, sagte er einfach, maß sie aber mit einem Blick, der keinen Zweifel an seinen Absichten ließ.
    »Ich will nicht, Alex. Nicht heute Abend.«
    Der Gast ging davon. Émilie wandte sich ab, um ein paar Gläser ins Regal einzuräumen.
    »Émilie!«
    Sein Tonfall war hart und gebieterisch und ließ die junge Frau so zusammenzucken, dass ihr fast das Glas, das sie in der Hand hielt, herunterfiel. Betrübt presste sie die Lippen zusammen; Alexander hatte sich in letzter Zeit so verändert…
    »Wenn das so ist«, murmelte er

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