Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
Kopf.
»Nein.«
Toupinet wurde unruhig. Er wollte gehen, denn er wusste, dass er seine Belohnung erst bekommen würde, wenn sie ihre Einkäufe beendet hatte. Isabelle umarmte Marcelline herzlich und ging hinaus.
»Hast du etwas über diese Schiffe gehört, Toupinet?«
»Nix gehört, Mamz’elle.«
Sie befanden sich an der Ecke Rue De Meules und Rue Sousle-Fort. Isabelle hob den Kopf und sah träumerisch über die Batterie Royale hinaus, die Kanonenstellung, die sich am Ende der Straße befand. Die Reede dort war verlassen. Vor einer Tür küsste sich ein verliebtes Paar. Isabelle dachte an den gut aussehenden Nicolas des Méloizes, und ihr Herz begann ein wenig schneller zu schlagen.
Ihr seltsamer Begleiter stieß ein komisches Glucksen aus, hüpfte von einem Fuß auf den anderen und schlug mit den Armen wie mit Gänseflügeln. Mit gespitztem Mund ahmte er einen schmatzenden Kuss nach. Isabelle brach in Gelächter aus. Armer Toupinet, dachte sie. Die Natur hat ihn nicht besonders großzügig bedacht. Aber dafür ist er schrecklich nett und würde keiner Fliege etwas zu Leide tun.
Jean Toupin, so sein richtiger Name, war als Säugling ausgesetzt und von den Augustinerinnen des Hospizes großgezogen worden. Seine Intelligenz war beschränkt, doch er wurde von einem grenzenlosen Drang angetrieben, anderen zu Gefallen zu sein, und so war er mit vierzehn Jahren von den Franziskanern quasi adoptiert worden, denen er als Botenjunge und Mädchen für alles diente. Die Bewohner der Unterstadt, wo er sich gern herumtrieb, hatten sich an ihn gewöhnt. Besonders gern strich er dort herum, wenn die großen Schiffe festmachten. Die gewaltigen Segler, die ihre Schätze auf die Kais ergossen, faszinierten ihn über alle Maßen.
Die Glocken von Notre-Dame-des-Victoires begannen zu schlagen. Isabelle fuhr zusammen. Das Angelusläuten! Wenn sie früh genug zu Hause sein wollte, um sich noch nützlich zu machen und Perrine und Sidonie beim Kochen zu helfen, musste sie sich beeilen. Im Laufschritt begab sie sich zusammen mit Toupinet in die Rue Saint-Pierre. Dort nahm sie ihren Korb wieder und gab dem ungeduldig hüpfenden Männlein die sorgfältig eingewickelten croquignoles .
»Danke, Toupinet. Ist mir immer ein Vergnügen, mit dir einkaufen zu gehen.«
Vor Freude über das Kompliment errötete er und umklammerte die Süßigkeiten mit seinen großen, behaarten Händen.
»Danke, Mamz’elle Lacoua.«
Isabelle drückte ihm einen kleinen Kuss auf die schlecht rasierte Wange und huschte eilig in den Hauseingang der Perthuis’. Hinter ihr blieb Toupinet sprachlos und verwundert zurück.
Das Klirren zerbrechender Fayence hallte durch die Küche.
»Verflixt und zugenäht!«
»Perrine! Hüte deine Zunge, mein Mädchen. Wir sind hier nicht auf einer Werft!«
Perrine schnitt Sidonie, die am Tisch arbeitete, hinter ihrem Rücken eine Grimasse. Die alte Frau hatte ihren Teig ausgerollt, drehte ihn jetzt mit geübter Hand inmitten einer Mehlwolke um und nahm erneut ihr Nudelholz zur Hand. Die junge Dienstmagd presste die Lippen zusammen, stieß eine weitere unterdrückte Verwünschung hervor und bückte sich, um die Scherben des Käsesiebs und den frischen Käse, den man nicht mehr gebrauchen konnte, aufzusammeln.
»Und wieder etwas für Museau. Dieser Hund wird bald so fett sein wie eine gestopfte Gans, bis er nicht einmal mehr aufstehen und sein Geschäft draußen machen kann! Herrje, und ich hatte den Boden gerade erst gescheuert …«
Vom Tisch her, wo Sidonie jetzt mit Kräutern gefüllte Poularden in Teig einschlug, erklang ein warnendes Räuspern. Isabelle lachte verstohlen und warf Ti’Paul, der sich in einer spiegelblank polierten metallenen Rührschüssel ansah und damit unterhielt, Grimassen zu schneiden, einen verschwörerischen Blick zu. Sie fühlte sich wie im siebten Himmel. Der Duft der Eiertorte 25 und des Apfelkuchens stiegen angenehm in ihr Näschen, das so empfänglich für kulinarische Genüsse war.
»Ist das jetzt genug, Mamie Donie?«, fragte sie und legte die Reibe und den Kohlkopf ab.
Sidonie beugte sich über die Schüssel, um den Inhalt prüfend zu betrachten. In der Küche wurde nichts ohne sie entschieden.
»Doch, das reicht bestimmt. Gebt das in einen Kessel, und gießt Wein darüber. Aber nur so viel, dass es bedeckt ist; Ihr sollt den Kohl nicht im Wein ersäufen.«
Isabelle tat, wie ihr geheißen. Die alte Dienstmagd fügte noch ein paar Zutaten hinzu, deren Geheimnis nur sie kannte,
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