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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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legte den Deckel auf den Kessel und trat an den Ofen.
    »Ti’Paul, lauf zu Baptiste und sag ihm, er soll noch Holz bringen. Ich will die Poularden für das Festmahl deiner Schwester nicht roh servieren.«
    »Zu Befehl, Mamie Donie!«
    Durch die Tür, die zum Hinterhof führte, rannte Ti’Paul aus der Küche. Der alte Baptiste Lefebvre, der im Haus als Mädchen für alles diente, war seit einer guten Stunde mit Holzhacken beschäftigt. Je nachdem, was gerade anlag, spielte er den Kutscher, den Gärtner, den Zimmermann und sogar gelegentlich den Schiedsrichter, wenn die Kinder sich zankten. Er stammte aus Sorel, wo er groß geworden war, und hatte wie so viele Bewohner dieser Gegend Sense und Rechen gegen Mokassins und Mitasses 26 eingetauscht und als Trapper dem »braunen Gold« nachgestellt, dem Biber. Er wäre sicherlich reich geworden, wenn er nicht so ein unverbesserlicher Spieler gewesen wäre.
    Er hatte keinen Sou mehr besessen, und da er steif vor Arthritis war, hatte er auch nicht mehr auf dem harten Boden der feuchten Wälder schlafen können. Da war er Étienne begegnet, der ihm den Rat gegeben hatte, seinem Vater seine Dienste anzubieten. Die Familie hatte damals soeben den treuen Michel verloren, der mehr als achtundzwanzig Jahre in ihren Diensten gestanden hatte. Zu Beginn war das schwierig für Baptiste gewesen, da er so lange die Freiheit der Wildnis genossen hatte. Doch mit der Zeit hatte er sich an das sesshafte Leben gewöhnt und sogar Gefallen daran gefunden.
    Charles-Hubert Lacroix schätzte diesen Mann sehr, der verlässlich, ehrlich und ebenso treu wie der vielbetrauerte Michel war. Er zögerte nicht einmal, ihm seine Aktenmappe anzuvertrauen, wenn er nach einem langen Tag im Palast des Intendanten nicht direkt nach Hause gehen wollte.
    Ti’Paul kam zurückgehüpft, setzte sich wieder vor die Schüssel und streckte die Zunge bis zum Kinn heraus. Perrine nahm die Schüssel weg.
    »Du sollst mir nicht darauf spucken! Jetzt muss ich sie noch einmal abwaschen, du kleines Ungeheuer! Komm, du kannst lieber die Möhren schaben.«
    Sie drückte ihm ein Gemüsemesser in die Hand und stellte die Schale mit den Möhren vor ihn hin.
    »Was? Ich soll Gemüse putzen? Aber das ist Frauenarbeit!«
    »Wenn das so ist, was hast du dann überhaupt hier zu suchen? Dann geh doch zu deinen Männerangelegenheiten! Aber lass deine Finger von meinem Geschirr!«
    Ti’Paul, der entschlossen war, in der Küche zu bleiben, verstummte und ergriff eine Möhre. Perrine sah nach der Milch, die auf dem Ofen heiß wurde. Sie gab eine Prise Salz hinzu, ein Stück kostbare Vanilleschote, die Isabelle so sehr liebte, und etwas Zitronat für das Aroma. Dann schlug sie vier dicke Eier auf, wobei sie Weiß und Dotter sorgfältig trennte. Das Eiweiß gab sie in eine Terrine, die auf einem feuchten Geschirrtuch stand, und Letztere in eine Schale. Neugierig trat Isabelle heran und sah zu. Mit kräftigen Bewegungen schlug die Dienstmagd das Eiweiß zu einem weichen Schnee, worauf sie sich besonders verstand.
    »Was tust du da, Perrine?«
    Perrine war so auf ihre Arbeit konzentriert gewesen, dass sie weder gehört noch gesehen hatte, dass Isabelle hinter sie getreten war. Sie stieß einen Schreckensschrei aus und ließ beinahe ihren Schneebesen fallen.
    »Herrje, Mam’zelle Lacroix! Euretwegen misslingt mir noch mein Eischnee!«
    »Tut mir leid, Perrine. Machst du mir Eierschaum-Klößchen ?«
    Die Dienstmagd versuchte, eine abweisende Miene aufzusetzen, doch sie konnte nichts dagegen tun, dass ihre Mundwinkel zuckten.
    »Macht Euch hinweg, Ihr kleine Topfguckerin! Lauft und deckt den Tisch, da könnt Ihr Euch nützlicher machen.«
    Isabelle schnüffelte an der Milch, deren Oberfläche sich mit winzigen Bläschen bedeckte. Ohne ihren Schneebesen wegzulegen, zog Perrine den Kessel vom Herd und warf Reis hinein. Mit einem Mal hellte sich das Gesicht der jungen Frau auf.
    »Du machst einen Reiskuchen à la Condé, ja, Perrine?«
    »Also, diesem Mädchen kann man wirklich nichts verbergen«, brummte die Dienerin gutmütig. »Da Ihr nun Bescheid wisst, könnt Ihr jetzt das Geschirr herausholen? Gleich kommen Eure Brüder mit den Kleinen, und die müsst Ihr beschäftigen, damit sie uns nicht vor die Füße laufen.«
    Isabelle trat an die Anrichte und nahm die Teller des herrlichen Sèvres-Services ihrer Mutter heraus. Ihr Vater hatte ihr das Porzellan vor sechs Jahren geschenkt, aber sie holte es nur zu hohen Fest- und Feiertagen heraus. Doch

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