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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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rannen durch die Furchen, die Müdigkeit und Alter in ihre Wangen gegraben hatten.
    »Sie sind gekommen … Sie haben getötet… Ahhh! Ahhh! Wer nicht fliehen konnte, ist umgebracht worden!«
    »Wer? Wisst Ihr, wer das getan hat? Sagt es mir! Ich werde sie rächen, Tsorihia und die anderen, ich räche sie.«
    »Irokesen und ein Mann aus deinem Volk. Ich habe… ihn gerochen.«
    »Engländer?«
    »Nein, kein Engländer …«
    Sie schloss die Augen, ließ seinen Hemdkragen los und sank gegen die Rindenwand. Das Schmuckstück… Alexander öffnete die Hand und betrachtete den Gegenstand, durchforschte seine Erinnerungen danach, wo er ihn schon einmal gesehen hatte… oder an wem. Er hielt ihn sich vors Gesicht und starrte auf die Haarsträhne, die noch daran hing. Dunkles Haar… dunkle, bösartig blickende Augen… Herrgott, Étienne! Er hatte dieses Kreuz an Étienne Lacroix gesehen! Die Erkenntnis fuhr ihm schmerzlich durchs Herz.
    Die alte Frau starb einige Stunden später. Alexander und Nonyacha trugen die Leichen zusammen und begruben sie. In einiger Entfernung vom Dorf fanden sie auch Mathias, eine Kugel im Rücken und skalpiert. Ihre grauenhafte Arbeit beschäftigte sie zwei Tage lang.
    Nonyacha entschied sich, nach Detroit zurückzukehren. Im Morgennebel nahmen die beiden Männer am Flussufer Abschied. Unter einem verhangenen Himmel trat Alexander den Rückweg zu Fuß an. Der Schotte war aufgewühlt und wurde von gemischten Gefühlen heimgesucht, manchmal von Trauer und oft von Empörung und Hass. Als es Nacht wurde, baute er sich einen Unterschlupf aus Tannenzweigen. Aber es dauerte lange, bis ihn endlich die Erschöpfung überwältigte und er einschlafen konnte. Bei Sonnenaufgang erwachte er mit verquollenen Augen. Die Landschaft zog an ihm vorüber; einmal als ein Teppich zarter Farnwedel und dann wieder als Dornengestrüpp. Er ließ sich von seinem Instinkt leiten und kletterte gleichmütig über alle Hindernisse. Nach und nach verfestigte sich sein Vorsatz: Étienne Lacroix würde dafür büßen.
    Am fünften Tag zeigte sich endlich die Sonne und ließ das Laubwerk, das sich rot färbte, aufleuchten. Der Herbst drang in jeden Winkel von Mutter Natur, liebkoste sie mit seinem milden Atem und machte sie langsam schläfrig. Irgendwo in den Bäumen sang eine Drossel. Bienen summten über den wolligen Blütenständen der Königskerzen und den flaumigen Blüten der weißen Spiersträucher. Allein inmitten dieser melancholischen Stimmung gewann Alexander nach und nach etwas Abstand von dem Erlebten und suchte nach Antworten.
    Wozu hatte Étienne in dem kleinen, abgelegenen Algonquin-Dorf so viele Männer, Frauen und Kinder abgeschlachtet? Was hatten diese Menschen Wertvolles besessen, dass er so viele, schreckliche Verbrechen begangen hatte, um es zu bekommen? Pelze? Sicher, die Algonquin hatten bestimmt während des Sommers eine ganze Menge zusammengebracht. Aber rechtfertigte das ein Massaker an einem Dutzend Unschuldiger? Waren diese Pelze mehrere Menschenleben wert? Je länger Alexander nachdachte, umso weniger konnte er sich des Verdachts erwehren, der ihn immer wieder überfiel: Étienne wollte etwas anderes. Aber was?
    Er saß auf einem Felsen, kaute angestrengt an einem Stück Trockenfleisch und betrachtete eine Goldrute, die sich in der Brise wiegte. Mit einem Mal fiel ihm die Kinnlade herunter.
    »Das Gold… natürlich. Das Gold des Hollandais’!«
    Hatte Étienne etwa elf Seelen geopfert, um an den Schatz heranzukommen? Wenn er richtig riet, dann war dieser Lacroix wahrhaftig ein Ungeheuer, ein infamer Mensch! Er wusste, dass Alexander lebte und hatte zweifellos erfahren, dass er bei den Algonquin dieses entlegenen kleinen Weilers gelebt hatte, die sich weigerten, die Gesetze der Weißen anzuerkennen. Er musste geglaubt haben, einige der Bewohner wüssten etwas über das Geheimnis des Hollandais’ … Mühsam schluckte Alexander seinen Bissen hinunter. Dann krampfte sich sein Magen zusammen, und er stöhnte. Mathias hatte sein Geheimnis gekannt …
    Er sprang auf und ergriff seine Schultertasche und sein Gewehr. Was hatte Mathias Étienne verraten? Sein Herz schlug schnell wie das eines gehetzten Tieres. Trotzdem nahm er sich die Zeit, die Position der Sonne zu studieren und die ungefähre Uhrzeit zu bestimmen. Wie viele Stunden mochten ihn noch von Red River Hill trennen? Zwei, drei oder viel mehr? Wenn Mathias versucht hatte, Tsorihia und Joseph zu retten, indem er das Versteck des Schatzes

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