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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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du nicht mehr mit ihnen spielen kannst, kleiner Mann.«
    Mit der freien Hand strich er über Gabriels feuerrotes Haar und verließ dann lächelnd das Zimmer. Marie sah, dass die Sache beigelegt war und bat, sich entschuldigen zu dürfen. Isabelle ließ sie gehen. Sie nahm ihren Sohn in die Arme und führte ihn zu einem Sessel. Genau in diesen Sessel hatte sie sich bei Nacht so oft mit ihm geflüchtet, um ihn zu stillen und später, wenn er einen Alptraum gehabt hatte, um ihn zu trösten, bis er wieder eingeschlafen war.
    »Klettere hier drauf«, sagte sie mit sanfter Stimme, die den Kleinen beruhigte.
    Er gehorchte und setzte sich auf die Röcke seiner Mutter, die inzwischen ganz verknittert waren. Als Isabelle bemerkte, in welchem Zustand sich ihre Abendrobe befand, seufzte sie, lächelte ihm aber trotzdem zu.
    »Und jetzt, Gabriel, wirst du mir erklären, was du mit einer Maus zu schaffen hattest. Du weißt genau, dass diese Tiere schmutzig sind und dich beißen können …«
    »Ja, Mama. Aber die Maus wa’ tot … Wollte nu’ spielen.«
    »War. Sprich mir nach, Gabriel: war.«
    »Wa’!«
    »Herrgott! Das ist wohl dein schottisches Blut…«
    Sie unterbrach sich und schlug die Hand vor den Mund. Die Worte waren ihr einfach so entschlüpft.
    »Was ist mit meinem Blut?«
    »Nichts, Gaby, gar nichts. Du hast sehr gutes Blut. Schön, Zeit ins Bett zu gehen.«
    Sie setzte den kleinen Jungen auf den Boden. Dann nahm sie ihn an der Hand und ging mit ihm zur Tür.
    »Was ist schottisches Blut, Mama?«
    In diesem Moment tauchte Pierre, der wie immer lächelte, in der Tür auf. Sie errötete heftig, doch als sie bemerkte, dass er nichts gehört hatte, erwiderte sie mit pochendem Herzen sein Lächeln.
    »Ich erkläre es dir an einem anderen Tag, Gaby«, flüsterte sie dem Knaben ins Ohr. »Seid Ihr so gut, ihn ins Bett zu bringen, Pierre? Ich muss mein Kleid ein wenig in Ordnung bringen.«
    »Beeilt Euch, der Wagen wartet schon.«
    Sie beugte sie zu Gabriel hinunter.
    »Sei brav, mein Engel. Ich gebe dir gleich noch einen Kuss.«
     
    Alles war aufgeboten worden, um das langsame, fast unmerkliche Eintreffen des Frühlings zu begehen. Das Fest schwelgte in einem Übermaß von Farben, Formen, köstlichen Speisen und Musik, das alle Sinne ansprach. In diesem Land, in dem der Adel sich aufgelöst hatte, befand sich die hedonistische bürgerliche Gesellschaft auf dem Weg zur Macht. Château Vaudreuil, wo Ralph Burton residierte, der Gouverneur von Montréal, lag in der Rue Saint-Paul, nur ein paar Schritte vom Haus der Larues entfernt. Trotzdem hatte Pierre lieber die Berline anspannen lassen, damit Isabelle sich nicht im Schnee und Schlamm der tief ausgefahrenen Straßen schmutzig machte.
    Im Ballsaal glitzerten tausend Lichter. Das Orchester spielte eine Chaconne, und die Kleider der Damen schwangen wie schillernde Blütenkronen, die einen Schwarm von Bienen anzogen. Das Schauspiel faszinierte Isabelle, die des Gesprächs über die Lage der katholischen Kirche in der neuen Province of Quebec ein wenig überdrüssig war.
    »Aber das ist skandalös! Die Engländer verstoßen gegen den Vertrag!«
    »So etwas!«, rief Madame Berthelot aus und wedelte mit ihrem großen Fächer aus Perlmutt und zartrosa gefärbten Federn vor ihrem glänzenden, weiß und rot geschminkten Gesicht herum. »Gouverneur Murray wird uns sicher bald einen neuen Bischof suchen. Dieser Mann behandelt uns so freundlich und zuvorkommend …«
    Ihre kleinen Augen, die unter geschwärzten Augenbrauen lagen, huschten von einem Kleid zum anderen, wogen ab, verglichen und fällten ihr Urteil. Isabelle nippte an ihrem Punsch und wettete mit sich selbst darauf, wie viele Sekunden das samtene Schönheitspflästerchen, das am Mundwinkel der Dame hing, wohl noch halten würde.
    »Artikel vier des Vertrags sichert uns nur zu, unsere Religion nach ihren Gesetzen auszuüben, nicht nach den unseren, Madame Berthelot. Aber er erlaubt uns nicht, zu tun, was wir wollen«, bemerkte Isabelle, die manchmal nicht begreifen konnte, welch einfachen Geistes manche ihrer Landsleute waren. »Daran kann auch der freundliche Murray bei allem guten Willen nichts ändern.«
    Da! Das Schönheitspflästerchen fiel ins Glas der Dame. Isabelle starrte auf den kleinen schwarzen Fleck, der auf der bernsteinfarbenen Flüssigkeit schwamm, und klappte ihren Fächer auf, um dahinter ihr Lächeln zu verbergen.
    Der kanadische Klerus, der seit dem Tod von Monseigneur Pontbriand im Jahre 1760 ohne

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