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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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damit meinte. »Wir haben doch vorerst genug Geld.«
    »Vorerst«, stimmte sie ihm zu. »Ein oder zwei Jahre – vielleicht länger, wenn wir aufpassen. Und du meinst, wir sollten einfach auf unseren Hintern sitzen, bis uns das Geld ausgeht, und dann? Dann fängst du an, dir Gedanken darüber zu machen, was du tun solltest?«
    »Ich mache mir Gedanken«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. Das stimmte; seit Monaten tat er kaum etwas anderes. Da war natürlich das Buch; er war dabei, die Lieder aufzuschreiben, die er im achtzehnten Jahrhundert auswendig gelernt hatte – aber das konnte man kaum als ernsthafte Arbeit bezeichnen. Eher als Denksport.
    »Ach ja? Ich ebenfalls.« Sie kehrte ihm den Rücken zu und drehte das Wasser auf, vielleicht, um ihm das Wort abzuschneiden, vielleicht auch, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Das Wasser hörte auf zu laufen, und sie drehte sich wieder um.
    »Hör zu«, sagte sie, um einen Tonfall der Vernunft bemüht. »Ich kann nicht viel länger warten. Ich kann nicht jahrelang den Anschluss verlieren und dann wieder anmarschiert kommen. Mein letztes Projekt ist sechs Monate her – ich kann nicht länger warten.«
    »Du hast nie etwas davon gesagt, dass du wieder ganztags arbeiten willst.« Sie hatte in Boston einige kleinere Aufträge übernommen – befristete Projekte als Beraterin, nach Mandys Entlassung aus dem Krankenhaus. Joe Abernathy hatte sie ihr besorgt.
    »Hör zu, Mann«, hatte Joe unter vier Augen zu Roger gesagt. »Sie hat Hummeln
im Hintern. Ich kenne die Kleine; sie braucht Bewegung. Ihre Gedanken haben sich Tag und Nacht nur um das Baby gedreht, wahrscheinlich schon seit der Geburt, und sie ist jetzt wochenlang mit Ärzten und anhänglichen Kindern eingesperrt gewesen. Sie braucht frische Luft.«
    Ich etwa nicht?, hatte Roger gedacht – doch das konnte er natürlich nicht laut sagen.
    Ein älterer Mann mit einer Schiebermütze jätete das Unkraut vor einem der Grabsteine, und neben ihm lag ein großer Haufen entwurzelter Pflanzen. Er hatte Roger beobachtet, als dieser an der Mauer zögerte, und nickte ihm jetzt freundlich zu, schwieg aber.
    Sie war eine Mutter, hätte er gern gesagt. Hätte gern etwas über die enge Bindung zwischen ihr und den Kindern gesagt; darüber, dass sie sie brauchten wie Luft, Nahrung und Wasser. Hin und wieder war er sogar eifersüchtig, weil ihn niemand auf diese grundlegende Weise brauchte; wie konnte sie sich diesem Geschenk verweigern?
    Nun, er hatte einmal versucht, dies anzudeuten. Das Ergebnis hatte dem geähnelt, was zu erwarten war, wenn man in einer mit Gas gefüllten Mine ein Streichholz entzündete.
    Er wandte sich abrupt ab und verließ den Kirchhof. Er konnte jetzt nicht mit dem Rektor sprechen – konnte jetzt eigentlich gar nicht sprechen; er musste sich erst beruhigen und seine Stimme wiederfinden.
    Er wandte sich nach links und ging die Huntly Street entlang. Aus dem Augenwinkel sah er am anderen Ufer die Fassade von St. Mary’s, der einzigen katholischen Kirche in Inverness.
    Zu Beginn des Streits, als es noch rationaler zuging, hatte sie es versucht. Gefragt, ob es ihre Schuld war.
    »Liegt es an mir?«, hatte sie ernst gefragt. »Ich meine, weil ich katholisch bin? Ich weiß – ich weiß, dass dadurch alles komplizierter wird.« Ihre Lippen zuckten. »Jem hat mir von Mrs. Ogilvy erzählt.«
    Ihm war nicht zum Lachen gewesen, doch er konnte sich bei diesem Gedanken ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Er hatte draußen an der Scheune kompostierten Dung in eine Schubkarre geschaufelt, um ihn im Gemüsegarten zu verteilen. Jem hatte ihm mit seiner Kinderschaufel geholfen.
    »Sechzehn Tonnen, und was ist der Preis?«, hatte Roger gesungen – wenn man das heisere Krächzen, das er hervorbrachte, denn so nennen konnte.
    »Du wirst immer älter und sitzt tiefer im Scheiß!«, trötete Jem, der sich alle Mühe gab, wie ein Countrysänger zu klingen, dann aber in hilfloses Gekicher ausbrach.
    In diesem unpassenden Moment hatte er sich umgedreht und festgestellt, dass sie Besuch hatten: Mrs. Ogilvy und Mrs. MacNeil, die Säulen des Damenkränzchens der Free North Church von Inverness. Er kannte sie – und er wusste sehr genau, was sie hier wollten.
    »Wir sind hier, um Ihre werte Ehefrau zu besuchen, Mr. MacKenzie«, sagte
Mrs. MacNeil und lächelte mit geschlossenen Lippen. Er war sich nicht sicher, ob sie mit dieser Miene ihre persönlichen Bedenken zum Ausdruck bringen wollte oder ob sie einfach nur Angst

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