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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ihrer Eltern trauerte, hatte es außer Frage gestanden, dass sie einen Beruf ausübte. Nichts und niemand hätte sie von ihrer Tochter getrennt.
    Aber jetzt ging es Mandy gut – sie war geradezu haarsträubend gesund, wie die Spur der Zerstörung, die sie hinterließ, bezeugte. Sie hatten ihre Identität im zwanzigsten Jahrhundert mit akribischer Sorgfalt neu etabliert, hatten Lallybroch von der Bank erworben, in deren Besitz es sich befunden hatte, und waren nach Schottland gezogen; Jem hatte sich – mehr oder weniger – in der Schule des Nachbardorfs eingelebt, und sie hatten ein nettes Mädchen aus dem Dorf als Haushaltshilfe und als Babysitter für Mandy eingestellt.
    Und jetzt würde Brianna arbeiten gehen.
    Roger stand die Hölle bevor. Zumindest metaphorisch, wenn nicht buchstäblich.
     
    BRIANNA KONNTE NICHT BEHAUPTEN, DASS MAN SIE NICHT GEWARNT HATTE. Es war eine Männerwelt, die sie nun betrat.
    Es war eine grauenvolle Knochenarbeit gewesen – die Tunnel zu graben, die die Kabel meilenweit von den Turbinen der Wasserkraftwerke fortführten. »Tunneltiger« hatte man die Männer genannt, die sie angelegt hatten, viele von ihnen polnische und irische Immigranten, die in den Fünfzigern als Gastarbeiter gekommen waren.
    Sie hatte davon gelesen, hatte Bilder von ihnen gesehen, die Gesichter verschmutzt und weißäugig wie Bergwerksarbeiter – im Büro der Zentrale waren die Wände übersät damit, Dokumente der größten Leistung des modernen Schottland. Was war denn die größte Leistung des alten Schottland?, fragte sie sich. Der Kilt? Bei diesem Gedanken hatte sie sich das Lachen verkneifen müssen, was sie jedoch offenbar sympathisch aussehen ließ, denn Mr. Campbell, der Personalchef, hatte sie freundlich angelächelt.
    »Sie haben großes Glück, mein Fräulein; nächsten Monat wird in Pitlochry eine Stelle frei«, hatte er gesagt.
    »Das ist ja toll.« Sie hatte eine Mappe mit ihren Zeugnissen und Arbeitsnachweisen auf dem Schoß liegen. Er bat gar nicht darum, sie sehen zu dürfen, was Brianna sehr überraschte, doch sie legte sie vor ihm auf den Schreibtisch und schlug sie auf. »Hier sind meine … äh …?« Er starrte den Lebenslauf an, der obenauf lag, und sein Mund stand so weit offen, dass sie die Metallplomben in seinen Backenzähnen sehen konnte.
    Er schloss den Mund, blickte erstaunt zu ihr auf, richtete den Blick erneut auf die Mappe und hob langsam den Lebenslauf an, als hätte er Angst, darunter könnte sich etwas noch Schockierenderes befinden.
    »Ich denke, ich bin hinreichend dafür qualifiziert«, sagte sie und unterdrückte das nervöse Bedürfnis, die Finger in ihren Rock zu krallen. »Für eine
Anstellung bei der Kraftwerksaufsicht, meine ich.« Eigentlich wusste sie es verdammt genau. Sie hätte ein verflixtes Wasserkraftwerk bauen können, ganz zu schweigen davon, es zu beaufsichtigen.
    »Aufsicht …«, krächzte er schwach. Dann hustete er und errötete ein wenig. Kettenraucher; sie konnte den Tabakrauch riechen, der in seinen Kleidern hing.
    »Ich fürchte, wir haben hier ein kleines Missverständnis, meine Liebe«, sagte er. »Wir brauchen in Pitlochry eine Sekretärin.«
    »Das kann ja sein«, sagte sie und gab dem Bedürfnis nach, eine Faust in ihrem Rock zu machen. »Aber in der Anzeige, auf die ich geantwortet habe, wurde ein Betriebsaufseher gesucht, und das ist die Stelle, um die ich mich bewerbe.«
    »Aber … meine Liebe …« Er schüttelte sichtlich entgeistert den Kopf. »Sie sind doch eine Frau!«
    »Das stimmt«, sagte sie, und jeder, der ihren Vater gekannt hatte, hätte den stählernen Unterton ihrer Stimme gehört und umgehend klein beigegeben. Unglücklicherweise war Mr. Campbell zwar Jamie Fraser nie begegnet – doch ihm stand eine lehrreiche Erfahrung bevor. »Würden Sie mir bitte erklären, für welchen Teilbereich dieser Arbeit man einen Penis braucht?«
    Ihm quollen die Augen aus dem Kopf, und er nahm die Farbe der Kehllappen eines Truthahns zur Paarungszeit an.
    »Das – Sie – das ist -« Mit sichtlicher Anstrengung beherrschte er sich so weit, dass er einen höflichen Tonfall wahrte, obwohl ihm der Schock in das kantige Gesicht geschrieben war.
    »Mrs. MacKenzie. Die Idee der Emanzipation ist mir nicht fremd, aye? Ich habe selbst Töchter.« Und keine von ihnen hätte je so etwas zu mir gesagt, drückte seine hochgezogene Augenbraue aus. »Es ist ja nicht so, dass ich Sie für inkompetent halte -« Er betrachtete die offene Mappe, zog beide

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