Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
um einiges versöhnlicher gestimmt. Jetzt konnte er nach Hause fahren und ihr sagen …
Nein, verdammt. Das konnte er nicht, noch nicht. Er musste erst nachsehen.
Eigentlich brauchte er nicht nachzusehen; er wusste, dass er recht hatte. Aber er musste es schwarz auf weiß haben, musste es Brianna zeigen können.
Er machte auf dem Absatz kehrt, schritt an der verwunderten Parkplatzaufsicht vorbei, die gerade von hinten kam, nahm zwei Stufen auf einmal und lief über die Straße wie auf glühenden Kohlen. Er ging in einen Pub, wühlte in seiner Tasche nach Münzen und rief vom Münzfernsprecher aus in Lallybroch an. Annie nahm den Anruf mit ihrer üblichen Unhöflichkeit entgegen und plärrte derart heftig »Hallo«, dass ihm fast das Trommelfell platzte.
Er hielt sich nicht damit auf, sie wegen ihrer Telefonmanieren zurechtzuweisen.
»Hier ist Roger. Sagen Sie meiner Frau, dass ich nach Oxford fahre, weil ich etwas nachschlagen muss. Ich bleibe über Nacht.«
»Mmpfm«, sagte sie und legte auf.
AM LIEBSTEN HÄTTE SIE ROGER MIT EINEM STUMPFEN GEGENSTAND vor den Kopf geschlagen. Zum Beispiel mit einer Champagnerflasche.
» Wohin ist er gefahren?«, fragte sie, obwohl sie Annie MacDonald deutlich gehört hatte. Annie zog die schmalen Schultern bis zu den Ohren hoch, um anzudeuten, dass sie begriffen hatte, dass die Frage rhetorisch gemeint war.
»Nach Oxford«, sagte sie. »Nach England. « Ihr Tonfall unterstrich die Ungeheuerlichkeit von Rogers Handlungsweise. Nicht nur, dass er sich einfach abgesetzt hatte, um irgendetwas in einem alten Buch nachzuschlagen – was ja schon seltsam genug gewesen wäre, obwohl er natürlich ein Gelehrter war und solche Menschen alles Mögliche taten -, nein, er hatte auch Frau und Kinder ohne ein Wort im Stich gelassen und sich in ein fremdes Land davongemacht!
»Er hat gesagt, er kommt morgen nach Hause«, fügte Annie mit großer Skepsis hinzu. Vorsichtig ergriff sie die Tüte mit der Champagnerflasche, als könnte diese explodieren. »Meinen Sie, ich soll sie auf Eis legen?«
»Auf – oh, nein, nicht in die Gefriertruhe. Nur in den Kühlschrank. Danke, Annie.«
Annie verschwand in der Küche, und Brianna blieb einen Moment im zugigen Flur stehen, um ihre Gefühle in den Griff zu bekommen, bevor sie Jem und Mandy suchen ging. Wie Kinder nun einmal waren, hatten sie einen hyperempfindlichen Radar, was ihre Eltern betraf. Sie wussten bereits, dass irgendetwas zwischen ihr und Roger vorging; die Tatsache, dass ihr Vater so plötzlich verschwunden war, war nicht geeignet, sie in Sicherheit zu wiegen. Hatte er sich von ihnen verabschiedet? Ihnen versichert, dass er zurückkommen würde? Nein, natürlich nicht.
»Verflixter egoistischer, egozentrischer …«, murmelte sie. Da ihr kein passender Name zur Vervollständigung einfiel, sagte sie, »dämlicher Schuft! « und prustete dann zögerlich lachend los. Nicht nur, weil es eine so alberne Beleidigung war, sondern auch, weil sie bei aller Ironie zugeben musste, dass sie bekommen hatte, was sie wollte. In doppelter Hinsicht.
Natürlich hätte er sie nicht davon abhalten können, sich um die Stelle zu bewerben – und wenn er sich erst einmal an die damit verbundenen Veränderungen gewöhnt hatte, würde er, so glaubte sie, schon damit zurechtkommen.
Männer hassen Veränderungen, hatte ihre Mutter einmal beiläufig zu ihr gesagt. Es sei denn natürlich, es war ihre Idee. Aber manchmal kann man ihnen auch suggerieren, dass es ihre Idee war.
Vielleicht hätte sie weniger direkt sein sollen, versuchen sollen, Roger das Gefühl zu geben, dass er in Bezug auf ihre Anstellung zumindest ein Wort mitzureden hatte, wenn schon nicht, dass es seine Idee war – das wäre übertrieben gewesen. Aber sie war nicht in der Stimmung für eine Finte gewesen. Oder auch nur für Diplomatie.
Und was sie ihm angetan hatte … Nun, sie hatte seine Passivität ertragen, solange sie konnte, und dann hatte sie ihn ins kalte Wasser geworfen. Vorsätzlich.
»Und ich habe nicht den Hauch eines schlechten Gewissens deswegen!«, sagte sie, an den Garderobenständer gerichtet.
Sie hängte langsam ihren Mantel auf und ließ sich viel Zeit dabei, die Taschen nach gebrauchten Taschentüchern und zerknitterten Kassenbons abzusuchen.
Hatte er sich jetzt pikiert davongemacht – um es ihr heimzuzahlen, dass sie wieder arbeiten gehen wollte? Oder aus Wut, weil sie ihn einen Feigling genannt hatte? Das war schlimm für ihn gewesen; seine Augen waren
Weitere Kostenlose Bücher