Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
Augenbrauen hoch und schlug den Ordner entschlossen zu. »Es ist die – Umgebung, in der Sie arbeiten müssten. Sie würde sich nicht für eine Frau eignen.«
»Warum denn nicht?«
Allmählich fand er seine Souveränität wieder.
»Es ist oft körperlich sehr anstrengend – und um ehrlich zu sein, Mrs. MacKenzie, die Männer, mit denen Sie zusammenarbeiten müssten, sind nicht sehr feinfühlig. Die Firma kann wahrhaftig nicht guten Gewissens Ihre Sicherheit aufs Spiel setzen, von gutem Geschäftsgebaren ganz zu schweigen.«
»Sie beschäftigen Männer, die einer Frau etwas antun würden?«
»Nein! Wir -«
»Sie haben Kraftwerke, von denen eine Gefahr für Leib und Leben ausgeht? Dann brauchen Sie ja unbedingt eine Betriebsaufsicht, nicht wahr?«
»Die gesetzlichen Hürden -«
»Ich bin mit den Richtlinien für den Kraftwerksbetrieb bestens vertraut«, sagte sie bestimmt, griff in ihre Tasche und holte die – sichtlich gelesene – Druckausgabe des offiziellen Regelwerks hervor. »Ich kann Probleme erkennen
– und ich kann Ihnen sagen, wie Sie sie so schnell und so wirtschaftlich wie möglich beheben können.«
Mr. Campbells Miene war zutiefst unglücklich.
»Und wie ich höre, haben Sie nicht gerade eine Flut von Bewerbern für diese Stelle«, schloss sie. »Nicht einen, um genau zu sein.«
»Die Männer …«
»Männer?«, sagte sie und ließ einen winzigen Hauch von Belustigung in diesem Wort mitschwingen. »Ich arbeite nicht zum ersten Mal mit Männern. Ich komme gut mit ihnen zurecht.«
Sie sah ihn an, ohne etwas zu sagen. Ich weiß, wie es ist, einen Mann zu töten, dachte sie. Ich weiß genau, wie einfach das ist. Und Sie nicht. Ihr war nicht bewusst, dass sich ihre Miene verändert hatte, doch Campbell verlor ein wenig von seiner Röte und wandte den Blick ab. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte sie sich, ob Roger wohl auch den Blick abwenden würde, wenn er dieses Wissen in ihren Augen sah. Doch dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um über so etwas nachzudenken.
»Warum zeigen Sie mir nicht eines der Werke?«, schlug sie liebenswürdig vor. »Danach können wir ja weiterreden.«
IM ACHTZEHNTEN JAHRHUNDERT HATTEST. STEPHEN’S VORÜBERGEHEND ALS Gefängnis für festgenommene Jakobiten gedient. Es gab Berichte, nach denen man zwei von ihnen auf dem Kirchhof hingerichtet hatte. Es war nicht das Schlimmste, was man sich als letzten Anblick denken konnte, dachte er; der breite Fluss und der endlose Himmel, die sich beide zum Meer ergossen. Sie hatten etwas Beständiges, Friedliches an sich, Wind, Wolken und Wasser, obwohl sie unablässig in Bewegung waren.
Wenn du dich je inmitten eines Paradoxons wiederfindest, kannst du dir sicher sein, dass du an der Schwelle zur Wahrheit stehst, hatte sein Adoptivvater einmal zu ihm gesagt. Möglich, dass du nicht weißt, wie sie aussieht, hatte er lächelnd hinzugefügt. Aber sie ist da.
Der Rektor, Dr. Weatherspoon, hatte ebenfalls diverse Aphorismen auf Lager.
»Wenn Gott eine Tür zuschlägt, öffnet er ein Fenster.« Klar. Das Problem war, dass dieses Fenster im zehnten Stock lag und er nicht sicher war, ob Gott auch Fallschirme lieferte.
»Und?«, fragte er und blickte zum Himmel über Inverness empor, an dem die Wolken dahintrieben.
»Verzeihung?«, sagte der verblüffte Küster, der hinter einem Grabstein auftauchte, wo er gearbeitet hatte.
»Entschuldigung.« Roger winkte verlegen ab. »Nur … ein Selbstgespräch.«
Der ältere Mann nickte verständnisvoll. »Aye, aye. Das macht nichts. Wenn Sie anfangen, Antworten zu bekommen, dann erst sollten Sie sich Sorgen machen.« Mit einem heiseren Glucksen tauchte er wieder aus Rogers Blickfeld ab.
Roger stieg vom höher gelegenen Kirchhof zur Straße hinunter und ging
langsam zum Parkplatz zurück. Nun, den ersten Schritt hatte er getan. Viel später, als er ihn hätte tun sollen – Brianna hatte nicht ganz unrecht; er war ein Feigling gewesen -, aber er hatte ihn getan.
Das Problem war zwar noch nicht gelöst, aber es hatte schon gutgetan, es einfach nur jemandem darzulegen, der es verstand und Mitgefühl mit ihm hatte.
»Ich werde für Sie beten«, hatte Dr. Weatherspoon gesagt, als er ihm zum Abschied die Hand schüttelte. Auch das tat gut.
Er begann, die feuchten Betonstufen zum Parkplatz hinaufzusteigen, und suchte in seiner Tasche nach dem Schlüssel. Er konnte zwar nicht behaupten, dass er schon ganz mit sich selbst versöhnt war – aber zumindest war er Brianna gegenüber
Weitere Kostenlose Bücher