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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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stand, doch es gab keinen Weg, das herauszufinden; ich wusste zwar, dass Onkel Lamb einen rudimentären Stammbaum gezeichnet hatte – vor allem für mich -, doch ich hatte ihn nie genauer betrachtet. Wo war er wohl jetzt?, fragte ich mich. Er hatte ihn Frank und mir geschenkt, als wir geheiratet hatten, ordentlich abgetippt und abgeheftet.
    Ob ich Mr. Beauchamp in meinem nächsten Brief an Brianna erwähnen sollte? Sie musste ja unsere alten Familienunterlagen haben – kistenweise alte Steuererklärungen, ihre gesammelten Schularbeiten und Kunstprojekte … Ich lächelte bei der Erinnerung an einen Dinosaurier aus Ton, den sie mit acht Jahren getöpfert hatte, ein Monster mit Riesenzähnen, das trunken zur Seite lehnte und einen kleinen zylindrischen Gegenstand im Maul hängen hatte.
    »Das ist ein Säugetier, das er gerade frisst«, hatte sie mir mitgeteilt.
    »Was ist denn mit den Beinen des Säugetiers passiert?«, hatte ich gefragt.
    »Sie sind abgefallen, als der Dinosaurier daraufgetreten ist.«
    Diese Erinnerung hatte mich einen Augenblick abgelenkt, und eine vorwitzige Möwe näherte sich im Tiefflug und hackte nach meiner Hand. Dabei schleuderte sie die letzten Überbleibsel meines Brötchens zu Boden, wo es augenblicklich in der kreischenden Menge ihrer Kameraden verschwand.
    Ich stieß einen Fluch aus – die Möwe hatte einen blutigen Kratzer auf meinem Handrücken hinterlassen -, packte das Pamphlet und warf es mitten zwischen die zankenden Vögel. Es traf einen von ihnen am Kopf, und er fiel wild flatternd auf die Seite. Dies zerstreute den Pöbel, der sich unter lauten Möwenflüchen verdrückte, dabei aber nicht einen Krümel zurückließ.

    »Ha«, sagte ich erneut, nicht ohne eine gewisse grimmige Genugtuung. Dank einer obskuren, aus dem zwanzigsten Jahrhundert stammenden Hemmung, Abfälle liegen zu lassen, sammelte ich das Pamphlet wieder ein. Es war jetzt in mehrere Stücke zerrissen, und ich legte sie zu einem groben Rechteck zusammen.
    »Überlegungen über die Gnade«, war sein Titel, und der Untertitel lautete, Gedanken zur Natur des göttlichen Mitleids, seiner Manifestation im Menschenherzen und Instruktionen zur Verbreitung desselben zum Nutzen des Einzelnen und der Menschheit. Wahrscheinlich nicht unbedingt Mr. Crupps meistverkaufter Titel, dachte ich und stopfte es an den Rand meines Korbes.
    Was mich auf einen weiteren Gedanken brachte. Ich fragte mich, ob Roger es wohl eines Tages in einem Archiv finden würde. Ich hielt es für mehr als wahrscheinlich.
    Bedeutete das, dass wir – zumindest ich – uns absichtlich so verhalten sollten, dass auch wir in den Archiven auftauchten? Angesichts der Tatsache, dass es sich bei den meisten Nachrichten, die es – ganz gleich, in welcher Ära – in die Zeitung schafften, um Kriege, Verbrechen, Tragödien und andere Katastrophen handelte, dachte ich, lieber nicht. Die wenigen Situationen, in denen ich es fast zur Berühmtheit gebracht hätte, waren alles andere als angenehm gewesen. Und das Letzte, was ich wollte, war, dass Roger einen Bericht fand, in dem stand, dass ich wegen Bankraubs gehängt worden war, dass ich als Hexe hingerichtet worden war oder dass ich von rachsüchtigen Möwen zu Tode gehackt worden war.
    Nein, schloss ich. Am besten erzählte ich Brianna einfach nur von Mr. Beauchamp und unserem Familienstammbaum, und wenn Roger darin herumstochern wollte, schön und gut. Natürlich würde ich nie erfahren, ob er Mr. Percival dort gefunden hatte, doch falls ja, würden zumindest Jem und Mandy ein bisschen mehr über ihre Herkunft erfahren.
    Wo war er nur, dieser Ordner? Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte er auf dem Aktenschrank in Franks Büro gelegen. Ich erinnerte mich deutlich daran, weil Onkel Lamb eine ziemlich verspielte Version von etwas darauf gezeichnet hatte, was ich für das Familienwapp-
    »Ich bitte um Verzeihung, Madam«, sagte eine tiefe Stimme respektvoll hinter mir. »Ich sehe, dass Ihr -«
    Abrupt aus meiner Erinnerung gerissen, wandte ich mich der Stimme verständnislos zu und dachte dabei vage, dass sie mir bekannt -
    »Ach du lieber Himmel!«, platzte ich heraus und sprang auf. »Ihr!«
    Ich trat einen Schritt zurück, stolperte über den Korb und wäre fast in den Hafen gefallen, wenn mich Tom Christie nicht gerettet hätte, indem er instinktiv nach meinem Arm griff.
    Er riss mich von der Kante des Kais fort, und ich fiel gegen seine Brust. Er fuhr zurück, als bestünde ich aus geschmolzenem

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