Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
habt Ihr damit gemeint, dass Ihr dachtet, ich wäre tot?«
Er öffnete den Mund, um zu antworten, wurde aber von Phaedre unterbrochen, die lächelnd an unseren Tisch kam, um uns zu bedienen.
»Kann ich Euch etwas bringen, Sir, Ma’am? Möchtet Ihr etwas essen? Wir haben heute einen schönen Schinken, Bratkartoffeln und dazu Mrs. Symonds besondere Rosinen-Senfsauce.«
»Nein«, sagte Mr. Christie. »Ich – nur einen Cidre, bitte.«
»Whisky«, sagte ich. »Reichlich.«
Mr. Christie sah schockiert aus, doch Phaedre lachte nur und huschte davon. Ihre anmutigen Bewegungen zogen die stille Bewunderung der meisten männlichen Gäste auf sich.
»Ihr habt Euch nicht verändert«, stellte er fest. Sein Blick wanderte gebannt über mich hinweg und registrierte jedes Detail meiner Erscheinung. »Ich hätte Euch gleich an Eurem Haar erkennen müssen.«
Seine Stimme war tadelnd, aber mit einem Hauch von zögerlicher Belustigung versetzt; er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr er es missbilligte, dass ich mich weigerte, eine Haube zu tragen oder mein Haar anderweitig zu bändigen. »Liederlich« hatte er das genannt.
»Ja, das hättet Ihr«, sagte ich und hob die Hand, um besagtes Haar zu glätten, denn durch die Abenteuer des Vormittags hatte es arg gelitten. »Ihr habt mich erst erkannt, als ich mich umgedreht habe, oder? Was hat Euch denn bewogen, mich anzusprechen?«
»Ich hatte gesehen, dass Ihr eines meiner Traktate hattet.«
»Was?«, sagte ich verständnislos, folgte aber seiner Blickrichtung und sah das angesengte Pamphlet über das Göttliche Mitleid unter einem Kohlkopf hervorlugen. Ich bückte mich und zog es heraus, und erst jetzt fiel mir der Autor auf: von Mr. T.W. Christie, MA, Universität Edinburgh.
»Wofür steht denn das ›W‹«, fragte ich und legte es hin.
Er blinzelte.
»Warren«, erwiderte er schroff. »Wo in Gottes Namen kommt Ihr her?«
»Mein Vater hat stets behauptet, er hätte mich im Garten unter einem Kohlblatt gefunden«, erwiderte ich. »Oder meint Ihr heute? Falls ja, aus dem ›King’s Arms‹.«
Sein Schreck ließ allmählich nach, und die Entrüstung über meinen Mangel an weiblichem Anstand zog ihm das Gesicht wieder zu seiner üblichen strengen Miene zurecht.
»Treibt keine Scherze. Mir wurde gesagt, Ihr wärt tot«, sagte er vorwurfsvoll. »Ihr und Eure gesamte Familie wärt bei einem Brand umgekommen.«
Phaedre, die gerade die Getränke brachte, sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Ich finde nicht, dass sie besonders knusprig aussieht, Sir, falls Ihr verzeiht.«
»Danke für den Kommentar«, zischte er hinter zusammengebissenen Zähnen. Phaedre wechselte einen belustigten Blick mit mir und ging kopfschüttelnd davon.
»Wer hat Euch das gesagt?«
»Ein Mann namens McCreary.«
Ich muss verständnislos ausgesehen haben, denn er fügte hinzu: »Aus Brownsville. Ich bin ihm Ende Januar hier – in Wilmington, meine ich – begegnet. Er war vor einem Tag aus den Bergen gekommen, hat er gesagt, und hat mir von dem Brand erzählt. Hat es gebrannt?«
»Nun, ja, das hat es«, sagte ich langsam und fragte mich, ob – und in welchem Ausmaß – ich ihm die Wahrheit darüber erzählen sollte. In sehr geringem, hier in der Öffentlichkeit, beschloss ich.
»Vielleicht ist es dann ja Mr. McCreary gewesen, der die Nachricht über den Brand in die Zeitung gesetzt hat – aber das kann nicht sein.« Roger hatte gesagt, die Notiz wäre 1776 erschienen – fast ein Jahr vor dem Brand.
»Das war ich«, sagte Christie. Jetzt war es an mir zu blinzeln.
»Ihr? Wann denn?« Ich trank einen ordentlichen Schluck Whisky, denn ich hatte das Gefühl, ihn mehr denn je zu brauchen.
»Sobald ich es gehört hatte. Oder – nun ja, nein«, verbesserte er sich. »Ein paar Tage später. Ich … war sehr bestürzt über die Nachricht«, fügte er hinzu. Er senkte den Blick, und zum ersten Mal, seit wir uns hingesetzt hatten, sah er mich nicht mehr direkt an.
»Ah. Das tut mir leid«, sagte ich mit gesenkter Stimme. Ich hatte das Gefühl, mich entschuldigen zu müssen – obwohl, warum ich mich dafür entschuldigen sollte, nicht verbrannt zu sein …
Er räusperte sich.
»Ja. Nun. Ich, äh, hatte das Gefühl, dass irgendetwas unternommen werden sollte. Irgendein formelles Gedenken an Euer – Euer Dahinscheiden.« Jetzt blickte er auf, und seine grauen Augen sahen mich direkt an. »Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Ihr – alle«, fügte er hinzu, doch dies war
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