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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Metall, dann nahm er mich in die Arme, presste mich fest an sich und küsste mich mit leidenschaftlicher Hingabe.
    Er brach ab, blickte mir ins Gesicht und keuchte: »Ihr seid doch tot!«

    »Äh, nein», sagte ich so verblüfft, dass ich es entschuldigend klingen ließ.
    »Ich bitte – ich bitte um Verzeihung«, brachte er hervor und ließ die Arme sinken. »Ich – ich – ich -« Er sah so weiß aus wie ein Gespenst, und ich befürchtete schon, dass er in den Hafen fallen würde. Ich bezweifelte zwar, dass ich viel besser aussah, doch zumindest stand ich fest auf beiden Beinen.
    »Ihr setzt Euch besser hin«, sagte ich.
    »Ich – nicht hier«, wehrte er spontan ab.
    Er hatte recht. Das Kai war ein Ort, an dem reges Treiben herrschte, und unser kleines rencontre hatte bereits einige Aufmerksamkeit erregt. Einige Passanten begafften uns ganz unverhohlen und stießen sich gegenseitig an, während uns die Kaufleute, die Seeleute und die Dockarbeiter weniger direkte Blicke zuwarfen. Ich begann mich so weit von meinem Schreck zu erholen, dass ich nachdenken konnte.
    »Habt Ihr irgendwo ein Zimmer? O nein – das geht nicht, nicht wahr?« Ich konnte mir jetzt schon zu gut vorstellen, was für Geschichten im Ort die Runde machen würden, sobald wir die Docks hinter uns ließen; wenn wir uns dann auch noch in Mr. Christies – im Moment konnte ich nur als »Mr. Christie« an ihn denken – Zimmer zurückzogen …
    »Das Wirtshaus«, sagte ich bestimmt. »Kommt mit.«
     
    DER FUSSWEG ZU SYMONDS WIRTSHAUS DAUERTE NUR EINIGE MINUTEN, UND wir legten ihn in völligem Schweigen zurück. Hin und wieder warf ich ihm jedoch einen verstohlenen Blick zu, sowohl um mich zu vergewissern, dass er kein Gespenst war, als auch, um mir einen Eindruck von seiner gegenwärtigen Lage zu verschaffen.
    Sie schien erträglich zu sein; er war anständig gekleidet, trug einen dunkelgrauen Anzug und ein sauberes Leinenhemd, und wenn er auch nicht nach der neuesten Mode gekleidet war – ich biss mir auf die Lippen bei der Vorstellung, dass Tom Christie auf die Mode achten könnte -, sah er doch zumindest nicht schäbig aus.
    Ansonsten sah er in etwa so aus wie bei unserer letzten Begegnung – oder nein, verbesserte ich mich. Eigentlich sah er viel besser aus. Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte ihm tiefste Trauer jede Kraft geraubt; die Tragödie des Todes seiner Tochter und die darauffolgenden Komplikationen hatten ihn am Boden zerstört. Dies war auf der Cruizer gewesen, dem britischen Schiff, auf welchem Gouverneur Martin Zuflucht gesucht hatte, als man ihn vor fast zwei Jahren aus der Kolonie vertrieb.
    Damals hatte mir Mr. Christie erstens seine Absicht kundgetan, den Mord an seiner Tochter zuzugeben – dessen man mich beschuldigte -, mir zweitens seine Liebe gestanden und mir drittens sein Vorhaben enthüllt, sich an meiner Stelle hinrichten zu lassen. Dies alles machte seine plötzliche Auferstehung nicht nur zu einer Überraschung, sondern obendrein zu einer mehr als nur ein wenig peinlichen Situation.

    Was die Peinlichkeit noch vergrößerte, war die Frage, was er – falls überhaupt – über das Schicksal seines Sohnes Allan wusste, der tatsächlich an Malva Christies Tod schuld gewesen war. Kein Vater sollte eine Geschichte wie die seine zu hören bekommen, und ich wurde von Panik gepackt, als ich daran dachte, dass ich es ihm möglicherweise erzählen musste.
    Ich sah ihn noch einmal an. Sein Gesicht war von tiefen Falten durchzogen, doch es war weder eingefallen noch von offenem Gram gezeichnet. Er trug keine Perücke, obwohl sein grau meliertes Haar wie üblich kurz geschnitten war, genau wie sein gepflegter Bart. Mein Gesicht kitzelte, und ich hielt mich nur mit Mühe davon ab, mir deshalb den Mund zu reiben. Er war unleugbar verstört – nun, das war ich ebenso -, hatte sich jedoch wieder im Griff, und er öffnete mir die Wirtshaustür mit perfekter Höflichkeit. Nur das Zucken eines Muskels an seinem linken Auge verriet ihn.
    Ich fühlte mich, als würde ich am ganzen Körper zucken, doch Phaedre, die im Schankraum bediente, sah mich ganz normal an und nickte freundlich. Sie war Thomas Christie natürlich noch nie begegnet, und sie hatte nach meiner Festnahme zwar mit Sicherheit von dem Skandal gehört, doch den Herrn in meiner Begleitung würde sie nicht damit in Verbindung bringen.
    Wir fanden im Speisezimmer einen Tisch am Fenster und setzten uns.
    »Ich dachte, Ihr seid tot«, sagte ich übergangslos. »Was

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