Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
das Grundstück geworfen hatte.« Er blickte hinter sich und verzog das Gesicht. »Warum kommt Ihr nicht mit und fragt ihn?«
»Das ist sehr freundlich von Euch, Sir.« Jamie signalisierte mir mit einem Zucken seiner Augenbraue, dass ich nicht länger gebraucht wurde, um den Schein zu wahren, und ich meiner Wege gehen konnte. Also wünschte ich Mr. Longfield einen guten Tag und begab mich auf Futtersuche in den Fleischtöpfen von Wilmington.
Hier gingen die Geschäfte noch besser als in New Bern. Wilmington hatte einen Hochseehafen, und die englische Blockade hatte zwar unweigerlich den Import und Export beeinträchtigt, doch es kamen zumindest noch Schiffe aus der Gegend und küstennahe Paketboote in den Hafen. Außerdem war Wilmington um einiges größer, und auf dem Marktplatz herrschte geschäftiges Treiben. Dort verbrachte ich eine angenehme Stunde damit, Kräuter zusammenzutragen und das Stadtgespräch aufzuschnappen, bevor ich mir ein Käsebrötchen zum Mittagessen kaufte und zum Hafen wanderte, um es zu essen.
Ich schlenderte in aller Seelenruhe umher und hoffte, vielleicht das Schiff zu erspähen, das uns möglicherweise nach Schottland bringen würde, doch ich sah nichts vor Anker liegen, was irgendwie groß genug für eine solche Reise aussah. Aber natürlich: DeLancey Hall hatte ja gesagt, wir würden zunächst auf ein kleines Schiff steigen müssen, vermutlich sein eigenes Fischerboot, und uns aus dem Hafen stehlen müssen, um auf See mit dem größeren Schiff zusammenzutreffen.
Ich setzte mich auf einen Poller, um zu essen, und zog eine kleine Schar neugieriger Seemöwen an, die wie übergewichtige Schneeflocken angeschwebt kamen und mich umringten.
»Überleg’s dir gut, Kumpel«, sagte ich und zeigte mahnend mit dem Finger auf ein besonders dreistes Exemplar, das auf meine Füße zugewackelt kam und meinen Korb beäugte. »Das ist mein Mittagessen.« Ich hatte das halb verbrannte Pamphlet noch, das Jamie mir gereicht hatte, und ich wedelte heftig damit. Die Möwen flatterten alarmiert kreischend auf, ließen sich aber unverdrossen in etwas respektvollerem Abstand erneut rings um mich nieder. Ihre Knopfaugen waren ausnahmslos auf das Brötchen in meiner Hand gerichtet.
»Ha«, sagte ich zu ihnen und schob vorsichtshalber den Korb hinter meine Füße. Ich umklammerte mein Brötchen und behielt die Möwen fest im Auge. Mit dem anderen Auge betrachtete ich den Hafen. Etwas außerhalb lag ein britisches Kriegsschiff vor Anker, und der Union Jack, der an seinem Bug flatterte, löste eine merkwürdig paradoxe Mischung aus Stolz und Beklommenheit in mir aus.
Der Stolz war ein Reflex. Ich war Engländerin. Ich hatte Großbritannien in Lazaretten gedient, auf Schlachtfeldern – pflichtbewusst und ehrenhaft -, und ich hatte viele meiner Landsleute im Dienst dieses Landes fallen sehen. Der Union Jack, den ich jetzt vor mir hatte, sah zwar etwas anders aus als der, unter dem ich gedient hatte, doch es war ohne Frage die gleiche Flagge, und bei ihrem Anblick ging mir auf instinktive Weise das Herz auf.
Gleichzeitig war ich mir der Bedrohung, die diese Flagge nun für mich und die Meinen bedeutete, nur zu bewusst. Die oberen Kanonenschächte des Schiffs standen offen; offensichtlich fand dort eine Übung statt, denn ich sah, wie die Kanonen in rascher Folge aus- und wieder eingefahren wurden und sie ihre stumpfen Nasen erst aus den Schächten steckten und sie dann wieder zurückzogen wie die Köpfe kampfsüchtiger Nagetiere. Gestern hatten noch zwei Kriegsschiffe im Hafen gelegen; das andere war verschwunden … Wohin? Befand es sich auf einer bestimmten Mission – oder kreuzte es nur rastlos vor der Hafenmündung auf und ab, allzeit bereit, jedes verdächtig aussehende Schiff zu entern, zu beschießen oder zu versenken? Ich konnte mir kaum etwas vorstellen, was verdächtiger wirkte als das Schiff, das Mr. Halls Schmugglerfreund gehörte.
Wieder dachte ich an den mysteriösen Mr. Beauchamp. Frankreich war noch neutral; auf einem Schiff, das unter französischer Flagge fuhr, würden wir um einiges sicherer sein. Zumindest sicherer vor den Nachstellungen der britischen Marine. Was jedoch Beauchamps Motive betraf … Widerstrebend hatte ich Fergus’ Wunsch, nichts mit dem Mann zu tun haben zu wollen, akzeptiert, doch ich fragte mich nach wie vor, warum in aller Welt sich Beauchamp so für Fergus interessierte.
Genauso fragte ich mich, ob er wohl in irgendeiner Verbindung mit meiner Sippe der Beauchamps
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