Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
Ich wollte Euch nicht -«
Er nahm meine Hand in beide Hände, so fest und so plötzlich, dass ich aufkeuchte und sich einige Köpfe neugierig in unsere Richtung wandten. Er achtete nicht darauf, sondern beugte sich über den Tisch zu mir herüber.
»Hört mir zu«, wisperte er leise und brennend. »Ich habe im Leben drei Frauen geliebt. Die eine war eine Hexe und eine Hure, die zweite nur eine Hure. Es kann gut sein, dass auch Ihr eine Hexe seid, aber das interessiert mich nicht. Meine Liebe zu Euch hat mir die Erlösung gebracht und etwas, das ich für meinen Frieden hielt, solange ich Euch für tot hielt.«
Er starrte mich an und schüttelte langsam den Kopf, und seine zusammengepressten Lippen verschwanden einen Moment in seinem Bart.
»Und jetzt seid Ihr hier.«
»Äh … ja.« Wieder hatte ich das Gefühl, mich dafür entschuldigen zu müssen, dass ich nicht tot war, doch ich tat es nicht.
Er holte tief Luft und atmete seufzend aus.
»Ich werde keinen Frieden finden, solange Ihr lebt.«
Dann hob er meine Hand und küsste sie, stand auf und ging.
»Aber«, sagte er und blieb an der Tür stehen, um sich nach mir umzudrehen, »ich sage nicht, dass ich das bedauere.«
Ich ergriff das Whiskyglas und leerte es in einem Zug.
BENOMMEN – UND DAS NICHT NUR VOM WHISKY – BEGAB ICH MICH AN MEINE restlichen Erledigungen. Ich hatte keinen Schimmer, was ich von Tom Christies Auferstehung halten sollte, doch sie raubte mir jede Fassung. Dennoch konnte ich ja im Grunde nichts tun, und so begab ich mich zu Stephen Moray, einem Silberschmied aus Fife, um eine Chirurgenschere in Auftrag zu geben. Glücklicherweise entpuppte er sich als intelligenter Mann, der sowohl meine Spezifikationen begriff als auch den Zweck, dem diese dienten, und er versprach mir, dass er die Schere in drei Tagen fertig haben würde. Dadurch ermutigt, wagte ich mich an einen etwas problematischeren Auftrag.
»Nadeln?« Verwundert zog Moray seine weißen Augenbrauen zusammen. »Ihr braucht doch keinen Silberschmied, um -«
»Keine Nähnadeln. Diese Nadeln sind länger, sehr dünn, und sie haben kein Nadelöhr. Sie dienen einem medizinischen Zweck. Und ich hätte gern, dass Ihr sie hieraus anfertigt.«
Er bekam große Augen, als ich etwas auf die Theke legte, was wie ein walnussgroßes Goldklümpchen aussah.
»Mein Mann hat es beim Kartenspiel gewonnen«, sagte ich mit einer Mischung aus Stolz und Verlegenheit, die mir für ein solches Eingeständnis passend erschien. Ich wollte nicht, dass irgendjemand auf die Idee kam, in Fraser’s Ridge könnte es Gold geben – ganz gleich, in welcher Form. Mit Jamies Ruf als Kartenspieler anzugeben, konnte kaum schaden; er war längst berühmt-berüchtigt für sein Talent.
Moray runzelte zwar die Stirn, als er meine Anweisungen für die Akupunkturnadeln las, erklärte sich aber bereit, sie mir anzufertigen. Glücklicherweise schien er noch nie etwas von Voodoopuppen gehört zu haben, sonst wäre es mir vielleicht schwerer gefallen, ihn zu überzeugen.
Nach dem Besuch bei dem Silberschmied und einem raschen Ausflug auf den Markt, wo ich Frühlingszwiebeln, Käse und einige frische Küchenkräuter erstand, war es später Nachmittag, bevor ich zum »King’s Arms« zurückkehrte.
Jamie spielte im Schankraum Karten, und Ian spähte ihm dabei über die Schulter, doch er sah mich hereinkommen, gab Ian seine Karten, kam zu mir,
um mir den Korb abzunehmen, und folgte mir die Treppe hinauf zu unserem Zimmer.
Dort drehte ich mich zu ihm um, kaum dass er die Tür geschlossen hatte, doch bevor ich den Mund aufmachen konnte, sagte er: »Ich weiß, dass Tom Christie am Leben ist. Ich bin ihm auf der Straße begegnet.«
»Er hat mich geküsst«, platzte ich heraus.
»Aye, das habe ich gehört«, sagte er und betrachtete mich mit einer Miene, die durchaus belustigt hätte sein können. Aus irgendeinem Grund fand ich das ausgesprochen ärgerlich. Er sah das, und seine Belustigung nahm zu.
»Es hat dir wohl gefallen, wie?«
»Es war nicht komisch!«
Die Belustigung verschwand zwar nicht, doch sie trat ein wenig in den Hintergrund.
» Hat es dir gefallen?«, wiederholte er, doch jetzt lag Neugier in seinem Tonfall, keine Ironie.
»Nein.« Ich wandte mich ab. »Das – ich hatte keine Zeit … darüber nachzudenken.«
Ohne Vorwarnung legte er mir eine Hand in den Nacken und küsste mich kurz. Und ich reagierte völlig reflexiv mit einer Ohrfeige. Nicht fest – ich versuchte noch in der Bewegung, den
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