Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
Schlag abzuschwächen – und eindeutig nicht schmerzhaft. Und doch war ich so überrascht und so bestürzt, als ob ich ihn zu Boden geschlagen hätte.
»So sehr braucht man gar nicht nachzudenken, oder?«, sagte er ungerührt und trat einen Schritt zurück, um mich neugierig zu betrachten.
»Es tut mir leid«, sagte ich und fühlte mich verlegen und wütend zugleich – und noch wütender, weil ich gar nicht verstand, warum ich so wütend war. »Das wollte ich nicht – entschuldige.«
Er legte den Kopf schief und sah mich an.
»Soll ich ihn lieber umbringen?«
»Ach, mach dich doch nicht lächerlich.« Ich bewegte nervös die Hände und band meine Tasche los, weil ich ihm nicht in die Augen sehen wollte. Ich war gereizt und bestürzt – umso mehr, als ich nicht wusste, weswegen.
»Es war eine aufrichtige Frage, Sassenach«, sagte er leise. »Vielleicht war sie nicht ganz ernst gemeint – aber aufrichtig. Ich glaube, du schuldest mir eine aufrichtige Antwort.«
»Natürlich möchte ich nicht, dass du ihn umbringst!«
»Möchtest du mir dann sagen, warum du mich geohrfeigt hast?«
»Warum -« Im ersten Moment stand ich mit offenem Mund da, dann schloss ich ihn. »Ja. Das möchte ich.«
»Ich habe dich gegen deinen Willen berührt«, sagte er und sah mich unverwandt an. »Nicht wahr?«
»Ja«, sagte ich, und das Atmen fiel mir ein wenig leichter. »Genau wie Tom Christie. Und nein, es hat mir nicht gefallen.«
»Das ist aber nicht Toms Schuld«, schloss er. »Armer Kerl.«
»Er würde dein Mitleid nicht wollen«, sagte ich gereizt, und er lächelte.
»Nein. Es gilt ihm aber dennoch. Trotzdem freut es mich«, fügte er hinzu.
»Was? Dass er noch lebt – oder – doch wohl nicht, dass er glaubt, er liebt mich?«, fragte ich ungläubig.
»Verharmlose seine Gefühle nicht, Sassenach«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Er hat sein Leben schon einmal für dich aufgegeben. Ich traue ihm zu, dass er es abermals tut.«
»Ich habe es doch schon beim ersten Mal nicht gewollt.«
»Das Ganze macht dir zu schaffen«, sagte er im Tonfall klinischen Interesses.
»Ja, verdammt, es macht mir zu schaffen!«, sagte ich. »Und« – plötzlich begriff ich und sah ihn scharf an – »dir auch.« Jetzt fiel mir wieder ein, dass er gesagt hatte, er wäre Tom Christie auf der Straße begegnet. Was hatte Tom zu ihm gesagt?
Er schüttelte zwar schwach den Kopf, leugnete es aber nicht.
»Ich will ja nicht sagen, dass mir Thomas Christie sympathisch ist«, sagte er nachdenklich, »aber ich respektiere ihn. Und es freut mich tatsächlich sehr, dass er noch lebt. Es war ja nicht falsch, dass du um ihn getrauert hast, Sassenach«, sagte er sanft. »Ich habe es ebenfalls getan.«
»Daran habe ich noch gar nicht gedacht.« Vor lauter Schreck über das Zusammentreffen hatte ich ganz vergessen, dass ich um ihn geweint hatte. »Aber es tut mir nicht leid.«
»Gut. Die Sache ist so«, fuhr er fort, »dass dich Tom Christie begehrt. Leidenschaftlich. Aber er weiß nicht das Geringste über dich.«
»Und du schon.« Ich beließ diesen Satz irgendwo zwischen Frage und Herausforderung, und er lächelte. Er drehte sich um und verriegelte die Tür, dann durchquerte er das Zimmer und schloss den Kalikovorhang vor dem einzigen kleinen Fenster, sodass das Zimmer in ein angenehm gedämpftes blaues Licht getaucht wurde.
»Oh, ich brauche und begehre dich sehr – aber ich kenne dich auch.« Er stand sehr dicht bei mir, so dicht, dass ich zu ihm aufblicken musste. »Ich habe dich niemals geküsst, ohne zu wissen, wer du warst – und das wird der arme Tom nie erfahren.« Gott, was hatte Tom ihm nur erzählt?
Mein Puls, der in den letzten Minuten Kapriolen geschlagen hatte, wurde zu einem raschen, leichten Pochen, das ich bis in die Fingerspitzen spüren konnte.
»Du hast aber nicht das Geringste über mich gewusst, als du mich geheiratet hast.«
Seine Hand schloss sich sanft um meinen Hintern.
»Nein?«
»Ich meine ansonsten.«
Er stieß einen leisen schottischen Kehllaut aus, nicht ganz ein Glucksen.
»Aye, nun ja, der kluge Mann weiß, was er nicht weiß – und ich lerne schnell, a nighean. «
Dann zog er mich sanft an sich und küsste mich – rücksichtsvoll und zärtlich, wissend – und mit meiner vollen Zustimmung. Meine Erinnerung an Tom Christies hitzige, ungeschickte Umarmung löschte er damit zwar nicht aus, doch ich hatte das Gefühl, dass er das auch gar nicht wollte; er wollte mir den Unterschied zeigen.
»Du
Weitere Kostenlose Bücher