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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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dachte sie fasziniert. Am Fuß des Haufens
waren mehrere Steinlagen übereinandergeschichtet, das hätte sie schwören können. Ein Fundament vielleicht. Sie würde demnächst einmal hinaufklettern müssen, um es sich genauer anzusehen – morgen, falls Roger … Wieder blickte sie zur Straße, und wieder war sie leer.
    Mandy war ihrer Teegesellschaft überdrüssig geworden und wollte nach Hause. Brianna nahm ihre Tochter fest bei der Hand und trug mit der anderen die Teetasse. So stiegen sie wieder hinunter zu dem großen, weiß gekalkten Haus, dessen frisch gewaschene Fenster ihnen freundlich entgegenschimmerten.
    Hatte Annie das getan?, fragte sie sich. Es war ihr gar nicht aufgefallen, und so viele Fenster zu putzen, wäre doch sicher nicht ohne großen Aufwand vonstattengegangen. Andererseits war sie durch die bange Vorfreude auf ihre neue Stelle abgelenkt gewesen. Ihr Herz tat einen kleinen Hüpfer bei dem Gedanken, dass sie am Montag ein weiteres Puzzlestück der Person, die sie einmal gewesen war, wieder einfügen würde, einen weiteren Stein im Fundament der Person, die sie jetzt war.
    »Vielleicht waren es ja die Kobolde«, sagte sie laut und lachte.
    »Waren Bolde«, wiederholte Mandy fröhlich.
    Jem war fast unten angekommen und drehte sich ungeduldig nach ihnen um.
    Als sie ihn erreichten, kam ihr ein Gedanke.
    »Jem«, sagte sie. »Weißt du, was ein Nuckelavee ist?«
    Jem bekam riesige Augen und hielt Mandy die Hände vor die Ohren. Etwas, das hundert kleine kalte Füße hatte, huschte Brianna über den Rücken.
    »Aye«, sagte er mit leiser, atemloser Stimme.
    »Wer hat dir denn davon erzählt?«, fragte sie mit beherrschter Stimme. Sie würde Annie MacDonald umbringen, dachte sie.
    Doch Jems Augen glitten zur Seite, und er starrte unwillkürlich hinter ihr zu dem alten Turm hinauf.
    »Er«, flüsterte er.
    »Er?«, sagte sie scharf und packte Mandy am Arm, die sich jetzt befreite und wütend auf ihren Bruder losging. »Hör auf, deinen Bruder zu treten, Mandy! Wen meinst du, Jemmy?«
    Jem biss sich auf die Lippe.
    »Er«, platzte er heraus. »Der Nuckelavee. «
     
    »› Zu Hause war die Kreatur im Meer, doch sie ging an Land, um Menschen zu verspeisen. An Land ritt der Nuckelavee ein Pferd, das manchmal nicht von seinem eigenen Körper zu unterscheiden war. Sein Kopf war zehnmal so groß wie ein Menschenkopf, sein Maul lief spitz zu wie bei einem Schwein, und seine Schnauze stand weit offen. Die Kreatur hatte keine Haut, und ihre gelben Adern, ihre Muskeln und Sehnen waren deutlich zu sehen und mit rotem Schleim überzogen. Die Kreatur war mit giftigem Atem und großer Kraft bewaffnet. Eine Schwäche hatte sie allerdings: eine Abneigung gegen Süßwasser. Das Pferd, auf dem sie ritt, wird so
beschrieben, dass es ein rotes Auge hatte, ein riesiges Maul wie ein Wal und Auswüchse wie Flossen an den Vorderbeinen.‹ Igitt!«
    Brianna legte das Buch hin – es stammte aus Rogers Sammlung schottischer Sagen – und starrte Jem an. »So etwas hast du gesehen? Oben beim Turm?«
    Ihr Sohn trat von einem Bein aufs andere. »Na ja, er hat gesagt, dass er es ist. Er hat gesagt, wenn ich nicht sofort verschwinde, verwandelt er sich in sich selbst, und das wollte ich nicht sehen, also bin ich abgehauen.«
    »Das würde ich auch nicht gern sehen.« Allmählich verlangsamte sich Briannas Herzschlag ein wenig. Nun gut. Er war also einem Menschen begegnet, keinem Monster. Nicht dass sie tatsächlich glaubte … Aber die bloße Tatsache, dass sich jemand beim Turm herumgetrieben hatte, war schon besorgniserregend genug.
    »Wie hat er denn ausgesehen, dieser Mann?«
    »Tja … groß«, sagte Jem unsicher. Angesichts der Tatsache, dass Jem noch keine neun war, waren die meisten Männer für ihn groß.
    »So groß wie Papa?«
    »Vielleicht.«
    Sie drang zwar weiter in ihn, förderte jedoch relativ wenige Einzelheiten zutage; Jem wusste, was ein Nuckelavee war – er hatte die spektakuläreren Bücher in Rogers Sammlung fast alle gelesen -, und die Begegnung mit jemandem, der jeden Moment seine Haut abwerfen und ihn fressen konnte, hatte ihm solche Angst gemacht, dass er sich nur spärlich an den Mann erinnern konnte. Hochgewachsen, kurzer Bart, Haar, das nicht sehr dunkel war, und Kleider »wie Mr. MacNeil sie trägt«. Die Arbeitskleider eines Farmers also.
    »Warum hast du mir oder Papa denn nichts von ihm erzählt?«
    Jem sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    »Er hat gesagt, er kommt zurück

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