Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
wieder, und er hörte Musselin flüstern, als sie die Pflanze in ihren Beutel steckte. »Andere Pflanzen werden durch Motten befruchtet. Diese wiederum …«
    »… blühen bei Nacht.«
    »Aber die meisten Pflanzen werden am Tag von Insekten geplagt und beginnen daher in der Morgendämmerung, ihre nützlichen Sekrete freizusetzen; die Konzentration nimmt im Tagesverlauf zu – doch wenn die Sonne zu heiß wird, verdunsten einige der Aromen in den Blättern, und die Pflanze stellt die Produktion ein. Also pflückt man die meisten aromatischen Pflanzen am späten Vormittag. Und so lehren die Schamanen und Kräuterkundler ihre Schüler, die eine Pflanze bei Neumond zu ernten und die andere um die Mittagszeit – und schon ist es Aberglaube, hmm?« Ihr Tonfall war ziemlich trocken, aber belustigt.
    Roger hatte sich auf die Fersen gehockt und ihr zugesehen. Jetzt, da sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er ihren Umriss gut erkennen, obwohl ihm die Einzelheiten ihres Gesichtes verborgen blieben.
    Sie arbeitete noch eine Zeit lang weiter, dann ging sie ebenfalls in die Hocke und räkelte sich. Er hörte ihren Rücken ächzen.
    »Ich habe ihn einmal gesehen, weißt du.« Ihre Stimme war gedämpft; sie hatte sich von ihm abgewandt und tastete unter den tief hängenden Zweigen eines Rhododendronbusches umher.
    »Ihn gesehen? Wen denn?«
    »Den König.« Sie hatte etwas gefunden; er hörte die Blätter rascheln, als sie daran zog, und dann zerbrach der Stiel mit einem Knacken.

    »Er hat die Soldaten im Lazarett in Pembroke besucht. Mit uns hat er auch gesprochen – mit den Schwestern und Ärzten. Er war ein stiller Mann, sehr würdevoll, aber er strahlte gleichzeitig Wärme aus. Ich könnte dir kein Wort von dem wiederholen, was er gesagt hat. Aber es war … eine bemerkenswerte Inspiration. Einfach nur, dass er da war.«
    »Mmpfm.« War es der heraufziehende Krieg, fragte er sich, der ihr solche Dinge ins Gedächtnis rief?
    »Ein Journalist hat die Königin gefragt, ob sie mit ihren Kindern aufs Land gehen würde, in die Evakuation – so haben es schließlich viele Leute gemacht.«
    »Ich weiß.« Roger sah plötzlich zwei Kinder vor seinem inneren Auge: ein Mädchen und einen Jungen, die mit schmalen Gesichtern schweigend an einem vertrauten Kamin hockten. »Wir hatten zwei von ihnen bei uns zu Hause in Inverness. Wie seltsam, ich hatte sie bis heute völlig vergessen.«
    Doch sie beachtete ihn nicht.
    »Sie hat gesagt – vielleicht nicht wortwörtlich, aber sinngemäß -, ›Nun, die Kinder können mich nicht verlassen, und ich kann den König nicht verlassen – und natürlich verlässt der König London nicht.‹ Wann ist dein Vater umgekommen, Roger?«
    Was auch immer er zu hören erwartet hatte, es war nicht das. Im ersten Moment kam ihm die Frage so zusammenhanglos vor, dass er sie nicht verstand.
    »Was?« Doch er hatte sie verstanden. Er schüttelte den Kopf, um das surreale Gefühl zu zerstreuen, und antwortete: »Im Oktober 1941. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das genaue Datum noch weiß – doch, ich weiß es, der Reverend hatte es in seinem Stammbaum notiert. Am einunddreißigsten Oktober 1941. Warum?« Warum in Gottes Namen, hätte er am liebsten gesagt, doch er bemühte sich ja, weniger zu fluchen. Er unterdrückte also den Impuls, seinen eigenen Gedanken nachzuhängen, und wiederholte sehr ruhig: »Warum?«
    »Du hast doch gesagt, er wäre in Deutschland abgeschossen worden, oder?«
    »Über dem Kanal auf dem Weg nach Deutschland. So hat man es mir gesagt.« Er konnte zwar ihre Gesichtszüge schwach im Mondlicht sehen, doch ihre Miene konnte er nicht erkennen.
    »Wer hat es dir gesagt? Weißt du das noch?«
    »Der Reverend wahrscheinlich. Oder es war meine Mutter.« Das unwirkliche Gefühl löste sich auf, und er wurde allmählich wütend. »Ist das wichtig?«
    »Wahrscheinlich nicht. Als wir dir das erste Mal begegnet sind – Frank und ich, in Inverness -, hat der Reverend gesagt, dein Vater wäre über dem Kanal abgeschossen worden.«
    »Ja? Hm …« Sein ja und? blieb unausgesprochen, doch sie hörte es trotzdem, denn ein leises Prusten klang von den Rhododendren herüber.
    »Du hast recht, es ist nicht wichtig. Aber der Reverend und du, ihr habt beide gesagt, dass er eine Spitfire geflogen ist. Ist das richtig?«
    »Ja.« Roger wusste nicht genau, warum, aber in seinem Nacken regte sich ein beklommenes Gefühl, so als stünde jemand hinter ihm. Er hustete, um eine
Ausrede dafür

Weitere Kostenlose Bücher