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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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waren. Ich spürte ihn, den festen Knoten des Protestes, der Verleugnung – Nein, es kann nicht sein, es kann nicht geschehen sein! – in meiner Kehle, doch es gab noch so viel zu tun. Mit dem Unausweichlichen würde ich mich später befassen.
    Er hielt sich eine Hand vor das Gesicht und schüttelte den Kopf langsam hin und her. Er sagte nichts und bewegte sich nicht, während ich die Wunde reinigte und verband.
    »Kannst du irgendetwas für Ian tun?«, fragte er, als ich fertig war. Er ließ die
Hand wieder sinken und blickte zu mir auf, als ich mich erhob. Sein Gesicht war vor Erschöpfung und Elend verzerrt, doch es war jetzt wieder ruhig. »Er …« Er schluckte und blickte zur Tür. »Es hat ihn furchtbar getroffen, Sassenach.«
    Ich warf einen Blick auf den Whisky, den ich mitgebracht hatte, eine Viertelflasche voll. Jamie folgte meiner Blickrichtung und schüttelte den Kopf.
    »Nicht genug.«
    »Dann trink du ihn.« Er schüttelte den Kopf, doch ich drückte ihm die Flasche in die Hand und schloss seine Finger darum.
    »Ärztliche Anordnung«, sagte ich leise, aber sehr bestimmt. »Schock.« Er widersetzte sich und machte Anstalten, mir die Flasche zurückzugeben, und ich verstärkte den Druck meiner Hand.
    »Ich weiß «, sagte ich. »Jamie – ich weiß. Aber du darfst nicht aufgeben. Nicht jetzt.«
    Er sah mich einen Moment lang an, doch dann nickte er und ergab sich, weil er es musste, und die Muskeln seines Arms entspannten sich. Meine Finger waren steif von der Kälte des Wassers und der Luft, aber immer noch wärmer als die seinen. Ich umfasste seine freie Hand mit beiden Händen und hielt sie fest.
    »Es hat seinen Grund, warum der Held niemals stirbt, weißt du«, sagte ich und versuchte ein Lächeln, obwohl sich mein Gesicht starr und falsch anfühlte. »Wenn es zum Schlimmsten kommt, muss doch immer noch irgendjemand die Entscheidungen treffen. Jetzt geh ins Haus, und wärme dich auf.« Ich blickte hinaus in den nächtlichen Schnee, der wild unter dem lavendelfarbenen Himmel umherwirbelte. »Ich … suche Ian.«
     
    WOHIN KONNTE ER GEGANGEN SEIN? NICHT WEIT, NICHT BEI DIESEM WETTER. In der Stimmung, in der er und Jamie gewesen waren, als sie mit Mrs. Bugs Leiche zurückgekommen waren, wäre er selbst vielleicht einfach in den Wald gegangen, ohne darüber nachzudenken, wohin er ging und was ihm zustoßen mochte – doch er hatte den Hund bei sich gehabt. Ganz gleich, wie ihm zumute war, er würde Rollo nicht in einen tobenden Schneesturm führen.
    Und das Wetter machte alle Anstalten, sich zu einem Schneesturm auszuwachsen. Ich kämpfte mich langsam hangaufwärts zu den Nebengebäuden vor und hielt meinen Umhang schützend über die Laterne. Plötzlich fragte ich mich, ob Arch Bug möglicherweise im Kühlhaus oder im Räucherschuppen Schutz gesucht hatte. Und … o Gott, wusste er es überhaupt? Eine Sekunde lang kam ich abrupt auf dem Pfad zum Stehen, und der dichte Schnee legte sich wie ein Schleier auf meinen Kopf und meine Schultern.
    Ich war so erschrocken über das, was geschehen war, dass ich noch gar nicht daraufgekommen war, mich zu fragen, ob Arch Bug wusste, dass seine Frau tot war. Jamie sagte, er hätte Arch sofort gerufen – doch er hatte keine Antwort bekommen. Vielleicht hatte Arch eine Hinterlist vermutet; vielleicht hatte er die Flucht ergriffen, als er Jamie und Ian sah, und war davon ausgegangen, dass sie seiner Frau gewiss nichts tun würden. In welchem Fall …

    »O verdammt «, knurrte ich irritiert. Doch für ihn konnte ich nun wirklich nichts tun. Ich hoffte, dass ich etwas für Ian tun konnte. Ich rieb mir mit dem Unterarm über das Gesicht, blinzelte, um meine Wimpern vom Schnee zu befreien, und ging langsam weiter, während der umherwirbelnde Schnee das Licht der Laterne schluckte. Falls ich Arch fand … Meine Finger klammerten sich fester um den Griff der Laterne. Ich würde es ihm sagen müssen, ihn zur Hütte mitnehmen müssen, um ihm zu zeigen – oje. Wenn ich mit Arch zurückkam, würden Jamie und Ian ihn ablenken können, bis ich Mrs. Bug aus dem Vorratsschuppen holen und sie etwas anständiger zurechtmachen konnte? Ich hatte keine Zeit gehabt, den Pfeil zu entfernen oder die Leiche vernünftig aufzubahren … Ich bohrte mir die Fingernägel der freien Hand in die Handfläche, um die Beherrschung wiederzufinden.
    »Himmel, lass mich ihn nicht finden«, murmelte ich. »Bitte lass mich ihn nicht finden.«
    Aber Kühlhaus, Räucherschuppen und Maisspeicher waren

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